Leben
lernen mit der Bibel
D I
E A P O K A L Y P S E
eine Partitur für den Weg der menschlichen Transformation
I n h a l t s v e r z e i
c h n i s
1... 1, 1-3: Vorwort 4
2... 1, 4-8: Friedenswünsche
an die Adressaten 4
3... 1, 9: Wer
ist der, der die Vision empfängt? 5
4... 1, 10-11: Der
Beginn der Vision 6
5... 1, 12-16: Das
erste Bild: Der Menschensohn
7
6... 1, 17-20: Die
Reaktion des Menschen Johannes
auf die Begegnung
mit dem Menschensohn
und dessen Auftrag
an ihn
8
7... 2, 1-7: Dem
Engel der Gemeinde in Ephesos schreibe 10
8... 2, 8-11: Dem
Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe 11
9... 2, 12-17: Dem
Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe 12
10... 2, 18-29: Dem Engel der Gemeinde in Thyateira schreibe 13
11... 3, 1-6: Dem Engel der Gemeinde in Sardeis schreibe 16
12... 3, 7-13: Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia
schreibe 17
13... 3, 14-22: Dem Engel der Gemeinde in Laodikeia schreibe 18
14... 4, 1-1: Die Vision vom Thron Gottes 21
15... 5, 1-14: Das Buch mit den sieben Siegeln 24
16... 6, 1-8: Das Lamm öffnet die ersten vier Siegel 28
17... 6, 9-17: Das fünfte und das sechste Siegel 31
18... 7, 1-17: Die Knechte Gottes werden besiegelt 33
19... 8, 1-5: Das Lamm öffnet das siebente Siegel 36
20... 8, 6-13: Die Trompeten der ersten vier Engel 36
21... 9, 1-12: Der fünfte Engel trompetet 39
22... 9, 13-21: Der sechste Engel trompetet 40
23... 10, 1-11: Der Engel und das kleine Buch 43
24... 11, 1-2: Die Vermessung des Tempels 46
25... 11, 3-14: Zwei Propheten
in der den Heiden
überlassenen heiligen Stadt 46
26... 11, 15-19: Der siebte Engel trompetet 49
27... 12, 1-6: Die Frau und der Drache 51
28... 12, 7-12: Der Sturz des Drachen 53
29... 12, 13-18: Der Drache beginnt den Kampf gegen die Frau 55
30... 13, 1-10: Das Tier aus dem Meer 58
31... 13, 11-18: Das Tier aus der Erde 60
32... 14, 1-5: Das Lamm und sein Gefolge 62
33... 14, 6-13: Die Ankündigung des Gerichts 63
34... 14, 14-20: Die Stunde der Ernte 64
35... 15, 1-8: Sieben Engel mit sieben Plagen 66
36... 16, 1-21: Die sieben Schalen der Leidenschaft Gottes 68
37... 17, 1-18: Die Vision von der Hure Babylon 72
38... 18, 1-8: Der Sturz Babylons 76
39... 18, 9-24: Die Klage über den Untergang Babylons 77
40... 19, 1-10: Der Jubel im Himmel 79
41... 19, 11-16: Der Richter erscheint auf einem weißen Pferd 80
42... 19, 17-21: Der Sieg über das Tier und seinen Propheten 83
43... 20, 1-6: Das Tausendjährige Reich 85
44... 20, 7-10: Der endgültige Sieg über den Satan 86
45... 20, 11-15: Das Gericht über die Toten 87
46... 21, 1-8: Der neue Himmel und die neue Erde 90
47... 21, 9-21: Das neue Jerusalem 92
48... 21,22 -
22,5: Das Leben in der heiligen Stadt 96
49... 22, 6-21: Sieh, ich komme schnell 98
Strukturbeschreibung
in der Sprache der heutigen Zeit
1 - 6: Der Mensch, der sehen kann,
was es mit dem menschlichen Leben
auf sich hat
7 - 13: Die
Menschen, an die er sich wenden kann,
bei denen eine
Aussicht besteht, dass sie die Botschaft hören.
14: Gewisse Menschen haben eine
vollkommene Einsicht
in das Wesen des Lebens
15: Die meisten Menschen begreifen
das Leben nicht; sie finden nur falsche Antworten
16 - 17: Die
ersten sechs Geheimnisse des Lebens:
Die unschuldige Kraft
Gestaute Energie
Berechnung
Angst vor dem Tod
Das vergewaltigte Kind in uns
Weltuntergang
18: Die
Besiegelung derer, die sich besinnen
19: Das
siebte Siegel: Zunächst Stille, die Ruhe vor dem Sturm
20 - 22: Die
ersten sechs "Trompeten" (Warnrufe):
Misserfolg, Unglück Katastrophen
Unbewusste Gewalten überwältigen
das Geplante
Eine Ideologie blockiert den
Energiefluss
Die Maßstäbe für die Einsicht werden
unklar
Die blockierten Menschen
produzieren Horrorgestalten
Die angestauten Aggressionen
entladen sich
23 - 25: Himmlische
Botschaften
werden an die
gepeinigte Menschheit gesandt:
Die Botschaft des Lammes:
wahllos zu werden
Die himmlischen Maßstäbe als
Orientierung
Zwei Propheten, die getötet
werden, aber auferstehen
26: Die
siebte Trompete: Gottes Herrschaft ist wiederhergestellt
Von hier aus erscheint noch eine
zweite Sicht
des Ablaufs der Dinge:
27 - 29: Die
Frau und der Drache
Mutter Natur bringt ständig
unter Schmerzen neues Leben hervor, unschuldig
Das Ego will selbst etwas tun,
etwas beweisen, etwas sein, ist eifersüchtig auf die Natur, kämpft gegen sie,
sucht sie zu zerstören
30 - 31: Die spektakulären, aber illusionären
Phänomene des Ego verführen die meisten
32: Die sich nicht verführen
lassen
33 - 35: Die
Wahrheit zeigt sich
36: Sieben biologische
Reaktionen auf die Blockade der Energie
37-40: Das
Ende der Ersatzbefriedigung
41: Der eigentliche Herr des
Lebens zeigt sich
42: Das Ego wird vernichtet
43 - 44: Eine
Zeit der Harmonie,
Die Wiederkehr des Ego und seine erneute Zerstörung
45: Angesichts
des Todes zeigt sich die Wirklichkeit
46 - 48: Das
Leben nach der Vernichtung des Ego
Himmel und Erde sind ganz neu
Das Wunder des Lebens ist
allgegenwärtig und sichtbar
Es braucht keine äußerlichen
Wegweiser
49: Das eben
Beschriebene wird in Kürze uns selbst geschehen
Zugang zur neuen Welt finden
wir,
indem wir uns reinigen von allen
Programmen
Alles in uns sehnt sich danach
Vorwort
Dem, der anklopft, wird aufgetan.
Das gilt auch für die Geheime
Offenbarung des Johannes.
Ich habe ihre Symbolik lange
nicht verstanden und mich auch nicht sehr darum bemüht, bis ich gebeten worden
bin, sie zu erklären. Dann kam zu meiner Überraschung das Folgende als
Ergebnis.
Die psychiatrischen Anstalten
sind voll mit Leuten, die, bevor sie irgend etwas vollbracht haben im Leben,
Halluzinationen mit religiösen Inhalten produzieren und dann glauben, sie stünden
auf einer Stufe mit Jesus oder Mose oder mit dem
Seher der Geheimen Offenbarung. Und sogar Fachleute auf dem Gebiet der
Schizophrenie meinen, sie hätten es bei den Visionen der Propheten mit dem
gleichen Phänomen zu tun wie bei den Halluzinationen ihrer Patienten. Doch die
Situation ist eine völlig andere:
Der Seher Johannes ist kein
Jugendlicher mit einem religiösen Wahn. Er hat sich durch sein lebenslanges
Eintreten für das Wort Gottes eine unumstößliche Basis in dieser Welt
geschaffen - und da empfängt er eine symbolhafte Schau des menschlichen
Lebensweges, seiner Abgründe und Verirrungen und auch seines Ziels.
Er sieht:
Das Buch mit den sieben Siegeln,
es offenbart sein Geheimnis
dem Lamm
für uns Menschen, damit wir rechtzeitig
die (sieben Reihen von) Warnzeichen erkennen,
durch die der Herr unseres
Lebens die Abgründe und Abzweigungen unseres Lebensweges markiert hat
und als Anleitung für den Autor
des Drehbuchs zu unserem eigenen archetypischen Lebensfilm
Die Apokalypse ist kein Buch für alle. Es geht darin
nicht um die Bekehrung der Heiden. Die Apokalypse ist eine wahrhaft esoterische
Schrift. Sie wendet sich nur an Initiierte, nur an solche Menschen, die die
Wahrheit bereits gesehen und am eigenen Leib erfahren haben. Sie sind nämlich
in Gefahr, nach ihrem Umkehrerlebnis wieder eingefangen zu werden von den alten
Lebensvorstellungen und mustern. Die Enthüllungen (= Apokalypse) dieses Buches
sollen sie wachhalten, damit sie auf dem Weg bleiben
zu der Erneuerung, die bleibt, zu ihrer endgültigen Erleuchtung. Darum hält das
Buch seine Leser in der ständigen Spannung zwischen den Abgründen des ewigen
Verderbens und der glorreichen Verheißung.
Wenn Sie also noch kein Erleuchtungserlebnis gehabt
haben, wenn Sie die Wahrheit in ihrer erschütternden Tiefe noch nicht erlebt
haben, machen Sie dieses Buch jetzt bitte wieder zu und stellen Sie es zurück
ins Regal. Es ist nicht für Sie - obwohl natürlich auch Sie eines Tages nach
der Wahrheit gefragt werden werden.
1... 1,1-3: Vorwort
(1) Offenbarung
des Jesus Christus, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was
in Kürze geschehen muss. Er hat sie durch seinen Engel geschickt und seinem
Knecht Johannes gezeigt, (2) der das Wort Gottes bezeugt hat und ebenso das
Zeugnis des Jesus Christus, soviel er davon geschaut hat.
(3) Selig, der die
Worte der Prophezeiung liest und hört und der das in ihr Geschriebene bewahrt,
denn die Zeit ist nahe.
Durch sein lebenslanges Zeugnis
für das Wort Gottes hat der Seher Johannes ein ganz besonderes Bewusstsein
entwickelt für den Prozess der menschlichen Transformation. Und jetzt, gegen
Ende seines Lebens, spürt er in sich den Ruf, den gläubig Gewordenen in einem
großen Bilderbogen vor Augen zu führen, welcher Art das Gericht ist, das den
Prozess der Menschwerdung steuert, und ihnen zu zeigen, dass es keine
Möglichkeit gibt, der Auseinandersetzung auszuweichen, denn nach der
Verdunkelung des menschlichen Wesens im Sündenfall kann nur eines dem Leben
Sinn verleihen, nämlich dass das ursprünglich Menschliche wieder erscheint, das
Ebenbild Gottes. Und Johannes sieht das Ringen darum und die Kräfte, die dabei
am Werk sind, und im Geist verwebt sich vor ihm alles in die Form eines großen
symbolischen Endzeitdramas.
Und Johannes sieht dieses Drama
als eine Offenbarung des "Jesus Christus". Und er meint damit nicht
einfach nur Jesus, sondern in ihm eben das in jedem Menschen bereits
gegenwärtige Ebenbild Gottes, den "Menschensohn", der in jedem von
uns ständig mit dem von ihm durch den Sündenfall losgelösten eigenwilligen
"Ich" zu kommunizieren versucht, ohne Worte, nur über den Organismus,
wie ein neugeborenes Kind mit seiner Mutter kommuniziert, und durch die
Bildersprache der Träume. Die Fähigkeit zu dieser bildlichen Form der Mitteilung
ist uns von Anfang an gegeben, und damit existiert von Anfang ein Tor zur
Erlösung. Und diejenigen, die sich danach sehnen, ihren Ursprung wiederzuentdecken, finden in diesen Bildern den Schlüssel
zu den für das gewöhnliche Bewusstsein oft unbegreiflichen, schmerzlichen und
auch glücklichen Erfahrungen des Lebens.
Und in den Bildern, die Johannes uns vorstellt, kann
jeder Hörer und jeder Leser seinen eigenen inneren Kampf wiedererkennen
und seine momentane Position darin. Wir alle können uns selbst darin finden und
sehen, was demnächst auf uns zukommen wird, "was in Kürze geschehen
muss". "Jesus Christus", "der Menschensohn" vermittelt
uns die Botschaft durch den Seher Johannes, damit wir die Bedeutung dieses
Kampfes für unser Leben erkennen und damit es uns leichter wird, uns eindeutig
auf die Seite des Erlösers zu stellen. Es ist keine Zeit zu verlieren. Die
Entscheidung ist bereits im Gange. (3)
2... 1, 4-8: Friedenswünsche an die Adressaten
(4) Johannes den
sieben Gemeinden in Asien.
Gnade euch und
Friede von dem, der ist und der war und der kommt,
und von den sieben
Geistern vor seinem Thron,
(5) und von Jesus
Christus, dem Zeugen, dem Treuen, dem Erstgeborenen der Toten und dem
Beherrscher der Könige der Erde.
Dem, der uns liebt
und der uns erlöste von unseren Sünden in seinem Blut,
(6) und der uns zu
einem Königtum machte, zu Priestern für seinen Gott und Vater, ihm sei der Ruhm und die Macht in die Äonen. Amen.
(7) Sieh, er kommt
mit den Wolken, und sehen wird ihn jedes Auge,
auch die, welche
ihn durchbohrten,
und trauern werden
über ihn alle Stämme der Erde. Ja, Amen.
(8) Ich bin das
Alpha und das Omega,
sagt der Herr,
Gott, der ist und der war und der kommt, der Allherrscher.
Johannes richtet seine Botschaft
an sieben exemplarische Gemeinden in Kleinasien. (1)
Er wünscht ihnen Frieden. Aber
wie kann einer Frieden haben, der sich abgespalten hat von seinem Ursprung? Er
wünscht ihnen daher Frieden "von Ihm, der ist und der war und der
kommt", von ihrem Urheber, zu dem sie wieder zurückkehren werden.
Und dieser Friede kommt auch von
den "sieben Geistern vor seinem Thron".
Sieben, das ist ein
vollständiger Zyklus, so wie die sieben Tage der Schöpfung und wie die Zahl des
Männlichen (drei) und die des Weiblichen (vier) zusammen sieben ergeben. Die
volle Zahl der Lebensgeister steht um den Thron Gottes. Und dieser Thron, wo
steht er? In diesem Augenblick stehen wir vor ihm. Und mitsamt den sieben
Geistern ist er in uns. Und auch da ist Frieden. (4)
Und Frieden kommt von dem
exemplarischen Menschensohn Jesus, der den Tod überwunden hat und dessen Kraft
die aller Könige der Erde übersteigt. In Jesus hat der Menschensohn uns ein für
allemal ein Beispiel der Erlösung gegeben, denn er hat sich vollkommen gelöst
von dem Eigensinn, durch den die gefallen Menschen sich von Gott getrennt
haben. Indem er sein Leben hingab, hat er gezeigt, dass kein Gut, auch nicht
das des Lebens, diese Abspaltung rechtfertigt. (5)
Indem er sich der Macht des
Todes nicht gebeugt hat, ist er zum König des Lebens geworden. Und indem wir
uns von ihm aus unseren Verstrickungen lösen lassen, werden auch wir wie er,
"eins mit dem Vater" und Beherrscher des Lebens. Und unser Leben wird
zu einem heiligen Ritual, das wir vor Gott, unserem Vater zelebrieren. Und dann
ist für uns niemand mehr groß oder mächtig, nur Gott allein. (6)
Und wie alles auf der Erde erst
wachsen kann, wenn Regen kommt (Gen 2, 5), so werden auch wir heutige Menschen
nur wiederbelebt durch sein Wasser des ewigen Lebens,
das er über uns ausgießen wird, wenn er kommt. Und alle werden diese
Notwendigkeit sehen, auch die, die den hingerichtet haben, in dem das Ebenbild
Gottes bereits klar erschienen war. Und die Menschen aller Völker werden
klagen, weil sie so hartnäckig festgehalten haben an ihrem eigensinnigen
Machtanspruch. (7)
Das sagt Gott, unser Ursprung
und unser Ziel, der letztlich alles beherrscht, auch wenn es oft nicht so zu
sein scheint. (8)
3... 1, 9: Wer ist der, der die Vision empfängt?
(9) Ich, Johannes,
euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und dem Königtum und der
Ausdauer in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, wegen des Wortes Gottes
und des Zeugnisses von Jesus.
Johannes, der diese Vision empfängt, ist keiner von den
Unsterblichen Göttern des Olymp, er ist einer wie wir,
bedrängt wie wir. Und wie wir hat auch er teil an der Herrschaft des einen
Herrn, und mit uns harrt er aus in dem Bewusstsein, das Jesus uns vermittelt
hat.
Auf der Insel Patmos hat Johannes dieses gesehen, weil
Gott ihn da hingestellt hat als Zeuge für Jesus. (9)
4... 1, 10-11: Der Beginn der Vision
(10) Ich war im
Geist am Herrentag
und hörte hinter
mir eine Stimme wie von einer Trompete,
(11) die sagte:
Was du siehst, schreibe in ein Buch
und schicke es den
sieben Gemeinden,
nach Ephesus und nach
Smyrna und nach Pergamon und nach Thyateira und nach Sardeis und nach Philadelphia und nach Laodikeia!
Johannes "war im Geist am
Herrentag". Was das heißt, können wir nur verstehen, wenn wir verstehen,
wer dieser Mensch ist. Er nennt sich "Johannes", so wie der
Evangelist, so wie der Lieblingsjünger Jesu. Ob er es wirklich ist oder
vielleicht ein Schüler wissen wir nicht. Moderne Bibelwissenschaftler meinen,
es wäre nicht der Apostel, sondern ein anderer, und sie begründen das mit
Unterschieden in der Wortwahl zwischen dem Evangelium und der Geheimen
Offenbarung. So plausibel das auch klingt, es beweist doch nichts, denn wenn
Menschen als Medien sprechen, verändert sich auch ihre Wortwahl. Aber wir
brauchen uns gar nicht einmischen in den Streit der Wissenschaftler, denn wir
etwas haben vor uns, das für sich spricht: eine Botschaft aus einer anderen
Welt, eine Art Traum, einen tiefen Einblick in das Leben. Und den Kampf, den
Johannes sieht, können wir in diesem Augenblick in uns selbst wahrnehmen, wenn
wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten: Es ist der Kampf zwischen unserem
eigensinnigen "Ich" und unserer Sehnsucht nach Menschlichkeit und
Frieden.
Johannes sieht diesen Kampf in
vielen Varianten und Details. Und das zeigt, dass er selbst diesen Kampf sein
ganzes Leben lang geführt und beobachtet hat. Und von da her weiß Johannes
auch, dass dieser Kampf niemand erspart bleibt.
"Im Geist" ist er.
Seine Aufmerksamkeit verweilt also nicht bei den Dingen des Alltags, sondern
beim Wesentlichen. Und das kann ja nie direkt, sondern nur in symbolischen
Bildern beschrieben werden.
Johannes erlebt in diesem
Augenblick also weder eine psychotische Episode noch sieht er etwas für ihn
völlig Neues; er sieht vielmehr etwas, das er sehr gut kennt aus seiner
täglichen Praxis des Ausharrens. Und jetzt, gegen Ende seines Lebens,
übermittelt er seine Erfahrung in diesem großen Bilderbogen des Lebens. Und aus
seiner tiefen Verbundenheit mit dem Menschlichen weiß er, dass sein Vermächtnis
nichts Subjektives ist, sondern eine für alle gültige Offenbarung aus dem
göttlichen Licht.
Johannes hört hinter sich
"eine laute Stimme wie von einer Trompete". Nocheinmal:
Die Vision des Johannes ist nicht die psychotische Halluzination eines grünen
Jünglings. Die Stimme, die er hört, kommt aus seiner überaus reichen
Lebenserfahrung. Sie ist eine bewusste Projektion. Der Seher weiß, wovon er
spricht. Er hat etwas Entscheidendes mitzuteilen. Deshalb beginnt seine Schau
mit dem Ruf des göttlichen Herolds. Und dessen "Stimme" befiehlt ihm,
alles Folgende niederzuschreiben und als Buch auszusenden an sieben
exemplarische christliche Gemeinden in Kleinasien auszusenden: Ephesos, Smyrna,
Pergamon, Thyateira, Sardeis,
Philadelphia und Laodikeia.
5... 1,12-16: Das erste Bild: Der Menschensohn
(12) Und ich
wandte mich um, um die Stimme zu sehen,
welche mit mir
redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, (13) und
inmitten der Leuchter einen gleich dem Sohn eines Menschen, bekleidet mit einem
fußlangen Gewand und um die Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel. (14) Sein
Kopf aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen
wie eine Feuerflamme, (15) und seine Füße wie Golderz
in einem feurigen Ofen, und seine Stimme wie die Stimme vieler Wasser, (16) und
in seiner rechten Hand hatte er sieben Sterne und aus seinem Mund kam ein
scharfes, zweischneidiges Schwert und sein Gesicht war so, wie die Sonne
scheint in ihrer Kraft.
Und als Johannes sich umwendet,
sieht er, inmitten von sieben goldenen Leuchtern, einen, wie den Sohn eines
Menschen.
Ist das Jesus? Es ist mehr als
Jesus. Es ist die göttliche Idee vom Menschen, aus der wir alle hervorgegangen
sind; es ist unser eigener göttlicher Kern, das Ebenbild Gottes, das in allen
von uns wartet, um zu erscheinen, sobald wir es zulassen - das wir aber
gewöhnlich nur als eine unbestimmte Sehnsucht wahrnehmen können, weil wir es
mit unseren eigenen Vorstellungen und Wünschen vollkommen zugedeckt haben. In
Jesus aber, der ein Mensch war wie wir, ist es in seiner ganzen Herrlichkeit
erschienen und die Menschen haben seine Ausstrahlung gesehen, eine
Ausstrahlung, wie sie nur einer haben kann, der "allein aus dem Vater
geboren" ist (Joh 1,14). Aber dieses strahlende
Wesen ist nicht nur in ihm, es ist genauso in uns, auch jetzt, in diesem
Augenblick. Und jetzt erblickt es Johannes. Und was er sieht, ist die
unbeschreibliche, unvergleichliche, göttliche Natur des Menschen.
Die Einzelheiten der folgenden Beschreibung
sind gar nicht so wichtig, wie der Gesamteindruck des eben unbeschreiblich
Gewaltigen und Schönen: Inmitten von sieben goldenen Leuchtern steht die
Gestalt des Menschen. Die drei Seiten des Männlichen und die vier Seiten des
Weiblichen beleuchten sie, denn männlich und weiblich ist jeder Mensch von
Anfang an.
Und der Menschensohn ist
bekleidet mit dem fußlangen Gewand, das Gott den Menschen im Paradies gegeben
hat nach dem Sündenfall. Das Gewand unterscheidet den Erlösten von dem noch
unschuldigen ersten Menschen. Der Menschensohn hier ist schon hindurchgegangen
durch den Prozess der Bewusstwerdung, der mit dem Sündenfall beginnt und der
mit dem Absterben des eigenwilligen und die göttliche Natur verdunkelnden
"Ich" an den Punkt führt, wo das Ebenbild das Urbild sieht, wo Gott sich durch seine Schöpfung
selbst erkennt. (12f.)
Aus diesem Grund auch ist das
Haupt und das Haar der menschlichen Gestalt strahlend weiß, wie Schnee; und die
Augen sind wie Feuer, denn in ihnen lodert die reine Bewusstheit. Und die Füße
sind gediegen wie Gold, aber nicht wie das erstarrte Gold einer Statue, sondern
sie sind lebendig, feurig, in stetigem Fluss.
Und seine Stimme enthält alle
Stimmen und sie ist belebend wie das Wasser. (14f.)
Und in der Hand hält er sieben Sterne
- sieben himmlische Leuchten, stellvertretend für alle Himmelslichter, die den
Menschen den Weg weisen. Und aus seinem Mund kommt ein scharfes,
zweischneidiges Schwert, das Schwert der Unterscheidung, mit dem er - nicht
"das Böse", sondern - das abschneidet, was der Welt des Sündenfalls
angehört. Es ist das Schwert des Erzengels Michael. Es kommt aus dem Mund des
Menschensohnes. An seinem Wort erweist sich, wer sich noch einbildet wie Gott
zu sein und wer bereits würdig ist, zurückzukehren ins Paradies. Sein Wort
schneidet alles ab, was nicht zur lauteren Natur gehört.
Und sein Gesicht strahlt wie die
Sonne, ja die Sonne ist nur ein Abglanz seines Strahlens, denn er ist Gottes
Ebenbild. (16)
6... 1, 17-20: Die Reaktion des Menschen Johannes
auf die Begegnung mit dem Menschensohn und der Auftrag an ihn
(17) Und als ich
ihn sah, fiel ich vor seine Füße wie ein Toter, und er legte seine Rechte auf
mich und sagte: 'Fürchte dich nicht; ich bin der Erste und der Letzte (18) und
der Lebendige; ich war ein Toter, und sieh, lebendig bin ich in die Äonen der
Äonen, und ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.
(19) Schreibe nun,
was du sahst und was ist und was danach geschehen wird! (20) Das Geheimnis der
sieben Sterne, die du sahst auf meiner Rechten, und die sieben goldenen
Leuchter: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben
Leuchter sind die sieben Gemeinden.'
Wenn der Sterbliche dem
Unsterblichen begegnet, fällt er hin wie tot. Genauso sind die drei
Lieblingsjünger Jesu hingefallen auf dem Berg Tabor,
als er sie seine andere Seite wahrnehmen ließ, seine, und zugleich ihre eigene
Teilhabe an der Ewigkeit. Solange ein Mensch sich mit seiner sterblichen Seite
identifiziert kann er dieser Begegnung nicht standhalten. Doch während für die
Jünger auf dem Berg Tabor die Erscheinung nach dem
Schock verschwand, bleibt der Menschensohn hier in seinem göttlichen Glanz
gegenwärtig. Johannes kann sich lösen. Der Menschensohn kann ihn beruhigen.
Jetzt versteht Johannes, denn der Menschensohn ist jetzt auch in ihm
auferstanden. Er weiß, dass der Erste und der Letzte und der Lebende auch in
ihm da ist, ja dass er sogar eins mit ihm ist.
Der Menschensohn ist der Erste,
denn er ist das Ebenbild Gottes. In ihm sieht Gott zum ersten Mal sich selbst,
wie in einem Spiegel. Und er ist der Letzte, denn nach seiner Wiederkehr gibt
es keine Trennung mehr. Und er ist der Lebendige. Denn er ist das Leben selbst,
der veräußerte Gott, er verkörpert die ganze Schöpfung, in der sich durch die
Menschwerdung der Prozess der Selbsterkenntnis Gottes vollzieht. (17)
Und doch war er tot - denn
dieser Prozess ist undenkbar ohne die zeitweilige Trennung von Gott, von der
Quelle des Lebens. Das ist der Tod. Und gleichzeitig ist der Tod die Kehrseite
des Lebens. Alles was lebt, muss sterben - so lange, bis es in dem Prozess des
Lebens das ewige Wesen erkennt und erlebt und erlöst. Das Ebenbild Gottes ist
dieses Wesen, das lebt von Äon zu Äon. Und das ist der Menschensohn. Er hat den
Schlüssel des Todes und des Hades. Nur durch ihn können wir uns von unseren
Identifikationen mit dem Vergänglichen lösen. Nur durch ihn erkennen wir unsere
Natur im Ewigen. Und nur das holt uns heraus aus dem ewigen Verderben. (18)
Dieser Menschensohn nun lässt
Johannes den Prozess der Verstrickung und der Befreiung bildhaft sehen und er
befiehlt ihm den ganzen Bilderbogen für uns aufzuzeichnen. Und der Menschensohn
hilft uns auch gleich, die verschlüsselte Botschaft zu verstehen: (19)
Die sieben Sterne in seiner
Rechten sind die Engel der sieben Gemeinden. So wie die ganze Welt in der Hand
Gottes liegt, so ist das, woran die Gemeinden sich orientieren in der Hand des
Menschensohnes. Die Geister, die die Gemeinden beherrschen, sind, wie wir
gleich sehen werden, nicht vollkommen, aber sie stehen - noch - in
Kommunikation mit ihrem Meister und die Gemeinden selbst sind - noch -
ausgerichtet auf ihn. Sie beleuchten Ihn. Sie sind es, durch die auch andere
Ihn sehen können. Sie sind daher wichtig für die ganze Welt und es ist wichtig,
dass sie die Botschaft dieses Buches verstehen und weitergeben. Und dazu müssen
zuerst sie selbst den Prozess erfahren, in dem der Menschensohn erscheint. (20)
7... 2,1-7: Dem Engel der Gemeinde in Ephesos
schreibe:
(1) Dem Engel der
Gemeinde in Ephesos schreibe: Dies sagt, der die sieben Sterne in seiner
Rechten hält, der umhergeht inmitten der sieben goldenen Leuchter: (2) Ich
kenne deine Werke und die Mühe und deine Ausdauer, und dass du Schlechte nicht
ertragen kannst, und dass du die prüfst, die sich Apostel nennen und es nicht
sind, und dass du sie als Lügner erkanntest, (3) und dass du Ausdauer hast und
vieles ertrugst wegen meines Namens und dass du nicht ermüdet bist.
(4) Doch ich habe gegen
dich, dass du deine erste Liebe gelassen hast. (5) Bedenke also, von wo du
gefallen bist, und kehre um, und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, dann
komme ich zu dir, und ich werde deinen Leuchter von seinem Platz bewegen, wenn
du nicht umkehrst.
(6) Doch dies hast
du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch
ich hasse.
(7) Der ein Ohr
hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem der siegt, werde ich vom Baum
des Lebens zu essen geben, der im Paradies Gottes ist.
"Der Engel der Gemeinde"
ist der Geist, der in dieser Gemeinde herrscht. Und der Geist der Gemeinde von
Ephesos ist für die Christen besonders wichtig, deshalb spricht der
Menschensohn zuerst zu ihm. Die Gemeinde ist ja schon von Paulus adressiert
worden. Und hier liegt auch das Grab der Mutter Jesu. Aber noch wichtiger als
die äußerliche Bedeutung ist der Archetyp des Verhaltens, für den diese
Gemeinde steht. Anhand der Gemeinde von Ephesos erstellt der Menschensohn eine
exemplarische Diagnose, die auch für andere Gemeinden und Individuen gilt, bei
denen ein ähnliches Verhalten auftritt.
Wie die sieben Sterne in diesem
Bild hat "der Menschensohn" den Geist jeder Gemeinde zu jeder Zeit in
der Hand; er ist anwesend in jedem Mitglied jeder Gemeinde und er weiß daher
wie kein anderer, was wirklich der Fall ist. (1)
In Ephesos anerkennt er die
Werke und die Mühe und die Ausdauer. Er sieht wie sein "Schwert der
Unterscheidung" dort die Schlechten ausscheidet, wie es die prüft, die
sich Apostel nennen, wie es die Lügner erkennt. Nocheinmal
lobt er an Ephesos die Ausdauer und das unermüdliche Ertragen des Schweren
"um seines Namens willen", um dessentwillen, wofür er steht, ihrer
eigenen menschlichen Originalität wegen. (2f.)
Und doch gibt es etwas
anzumahnen: Die Begeisterung der ersten Liebe ist entschwunden. An sie sollen
sich die Epheser erinnern und zu ihr zurückkehren, denn im Vergleich damit sind
sie tief gefallen, trotz aller verbliebenen Verdienste. (4)
Falls sie aber nicht
zurückkehren zu den Taten, zu denen ihre erste Liebe sie befähigt hat, wird ihr
Leuchter von seinem Platz weggerückt werden, dann werden sie ihren
gegenwärtigen Platz im Himmel räumen müssen - falls sie nicht umkehren. (5)
Aber es gibt etwas, das ihnen
bei ihrer Umkehr helfen wird: Sie hassen die Werke der Nikolaiten,
die auch der Menschensohn hasst. Die heutigen Exegeten nehmen an, die Nikolaiten hätten dafür plädiert, dass sich die Christen in
ihrem Denk- und Lebensstil ihrer Umwelt anpassen, dass sie die heidnischen
Lebensgewohnheiten und auch den Kaiserkult als "nur äußerlich"
ansahen und meinten, das Wesentliche am Christsein
werde davon nicht berührt. Der Menschensohn aber sieht das anders. Für ihn gibt
es nur eine Wahrheit. (6)
Wer ein Ohr hat für das, was der
Geist den Gemeinden sagt, wird begreifen, was der Menschensohn meint, wenn er
sagt, dass er dem, der siegt, vom Baum des Lebens zu essen geben wird, dass er
im Paradies sein wird.
Dieser Sieger, von dem der
Menschensohn spricht, wird uns später
nocheinmal begegnen, als das in jedem
Menschen, das von Anfang an gekommen ist, um zu siegen (6,2). Sieger ist der,
dem es gelingt, dem Menschensohn alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, der in
seiner Suche nach der Wahrheit durchhält, bis er sie gefunden hat, bis sein
eigenes Wesen erscheint, seine eigene Originalität, denn nur darin zeigt sich
"der Menschensohn".
8... 2,8-11: Dem Engel der Gemeinde in Smyrna
schreibe:
(8) Und dem Engel
der Gemeinde in Smyrna schreibe:
Dies sagt der
Erste und der Letzte, der ein Toter war und lebte:
(9) Ich kenne
deine Bedrängnis und die Armut - doch reich bist du -
und die Lästerung
von Seiten derer, die sagen, sie seien Juden und es nicht sind, sondern eine
Synagoge des Satans.
(10) Fürchte
nichts, was du leiden wirst! Sieh, der Teufel wird einige von euch in ein
Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben
zehn Tage lang. Werde treu bis zum Tod, und ich werde dir den Kranz des Lebens
geben!
(11) Der ein Ohr
hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Der siegt, wird
vom zweiten Tod kein Unrecht erleiden.
Der hier zum Geist der Gemeinde
spricht, ist nicht einfach ein anderer, höher zu bewertender Geist. Er ist auch
nicht die höchste Autorität unter anderen Autoritäten. Er ist die einzig
wirkliche Autorität, "der Erste und der Letzte", das Ebenbild des
Einen, aus dem alles hervorgegangen ist. Und er ist er auch nicht
"höher" als die, zu denen er spricht, er hat nur - in der Gestalt
Jesu - den ganzen Zyklus vollendet, in dem wir noch stecken.
Er ist, wie wir auch, zunächst
als Gottes Ebenbild erschienen. Und, wie wir, ist er auch in die äußerste
Entfernung von Gott hineingegangen, in die äußerste Entfernung vom Leben, in
den seelischen Tod - "in die Hölle", wie es im Credo heißt. Und am
Tiefpunkt seiner selbst ist ihm seine wahre Natur wieder bewusst geworden. Und
in diesem Bewusstsein hat er gelebt ein ganzes Erdenleben lang und durch sein
grausames Ende hindurch und darüber hinaus, so dass er sich nach seinem
physischen Tod als lebendig zeigen konnte. Weil er den ganzen Zyklus vollendet
hat, in dem Gott zum Bewusstsein seiner selbst gelangt, spricht er unmittelbar
zu unserem Wesen, das ebenso seiner Vollendung entgegengeht. Er ist der zum
Bewusstsein seiner selbst gelangte Gott. Deshalb ist
er der Erste und der Letzte und deshalb werden durch ihn, mit ihm und in ihm
dereinst auch wir wieder eins mit dem Vater. (8)
Dieser zu sich selbst Gekommene
spricht zum Geist der Gemeinden. Er kennt den ganzen Zyklus der Entfernung und
der Rückkehr und jede mögliche Situation darin. Er kennt die Bedrängnis und die
Armut, in der sich die Christen in Smyrna befinden. Und er sagt ihnen etwas,
das sie über der äußeren Bedrängnis aus den Augen verlieren könnten: Dass sie
in seiner Wirklichkeit, also im Hinblick auf die Vollendung, nicht arm sind,
sondern reich.
Es gibt da welche, die sich auf
ihre Abstammung aus dem auserwählten Volk berufen, die ihren persönlichen
Anteil an dieser Auserwählung aber verloren haben, und die in Wirklichkeit zur
Gemeinde des ganz anderen Geists geworden sind, des Geists, wegführt aus der
Einheit. Dieser Geist wird einige auf die Probe stellen, indem er ihnen die
physische Vernichtung androht, indem er sie ins Gefängnis wirft. (9) Die
Getreuen in Smyrna sollen aber keine Angst haben, denn die Bedrängnis wird
zeitlich beschränkt sein, selbst wenn sie bis zum physischen Tod andauert. Sie
brauchen sich nicht fürchten, denn wenn sie sich als standhaft erweisen bis in
den Tod, wird ER ihnen den Kranz des Lebens geben. Und dann werden auch sie,
wie jetzt er, den Zyklus vollendet haben. Dann wird Gott auch in ihnen zum
Bewusstsein seiner selbst gekommen sein. Dann werden auch sie wieder eins sein
mit der Quelle des Lebens. (10)
Der ein Ohr dafür hat, soll
hören, was der göttliche Geist den Gemeinden sagt: Für den, der siegt, ist der
zweite Tod, der physische Tod, kein Unrecht - so unrecht dieser Tod auch ist
für die, die ihn herbeiführen. Den Getreuen wird kein Leben weggenommen. Sie
kehren zurück zur Quelle des Lebens. Sie werden das Leben in Fülle haben. Der,
der siegt, ist "der Menschensohn". Und er wird immer siegen, in jedem
Menschen, wie lange es auch dauern mag, und wie unüberwindlich die Entfernung
von der Quelle auch zu sein scheint. Er ist immer in ihr und er ist immer in
uns. Er, das Ebenbild Gottes, ist unsere wahre Natur, woimmer
wir auch sein mögen. In ihm werden wir siegen und den Tod überwinden. (11)
9... 2,12-17: Dem Engel der Gemeinde in Pergamon
schreibe:
(12) Und dem Engel
der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt, der das Schwert hat, das
zweischneidige, das scharfe: (13) Ich weiß, wo du wohnst, nämlich dort, wo der
Thron des Satans ist. Und du hältst meinen Namen fest und du leugnetest den
Glauben an mich nicht, auch nicht in den Tagen, als mein Zeuge Antipas, mein treuer, getötet wurde bei euch, wo der Satan
wohnt.
(14) Doch ein
Weniges habe ich gegen dich, nämlich dass du auch solche dort hast, die an der
Lehre Balaams festhalten, der den Balak
lehrte, um einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu werfen, damit sie
Götzenopferfleisch essen und huren. (15)
Außerdem hast du
auch solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten
festhalten.
(16) Kehre also
um! Wenn aber nicht, dann komme ich zu dir schnell, und Krieg werde ich mit
ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.
(17) Der ein Ohr
dafür hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Dem, der siegt,
werde ich von dem verborgenen Manna geben, und ich werde ihm einen weißen Stein
geben, und auf den Stein ist ein neuer Name geschrieben, den keiner kennt,
außer dem, der ihn empfängt.
Der das Schwert hat, das
zweischneidige, scharfe, steht nicht irgendwo außerhalb; es ist auch nicht
irgendein anderer, es ist der Menschensohn - in dir und in jedem Menschen. Er
kennt die Situation genau. Er weiß daher, welch harten Stand die Gemeinde von
Pergamon hat: Sie befindet sich im Zentrum verderblicher Einflüsse, direkt
"am Thron des Satans". Und trotzdem bleibt sie fest im Vertrauen auf
das Göttliche im Menschen, von dem sie durch Jesus erfahren hat. Und obwohl
einer aus der Gemeinde aus diesem Grund bereits getötet wurde, leugnen sie
ihren Glauben nicht. (12f.)
Und doch bleibt ein Weniges
auszusetzen: Es gibt da noch einige, die an besonderen Lehren festhalten. Da
ist einmal die Lehre Bileams: Als die Israeliten
unmittelbar vor ihrem Einzug ins Gelobte Land standen, hätte sie der Prophet
der Midianiter Bileam fast
noch zu Fall gebracht durch den Kult des Baal Peor (Num 31, 16). Dieser Kult
äußerte sich unter anderem in einem ungezügelten sexuellen Leben, letztlich in
der Verführung durch das Äußerliche, durch die Vielheit, im Gegensatz zur
Führung durch das Eine. In ähnlicher Weise wie damals viele der Israeliten,
hätten sich nun einige in der Gemeinde Pergamon erlaubt
"Götzenopferfleisch zu essen" und "zu huren". Und das sind
immer noch Fallstricke für die Söhne Israels. Das
"Götzenopferfleisch" ist bis heute nicht von der Speisekarte
verschwunden, auch wenn es
inzwischen offiziell weder
Vielgötterei noch Opferungen
gibt. Das "Götzenopferfleisch" ist nämlich genau das Fleisch,
nach dem sich die Israeliten nach ihrer Flucht aus Ägypten zurückgesehnt haben.
Es ist das, was wir alle essen, solange wir noch im Stress leben aus Angst
nicht überleben zu können, solange wir noch nicht darauf vertrauen gelernt
haben, dass das Manna dann schon kommt, wenn wir es brauchen. (14)
Außerdem gibt es in Pergamon
einige, die an der Lehre der Nikolaiten festhalten,
die der Menschensohn verabscheut und genauso die Gemeinde von Ephesos. (15)
Der Menschensohn fordert diese
Leute auf, umzukehren, denn sonst wird er Krieg mit ihnen führen mit dem
Schwert seines Mundes, das scharf unterscheidet zwischen echt und unecht und
das alle Unechten ausscheidet. Davon wie das geschieht, wird später noch die
Rede sein. (16)
Der ein Ohr hat für den Geist, wird
begreifen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, denn jeder, der durchhält, wird
seinen Anteil erhalten an dem verborgenen Manna. Wie damals die Israeliten in
der Wüste immer das Nötige fanden, werden diejenigen, die vertrauen, auch heute
noch alles Nötige finden, ohne dass sie ihre Lebensenergie irgendwelchen Götzen
opfern müssten.
Und jeder, der in dieser Weise
(sich selbst be)siegt, nämlich indem er sich den
Götzen dieser Welt nicht unterwirft, wird einen weißen Stein erhalten, den
Stein der Weisen. Und auf diesem Stein steht ein neuer Name geschrieben, den
keiner kennt außer dem, der ihn empfängt. Der irdische Name ist jetzt nicht
mehr wichtig. Das neue Leben schon begonnen. Die Auferstehung ist bereits
erfolgt. Und da zählt nur noch das eine, die Wahrheit vor dem Ewigen, das
Echte. Und das ist für jeden zu jeder Zeit anders und für die anderen nicht
begreifbar. Der Auferstandene kopiert nicht mehr das Alte, er ist in jedem
Moment neu, in jedem Augenblick ein Original. Und das kommt daher, dass der
Sieger sich nicht ablenken lässt, sondern eins wird mit der Quelle des ewigen
Lebens.
10... 2,18-29: Dem Engel der Gemeinde in Thyateira schreibe:
(18) Und dem Engel
der Gemeinde in Thyateira schreibe:
Dies sagt der Sohn
Gottes, dessen Augen wie Feuerflammen sind und seine Füße gleich Golderz:
(19) Ich kenne
deine Werke und die Liebe und den Glauben und den Dienst und die Ausdauer von
dir; und deine letzten Werke sind mehr als die ersten.
(20) Doch ich habe
gegen dich, dass du das Weib Jezabel gewähren lässt;
sie nennt sich Prophetin und sie lehrt und führt meine Knechte irre, zu huren
und Götzenopferfleisch zu essen. (21) Und ich gab ihr Zeit, umzukehren, aber
sie will nicht ablassen von ihrer Hurerei. (22) Sieh, ich werfe sie in ein
Bett, und die mit ihr ehebrechen in große Bedrängnis, wenn sie sich nicht
abwenden von ihren Werken;
(23) und ihre
Kinder werde ich töten durch Tod. Und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich
es bin, der Nieren und Herzen erforscht, und ich werde euch geben, jedem nach
seinen Werken.
(24) Euch aber,
den übrigen in Thyateira, die nicht diese Lehre
haben, welche nicht die Tiefen des Satans erkannten, wie sie sagen - auf euch
werfe ich keine zusätzliche Last, (25) jedoch, haltet fest, was ihr habt, bis
dass ich kommen werde!
(26) Und dem, der
siegt und der meine Werke bis zu Enden bewahrt, werde ich Macht geben über die
Völker, wie auch ich sie von meinem Vater empfangen habe.
(27) Und er wird
sie weiden mit eisernem Hirtenstab, wie die irdenen Gefäße zerschlagen werden;
(28) und geben werde ich ihm den Morgenstern.
(29) Der ein Ohr
dafür hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Für den, der Augen hat, zu
sehen, zeigt sich als Kern eines jeden Menschen der Menschensohn, das Ebenbild
Gottes, der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und Füße wie Golderz (s. 1, 14f.). (18)
Als das Wesen des Menschlichen
kennt er die Gemeinde in Thyateira, die Werke, die
Liebe und die Ausdauer ihrer Mitglieder und er weiß, dass sie ihre
Anstrengungen in letzter Zeit vermehrt haben. (19)
Der Sohn Gottes kennt aber auch
den Schwachpunkt der Gemeinde: Sie macht keinen Gebrauch von dem scharfen,
zweischneidigen Schwert der Unterscheidung. Sie scheidet die Verführerin nicht
aus - so wie ehedem der israelitische König Ahab
seine Frau Jetzebel nicht ausgeschieden, sondern ihr
erlaubt hat, einen Teil seines Volkes zur Verehrung des Baal
zu verführen (1 Kön 16, 31). Wie immer ist Baal auch hier der Gott der tierischen Kraft, der Gott der
Macht und des Erfolgs und der Lebensgenüsse, durch die das Echte zugedeckt
wird. Die Verehrung des Baal ist ein menschheitsaltes Phänomen, in unserer Zeit wird es "Ko-Abhängigkeit" genannt, nämlich die
Unfähigkeit/Unwilligkeit, sich aus der Welt des "Gut" und
"Schlecht" zu verabschieden und zurückzukehren zum Baum des Lebens,
unter dem die Entscheidung über gut und schlecht Gott überlassen bleibt und
unter dem allein das Vertrauen herrscht, das das Offensein für die anderen erst
möglich macht.
Jetzabel nennt sich eine
"Prophetin", so wie sich auch die paradiesische Schlange sich als
Prophetin ausgab. Am Ende, unmittelbar vor der Rückkehr ins Paradies ist die
Schlange wieder da und prüft die Menschen erneut, ob sie wirklich bereit sind
für die Herrschaft des Menschensohns. (20)
Und der Menschensohn gibt jedem
Menschen Zeit, umzukehren, sich abzukehren von den Verblendungen, von den
Verführungen oberflächlicher Befriedigung, hin zum Wesentlichen, zur inneren
Wahrheit. (21)
Wenn sie sich in dieser Zeit
aber nicht abkehren, dann reagiert ihre Umwelt und
zuletzt sogar ihr eigener Organismus gegen sie. Sie werden aufs Krankenbett
geworfen oder in andere Formen von Not geraten (s. auch V. 26). (22)
Und schließlich werden sie
sehen, wie die eigenen Kinder hinweggerafft werden durch die Todesangst, die
daher kommt, dass sie von der Quelle des Lebens getrennt sind. Sie selbst sind
es letztlich, die ihre Kinder dem Gott Moloch opfern. Und an diesem Schicksal
werden die Gemeinden erkennen, dass der Menschensohn Herz und Nieren kennt und
dass er letzten Endes jedem nach seinen Werken gibt. (23)
Diejenigen aber, die sich auf
"die Tiefen des Satans" nicht eingelassen haben, wie jene selbst es
nennen, sie brauchen sonst nichts beachten als nur das Eine, das sie durch die
Kunde von Jesus bereits gefunden haben. Daran sollen sie festhalten, bis der
Menschensohn in voller Klarheit erscheint. (24f.)
Und die bis ans Ende in seinem
Sinn handeln, werden siegen. Ihnen wird der Menschensohn Macht geben über die
Völker. Indem sie dem Menschensohn folgen, werden sie allen anderen überlegen
sein - so wie die Israeliten, sobald sie ihre Verbindung zu JAHWE wiedergefunden hatten, allen Völkern, die sie bedrängten,
letztlich überlegen waren trotz deren materieller Übermacht. Denn der Vater,
also die schöpferische Kraft, weidet alle Völker mit dem eisernen Stab: So wie
der Töpfer die unbrauchbaren irdenen Gefäße, so wird er alle zerbrechen, die
ihn in sich nicht anerkennen wollen. Denen aber, die siegen, wird er das geben,
was er selbst von seinem Vater empfangen hat. (26f.)
Und er wird ihnen den
Morgenstern geben. Wie wahnsinnig so eine Aussage interpretiert werden kann,
zeigt das mittelalterliche Mordwerkzeug, die Zackenkeule, die auf diese Weise
zu ihrem Namen "Morgenstern" gekommen ist.
Der Morgenstern, den der
Menschensohn den Getreuen gibt, die sich von ihrer Ko-Abhängigkeit
gelöst haben, ist natürlich ein anderer: Es ist das unfehlbare Zeichen, das den
neuen Tag ankündigt, das neue Leben, die Auferstehung. Sie werden erkennen,
dass sie keine Angst mehr haben brauchen, weil der Erlöser schon da ist, in
ihnen selbst. (28)
Der ein Ohr dafür hat, versteht, was
der Geist den Gemeinden damit sagt. (29)
11... 3,1-6: Dem Engel der Gemeinde in Sardeis schreibe:
(1) Und dem Engel
der Gemeinde in Sardeis schreibe: Dies sagt, der die sieben
Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: Du hast einen
Namen, du lebst, bist aber ein Toter. (2) Werde ein Wachender, und stärke das
Übrige, das sterben wollte, denn deine Werke habe ich nicht erfüllt gefunden
vor meinem Gott! (3) Denke also daran, wie du empfangen und gehört hast,
bewahre es und kehre um! Denn wenn du nicht wachst, werde ich kommen wie ein
Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.
(4) Doch du hast
einige wenige Namen in Sardeis, die ihre Gewänder
nicht befleckt haben; und sie werden mit mir umhergehen in Weiß, weil sie
würdig sind. (5) So wird der, der siegt, umworfen
werden mit weißen Gewändern, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus
dem Buch des Lebens, und seinen Namen werde ich vor meinem Vater bekennen und
vor seinen Engeln.
(6) Der ein Ohr
hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Der zum Engel von Sardeis spricht, hat diesen Engel in der Hand und die Engel
der anderen Gemeinden und die sieben Geister Gottes. Es ist nicht einer unter
vielen, es ist der ins Eine zurückgekehrte Mensch, in dem Gott sich selbst
erkennt. Ihm kann keiner was vormachen. Er sieht durch die Fassade hindurch und
noch weiter hindurch auf den innersten Kern. (1a)
Er weiß, dass die Gemeinde von Sardeis nur dem Namen nach lebt, in Wirklichkeit aber tot
ist. Der Menschensohn ermahnt die Menschen dort - und uns! - aufzuwachen und
wach zu bleiben und das zu stärken, was sterben wollte.
Von Gott getrennt, sind wir
innerlich tot. Und ohne die Verbindung zu unserem inneren Wesen, möchte auch
das Übrige sterben. Von Gott getrennt, leben wir nämlich nicht bis wir
"alt und lebenssatt" sind, wie die biblischen Patriarchen, sondern
wir ziehen den Tod an wie ein Magnet. Ohne die Verbindung zur Quelle ist das
Leben zu anstrengend, und all die unvermeidlichen Leiden haben keinen Sinn.
Aufzuwachen würde für uns bedeuten, dass wir diesen Zustand als solchen
erkennen und dass wir uns von unserer Sehnsucht nach der Einheit leiten lassen.
(2)
Der Menschensohn sieht, dass den
Werken in dieser Gemeinde das Wesentliche fehlt. Sie sind nicht erfüllt vom
göttlichen Geist und vor diesem daher nichtig. Der Engel, d.h. der Geist, der
in Sardeis herrscht, soll sich daher erinnern und
bedenken, was er empfangen und gehört hat, das soll er bewahren und umkehren.
Hat dieser Geist, der in Sardeis herrscht einen eigenen Willen, so dass er den
Wunsch des Menschensohnes ausführen kann?
Die Mitglieder der Gemeinde
hören die Botschaft und das Wort der Wahrheit erschüttert die Mauer der
Entfremdung und es dringt durch zu dem Menschensohn in jedem einzelnen und
weckt die Sehnsucht nach Befreiung. Und wenn die einzelnen sich an ihre erste
Erkenntnis des Weges erinnern, macht ihr Leben plötzlich wieder Sinn und ihr
Geist erhebt sich aus der Verblendung, vielleicht für lange genug, um die
Umkehr der ganzen Gemeinde zu bewirken.
Falls aber nicht, dann wird der
Menschensohn kommen wie Dieb in der Nacht. Ohne dass sie es merken, werden sie
selbst Unglück und Tod einladen, weil ihr Wesenskern an dieser Art Leben, fern
von der Quelle, kein Interesse hat. Und eines Tages werden sie überrascht
feststellen, dass sie selbst das Gericht eingeladen haben. (3)
Einige jedoch sind noch nicht
erfasst von der Seuche des selbst-wer-sein-Wollens.
Sie haben ihr Gewänder, ihre Seelen, nicht befleckt und sie werden strahlen,
weil sie würdig sind, weil sie dem Menschensohn Platz gemacht haben. (4)
Alle, die siegen, werden
derartige strahlende Gewänder angelegt bekommen. Ihr Sieg wird für alle
sichtbar werden und ihre Namen werden aufscheinen im Buch des Lebens. Sie
werden im Ewigen für alle da sein, die mit ihnen in Kontakt treten wollen, so
wie Jesus auf dem Berg Tabor zusammen mit Mose und Elija für seine Schüler im Ewigen da war. Und sie
werden stets verbunden sein mit dem Vater und seinen Boten. (5)
Wer Ohren dafür hat, wird sich
angesprochen fühlen. (7)
12... 3,7-13: Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia
schreibe:
(7) Und dem Engel
der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahre, der
den Schlüssel Davids hat, der, der öffnet, und keiner wird schließen, und
schließt, und keiner öffnet: (8) Ich kenne deine Werke: Sieh ich habe eine
geöffnete Tür vor dich hingestellt, die keiner schließen kann, denn du hast
geringe Kraft und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht geleugnet.
(9) Sieh, ich werde dir aus der Synagoge des Satans einige von denen geben, die
sagen, sie seien Juden, es aber nicht sind, sondern die lügen. Sieh, ich werde
machen, dass sie kommen werden und vor deinen Füßen niederfallen und erkennen,
dass ich dich liebte. (10) Weil du mein Wort von der Ausdauer bewahrt hast,
werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen
Erdkreis kommen wird, um die Bewohner der Erde zu versuchen. (11) Ich komme
schnell; halte fest, was du hast, damit keiner deinen Kranz nimmt!
(12) Der siegt,
ihn werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und nie mehr soll
er herausgehen, und den Namen meines Gottes werde ich auf ihn schreiben und den
Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel
herabsteigt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.
(13) Der ein Ohr hat, soll hören, was der Geist den Gemeinden
sagt.
Vor dem Engel der Gemeinde in Philadelphia
nennt sich der Menschensohn "der Heilige, der Wahre, der den Schlüssel
Davids hat, der so öffnet, dass keiner mehr schließt, und der so schließt, dass
keiner mehr öffnet". Wir sind es gewohnt, hier sofort an Jesus zu denken
und nur an ihn - und nicht an unser eigenes innerstes Wesen. Dabei aber kann
etwas Entscheidendes verloren gehen: die unmittelbare Betroffenheit, denn der
Menschensohn ist uns näher als unser Hemd. "Der Heilige, der Wahre"
ist in uns! Wir alle kennen doch die Sehnsucht und das Wissen, dass wir selbst
es zutiefst sein wollen. Und wenn uns diese Sehnsucht gegenwärtig ist, dann
wissen wir auch, dass dieser Menschensohn in uns den Schlüssel hat zu jedem
Geheimnis und dass einzig dieser Schlüssel uns den Weg zu unserem Glück öffnen
kann und dass er uns letzten Endes alle Wege verschließt, wenn wir uns ihm
verschließen.
Was versuchen Menschen nicht
alles, um ihr Leben zu retten. Wenn ihr innerster Kern das Ende beschlossen
hat, dann kann die höchste Kunst der Medizin den Prozess nur verlangsamen, aber
nicht umkehren. Die Heilung kommt nicht von der Medizin, sondern von dem
Heiligen. Und der Heilige ist nicht irgendwoanders;
er ist unsere eigene Natur. Die Heiligtümer der Menschen dienen nur dazu, uns
zu erinnern - nicht an irgendetwas außerhalb, etwas Fremdes (das wären die
"fremden Götter", vor denen das erste Gebot warnt - und viele
"religiöse" Menschen verstehen "Gott" ja tatsächlich als
etwas Fremdes), sondern an unser eigenes Wesen, das Ebenbild Gottes. Dieses
Wesen spricht nun zum Engel der Christen in Philadelphia (7):
Der Menschensohn kennt die Werke
eines jeden Menschen und er gibt jedem, was er braucht, um zur Wahrheit zu
finden. Die Christen in Philadelphia brauchen keine Angst haben. Sie haben zwar
nur geringe Kraft, aber sie haben gezeigt, dass sie diese geringe Kraft für
ihren Weg einsetzen: Sie bewahren das Wort und sie leugnen seinen Namen nicht.
Deshalb wird der Menschensohn ihnen die Tür öffnen und keiner wird sie
schließen können. (8)
Und außerdem werden sie ein
überraschendes Geschenk erhalten von einer Seite, die sich bisher nur als
feindlich gezeigt hat: Schon Jesus hatte ja festgestellt, dass gerade solche,
die sich auf ihre Abstammung von Abraham berufen, in Wirklichkeit "den
Teufel zum Vater" haben (Joh 8, 44), weil sie -
im Gegensatz zu Abraham - den Menschensohn nicht anerkennen wollen. Und auch in
Philadelphia finden sich solche, "die sich Judäer nennen, es aber nicht
sind." Und gerade von ihnen werden welche kommen und vor den Füßen der
Christen dieser Gemeinde niederfallen, weil sie erkennen, wie der Menschensohn
sie liebt. (9)
Sie haben das Wort Jesu von der
Ausdauer ernst genommen und deshalb wird der Menschensohn sie ernst nehmen in
der Stunde der Versuchung, die über alle Menschen auf der ganzen Erde kommt.
Der Menschensohn wird schnell kommen, aber die Christen - nicht nur in
Philadelphia - müssen das sichern, was sie haben, damit ihnen keiner den Sieg
noch nimmt. (10f.)
Der siegt, wird zu einer Säule
werden, zu einer Stütze des Tempels Gottes, die für immer da bleibt. Und auf
ihn wird der Menschensohn den Namen Gottes schreiben
und den Namen der Stadt Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel von
Gott herabsteigt, und - den eigenen neuen Namen. Der Menschensohn selbst wird
es ja sein, der in Gestalt dieses Siegers neu erscheint. (12)
Und der ein
Ohr dafür hat, wird die Botschaft verstehen, die der Geist an die Gemeinden
weitergibt. (13)
13... 3,14-22: Dem Engel der Gemeinde in Laodikeia schreibe:
(14) Und dem Engel
der Gemeinde in Laodikeia schreibe: Dies sagt der
Amen, der treue und wahre Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: (15) Ich
kenne deine Werke, dass du weder kalt bist noch heiß. O dass du doch kalt wärst
oder heiß! (16)
So aber, weil du
lau bist und weder heiß noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Mund.
(17) Weil du sagst: Ich bin reich, und ich bin reich geworden und ich habe kein
Bedürfnis, und weil du nicht weisst, dass du der
Elende und Bemitleidenswerte bist, der Arme und Blinde und Nackte (18), deshalb
rate ich dir, bei mir Gold zu kaufen, im Feuer gebrannt, damit du reich wirst,
und weiße Gewänder, damit du sie dir umwirfst, damit die Schande deiner
Nacktheit nicht offenbar wird, und Augensalbe, um deinen Augen zu salben, damit
du siehst. (19) Die, welche ich liebe, überführe ich und erziehe ich; eifere
also und kehre um!
(20) Sieh, ich
stehe an der Tür und klopfe an; wenn einer meine Stimme hört und die Tür
öffnet, werde ich zu ihm hineingehen, und ich werde mit ihm Mahl halten und er
mit mir. (21) Der siegt, ihm werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu
sitzen, wie auch ich gesiegt und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt
habe.
(22) Der ein Ohr hat, soll hören, was der Geist den Gemeinden
sagt.
"Dies sagt der Amen". Der "so ist es" teilt dem Engel
das Folgende mit. Der Menschensohn ist "der treue und wahre Zeuge, der
Anfang der Schöpfung Gottes". Er ist es, der als Gegenüber, als Ebenbild,
als Erstes aus Gott hervorgegangen ist. Er war da von Anfang an. Er ist der
wahre Zeuge, denn in ihm kommt Gott zum Bewusstsein seiner selbst. Er ist das
Ziel der Schöpfung. Und die Menschwerdung Gottes gipfelt daher im Bewusstwerden
der Göttlichkeit - nicht in einem Menschen, sondern in jedem Menschen.
Ein Science-Fiction Autor würde
an dieser Stelle schreiben: Gott hat diesen gigantischen Prozess der Evolution
vom Urknall an ins Dasein gerufen, damit am Ende diese Schöpfung in allen ihren
Gliedern zum Bewusstsein ihrer Natur und ihres Ursprungs gelange, damit das
Gegenüber Gottes in einem furiosen, bis in die tiefsten Tiefen des Universums
reichenden Augenblick der Umarmung sich mit seinem Urbild vereinige - in
absoluter Stille. Und davon ist der Menschensohn Zeuge von Anfang an.
Dieser Prozess der
Bewusstwerdung vollzieht sich ständig in einzelnen Individuen. Der Menschensohn
regt ihn von Anfang an an und jetzt erinnert er den
Engel der Gemeinde in Laodikeia. Und damit versetzt
er ihm einen Schock (14):
"O dass du doch kalt wärest
oder heiß! So aber, weil du lauwarm bist und weder heiß noch kalt, will ich
dich ausspeien aus meinem Mund." Ein vernichtendes Urteil, so scheint es,
aber es ist ein letzter Versuch, den Geist der Gemeinde wachzurütteln. (15)
Die Laodikaier
halten sich für reich und sie glauben, dass sie nichts brauchen, aber der
Menschensohn muss ihnen sagen, dass sie elend sind und bemitleidenswert und arm
und blind und nackt. (16)
Das Gold, das sie haben, ist vor
ihm wertlos, denn sein Glanz ist getrennt vom Glanz des Ursprungs. Wenn sie
wirklich reich sein möchten, müssen sie ihr Gold bei ihm kaufen. Sie müssen ihr
Kreuz auf sich nehmen, damit sie im Feuer der Prüfungen wie Gold geläutert
werden können. Und bei ihm müssen sie sich auch weiße Gewänder kaufen, um ihre
Schande und ihre Nacktheit zu verbergen.
Der Prozess der Transformation,
in dem das "Ich" stirbt, das seinen eigenen Willen tun will, und in
dem der Menschensohn erscheint, der den Willen des Vaters tut, ist ein sehr
schmerzvoller Prozess. Alle Menschen sind in Versuchung, diesem Prozess
auszuweichen, weil Todesangst ihn begleitet, auch wenn äußerlich keine
Lebensgefahr droht. Deshalb gilt das "stirb, bevor du stirbst" als
höchste Weisheit in allen Religionen und Kulturen. Und überall wissen die
Weisen, dass nur die ein weißes Gewand erhalten, die
dem Menschensohn trotz dieser Todesangst treu bleiben.
Die Laodikaier
können das nicht sehen. Sie brauchen eine Augensalbe gegen ihre Blindheit und
nur der Menschensohn kann sie ihnen geben. Und da sie ihn in sich selbst noch
nicht wahrnehmen können, sollen sie auf den in Raum und Zeit allen sichtbar
erschienenen Menschensohn Jesus schauen, der den äußerlichen Tod auf sich
nehmen konnte, weil er den inneren Tod überwunden hatte. (17f.)
Bei denen, die der Menschensohn
liebt, überführt er das eigenwillige "Ich", so wie er es in diesem
Augenblick mit den Laodikaiern macht, und er erzieht
sie. Der Geist der Laodikaier soll also neuen Eifer
entwickeln und umkehren, denn der Menschensohn steht schon an der Tür und er
klopft an. Und der, der seine Stimme hört, wird ihm aufmachen und er wird bei
ihm einkehren und mit ihm "essen", d.h. er wird mit ihm leben, er
wird von da an eins mit ihm sein. (19f.)
Und der, der siegt, wird mit
Jesus auf dessen Thron sitzen, wie auch er, als er siegte, sich mit seinem
Vater auf dessen Thron gesetzt hat.
Von Anfang an sitzt der
Menschensohn mit dem Vater auf dem himmlischen Thron. Er ist ja das Ebenbild,
die andere, die nach außen erscheinende Seite des Vaters. Und in jedem Menschen
ist es dieser ewige Menschensohn, der erscheinen möchte und der deshalb
anklopft, immer wieder anklopft, weil er doch den Menschen liebt und weiß, dass
ihn letztlich nichts befriedigen wird, als durch ihn heimzukehren und wieder
vereint zu werden mit dem Vater. Doch der Menschensohn weiß auch, wie schwer es
für das "Ich" ist, seinen Eigenwillen aufzugeben und sich ganz dem
Vater hinzugeben, wie Jesus es getan hat. Er weiß, wie trickreich und
widerstandsfähig die Verhärtungen sein können, in denen die Menschen gefangen
sind und wie bemitleidenswert dieser Zustand ist, besonders dann, wenn die
Betroffenen noch nichts davon merken, wie im Fall der Laodikeier.
(21 + 19)
Aber die ein
Ohr dafür haben, werden verstehen, was der Geist der Gemeinde sagt. (22)
Gewisse Menschen haben eine vollkommene Einsicht in das Wesen des Lebens
14... 4, 1-11: Die Vision vom Thron Gottes:
(1) Danach sah
ich, und sieh, eine geöffnete Tür im Himmel, und die erste Stimme, die ich wie
eine Trompete hörte, redet mit mir und sagt: Steige hier herauf, und ich werde
dir zeigen, was danach geschehen muss!
(2) Sogleich war
ich im Geist, und sieh, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron sitzt
einer, (3) und der da sitzt, sieht aus wie Jaspisstein und Karneol,
und rings um den Thron ein Strahlenkranz, gleich einem Smaragd.
(4) Und rings um
den Thron vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen vierundzwanzig Älteste,
die da sitzen, umworfen mit weißen Gewändern und mit
goldenen Kränzen auf ihren Köpfen.
(5) Und aus dem
Thron kommen Blitze hervor und Stimmen und Donner, und sieben Fackeln von Feuer
brennen vor dem Thron, und das sind die sieben Geister Gottes,
(6) und vor dem
Thron wie ein gläsernes Meer gleich Kristall.
Und inmitten des
Thrones und rings um den Thron vier Lebewesen voller Augen vorne und hinten.
(7) Und das erste Lebewesen gleicht einem Löwen, und das zweite Lebewesen
gleicht einem Jungstier, und das dritte Lebewesen hat ein Gesicht wie von einem
Menschen, und das vierte Lebewesen gleicht einem fliegenden Adler. (8) Und die
vier Lebewesen, eines ums andere von ihnen haben je sechs Flügel, ringsum und
innen voller Augen, und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht und sie sagen:
Heilig, heilig, heilig, Gott, der Allherrscher, der
war und der ist und der kommt.
(9) Und wenn die
vier Lebewesen dem Ruhm und Ehre und Dank geben werden, der auf dem Thron
sitzt, der lebt in die Äonen der Äonen, (10) werden die vierundzwanzig Ältesten
niederfallen vor dem, der auf dem Thron sitzt, und sie werden dem huldigen, der
in die Äonen der Äonen lebt, und sie werden ihre Kränze vor den Thron werfen
und sagen: (11) Würdig bist du, unser Herr und Gott, den Ruhm und die Ehre und
die Kraft zu nehmen, denn du hast das All erschaffen und durch deinen Willen
war es und wurde es begründet.
Erinnern wir uns: Johannes war
"im Geist", also in Meditation - und nicht in einer psychotischen
Halluzination. Er ist nicht hingerissen von einer unerklärlichen und als
äußerlich erscheinenden Schau und er sieht auch nicht etwas Neues, sondern aus
seiner inneren Ruhe heraus sieht er das, was er kennt, womit er sich sein
ganzes Leben lang auseinandergesetzt hat und was in Worten so schwer
auszudrücken ist. Und er sieht es in einem großen, symbolischen Bilderbogen, in
einem Wachtraum gewissermaßen. Wir alle kennen diese Bilderwelt aus unseren
eigenen Träumen. Auf einer gewissen Ebene verstehen wir also alle, auch wenn
wir vielleicht nichts zu verstehen meinen.
Auf dieser Traumebene, auf der
der Menschensohn auch sonst zu uns allen spricht, spricht er hier zunächst
sieben typisch menschliche Reaktionen auf das Gewahrwerden des Erscheinens des
Menschensohnes (in einer Art Bekehrungserlebnis) an. Der Menschensohn in
Johannes adressiert "die Engel" von "sieben Gemeinden",
also sieben typische Geisteshaltungen, er spricht zu dem Geist, der sich in
diesen Reaktionen zeigt. Er möchte zunächst eine Reaktion des sich selbst
Erkennens auslösen. Er möchte, dass die Leser seines Briefs sich angesprochen
fühlen, dass sie sagen, "das hier, das bin ich", genau wie moderne Hypnotherapeuten "Pacing"
einsetzen und versuchen ein "Yes-Set" zu
erzeugen, weil sie wollen, dass ihr Patient sich verstanden fühlt, denn dann
haben sie für alles Folgende seine ungeteilte Aufmerksamkeit und
Aufnahmebereitschaft.
Die Leser, die sich in der
Adresse wiedergefunden haben, befinden sich
gleichzeitig auch schon auf einer anderen Ebene des Bewusstseins - weg von dem
alltäglichen Bewusstsein, das sie dazu veranlasst, den Menschensohn zu
vergessen, zurück auf der Ebene, auf der sie ihn immer schon kannten, da wo
auch der Seher Johannes jetzt ist und von wo aus der Prozess der Menschwerdung
als ein Ringen personifizierter kosmischer Mächte erscheint - und zunächst auch
so als ob Gott wirkliche Gegenspieler hätte. Und so beginnt der große
Bilderbogen des Johannes mit der Vision vom "Thron Gottes":
Johannes sieht eine Tür im Himmel,
die geöffnet wurde, und er hört die erste Stimme wieder, "wie eine
Trompete". Und die Stimme fordert ihn majestätisch auf, in den Himmel
hinaufzusteigen und durch die geöffnete Tür einzutreten.
"Die erste Stimme" ist
hier wie auch in unserem Leben die des
Menschensohns. Und der wird Johannes zeigen, wie der
Prozess der Menschwerdung geschieht - "was hernach geschehen muss".
Die Stimme redet mit ihm "wie eine Trompete", wie ein Herold eine
bedeutende Botschaft des Königs ankündigt. Johannes nimmt ihre Bedeutung wahr.
Und durch ihn erinnert der Menschensohn auch uns an die Bedeutung dieser
Stimme, die jeder von uns genauso kennt.
Und er führt Johannes "in
den Himmel", d.h. er lässt ihn die Dinge so sehen, wie sie vom Standpunkt
der Vollendung aus erscheinen, denn nur von da aus ist verständlich, "was
danach geschehen muss". Das "Danach" bezieht sich auf die
Ausgangsposition, in der sich der Leser in diesem Moment befindet und die der
Menschensohn in seiner Adresse an die Engel der Gemeinden beschrieben hat. (1)
Johannes braucht nun keine
Himmelsleiter, um hinaufzusteigen. "Sogleich war ich im Geist", sagt
er und er zeigt uns damit erneut, dass er während seiner Vision gleichzeitig
auf zwei Ebenen bewusst da ist. Für einen Moment war er auf der Ebene der Reflexion
und nun geht er wieder auf die Ebene der Schau. Und schon ist er da, "im
Geist".
Und da sieht er einen Thron im
Himmel und auf diesem Thron sitzt einer, dessen Aussehen unbeschreiblich ist.
Gleichsam stammelnd sucht Johannes nach Worten, "wie Jaspisstein und Karneol und der Strahlenkranz rings um den Thron wie ein
Smaragd". Der da sitzt, leuchtet und funkelt wie ein Kristall. Er ist
durchsichtig wie Jaspis, der farbige Quarzkristall, irgendwie menschlich, wie
der fleischfarbene Karneol und er strahlt in der
Farbe der Hoffnung, wie ein Smaragd. Worte können den nicht fassen, der da
sitzt. Es gibt keinen adäquaten Ausdruck für das Numinose.
Es lässt sich nur in Symbolen andeuten und doch ist es ein Bild, das zu uns
spricht und wir verstehen auf einer ganz tiefen Ebene, während wir mit Johannes
schauen (2f.):
"Vierundzwanzig Throne
rings um den Thron und auf den Thronen vierundzwanzig Älteste, umworfen mit weißen Gewändern und auf ihren Köpfen goldene
Kränze." Es sind vierundzwanzig "Sieger", vierundzwanzig, die im
Prozess der Menschwerdung geläutert worden sind, vierundzwanzig, in denen Gott
zum Bewusstsein seiner selbst gelangt ist, vierundzwanzig wahre Könige. Zwölf
und zwölf, wie die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel, der Alte und der
Neue Bund vereint. (4)
"Und aus dem Thron heraus
gehen Blitze und Stimmen und Donner." Der auf dem Thron ist die Kraft, die
Energie des Universums. Der Thron kann diese Energie nicht fassen. Auf dem
Thron ist das Brauen und Glosen des Alleinen vor dem Urknall, und doch
droht keine Gefahr - ein Bild der Zurückhaltung.
In Ruhe "brennen vor dem
Thron sieben Fackeln von Feuer und das sind die sieben Geister Gottes."
Sie erleuchten den Raum und die Zeit. Es sind die Erzengel, die Urkräfte, die
aus dem Wesen der Dinge heraus alles bewegen. (5)
"Und vor dem Thron wie ein
gläsernes Meer, wie Kristall" - eine unendliche Klarheit und
Durchsichtigkeit geht von dem Thron aus.
Die islamische Legende
illustriert die Weisheit des Königs Salomo so, dass er in einem gläsernen Palast
wohnt, vor dessen Toren sich ein gläserner See ergießt; und als die Königin von
Saba Salomo besucht, hält sie das kristallklare Glas für Wasser und meint,
Schuhe und Beinkleider ausziehen zu müssen, um zum Eingang zu gelangen. (6)
"Und inmitten des Throns
und rings um den Thron vier Lebewesen voller Augen vorne und hinten."
Die vier Lebewesen sind voller
Augen. Wo du auch bist, du wirst gesehen. Vor dem auf dem Thron kannst du dich
nicht verstecken, er sieht alles, überall. Und du siehst sein Gesicht aus allen
Richtungen und aus jeder Richtung sieht es anders aus, wie alles, was wir sehen
können, mehrere Ansichten hat. (6)
Es sind vier Lebewesen, denn der
Eine auf dem Thron ist für uns noch nicht wahrnehmbar, auch die erste Zweiheit
ist noch unsichtbar und ebenso die Dreieinigkeit. Das erste, was wir sehen
können ist die Viel-Zahl in der Vier.
Vier Elemente, vier Ströme im
Paradies, vier Lebewesen. Und die Christen haben diese Bilder auf die
Evangelisten übertragen, denn in vier Gestalten erscheint auch die frohe
Botschaft.
Der auf dem Thron ist die frohe
Botschaft. Und er erscheint als Beherrscher der Tiere, als Löwe (Markus), als
Symbol der Kraft, als Jungstier (Lukas), als Hüterin der Geheimnisse, als
Sphinx ("mit einem menschlichen Gesicht", Matthäus) und als Herr der
Lüfte, als Adler (Johannes). (7)
Und die vier Lebewesen auf dem
Thron haben je sechs Flügel und Augen ringsum. Sie sind nicht erdgebunden, sie
können überall sein und nichts bleibt ihnen verborgen.
Und diese vier Lebewesen, diese
Symbole von Kraft und Herrschaft, bilden sich nichts ein auf ihre Kraft. Sie
wissen, diese Kraft kommt nicht von ihnen selbst. Und das drücken sie auch aus:
Tag und Nacht strömt es aus ihnen hervor: "Heilig, heilig, heilig, Herr,
Gott, der Allherrscher, der war und der ist und der
kommt." (8)
Und während die Lebewesen dem
auf dem Thron "Ruhm und Ehre und Dank" zusprechen, fallen die
vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem auf dem Thron. Sie, die Hochgeehrten,
nehmen ihre Siegeskränze ab und sie werfen sie vor den Thron, um zu zeigen,
dass ihr Sieg nicht aus ihnen selbst kommt, sondern von ihm, der lebt von einer
Ewigkeit zur nächsten. Ihm allein gebührt aller, Ruhm, alle Ehre und sein ist
die Kraft, denn allein aus seinem Willen ist und kommt das All. (9-11)
Wir haben alle diese Worte schon
so oft gehört, dass ihre Bedeutung kaum noch zu unserem Bewusstsein
durchdringt, genauso wie die unendlichen Tiefen des Sternenhimmels durch den
Licht- und Dunstschleier unserer Städte kaum noch durchdringen. Das starre
Erstaunen vor der unvorstellbaren Macht und Kraft hinter dem All befällt uns
nicht leicht, aber wir dürfen es uns erlauben, es in unser Bewusstsein
eintreten zu lassen und dann wird der Thron Gottes, auch vor unserem geistigen
Auge erscheinen und wir werden verstehen, was Johannes weiter sieht.
Die meisten Menschen begreifen das Leben nicht; sie finden nur falsche
Antworten
15... 5,1-14: Das Buch mit den sieben Siegeln
(1) Und in der
Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt, sah ich ein Buch, beschrieben innen und
hinten und versiegelt mit sieben Siegeln.
(2) Und ich sah
einen starken Engel mit lauter Stimme verkünden: Wer ist würdig, das Buch zu
öffnen und seine Siegel zu lösen? (3) Und keiner im Himmel noch auf der Erde
noch unter der Erde konnte das Buch öffnen, noch in es hineinsehen. (4) Und ich
weinte sehr, dass keiner würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen, noch in es
hineinzusehen. (5) Doch einer der Ältesten sagt mir: Weine nicht! Sieh, es
siegte der Löwe, der aus dem Stamm Juda, die Wurzel
Davids, vermochte das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen.
(6) Und inmitten
des Thrones und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten sah ich ein Lamm
stehen, wie geschlachtet; es hat sieben Hörner und sieben Augen, welche die
sieben Geister Gottes sind, ausgesandt auf die ganze Erde. (7) Und es kam und
empfing das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt.
(8) Und als es das
Buch empfing, fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem
Lamm nieder; und jeder hat eine Kithara und goldene
Schalen voller Räucherwerk, welche die Gebete der Heiligen sind; (9) und sie
singen ein neues Lied, das heißt: Würdig bist du, das Buch zu empfangen und
seine Siegel zu öffnen, weil du geschlachtet worden bist und weil du durch dein
Blut Menschen aus jedem Stamm und jeder Zunge und jedem Volk und jeder
Völkerschaft für Gott gekauft (10) und sie für unseren Gott zu einem Königtum
gemacht hast und zu Priestern; und sie werden auf der Erde herrschen.
(11) Und ich sah
und ich hörte eine Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und die
Lebewesen und die Ältesten, und ihre Zahl war zehntausendmal
zehntausend und tausendmal tausend; (12) und sie sagen mit lauter Stimme:
Würdig ist das geschlachtete Lamm, die Kraft zu empfangen und Reichtum und
Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Segen. (13) Und jedes Geschöpf, das
im Himmel ist und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer und alles in
ihnen, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm der Segen
und die Ehre und der Ruhm und die Macht in die Äonen der Äonen. (14) Und die
vier Lebewesen sagten: Amen. Und die Ältesten fielen nieder und huldigten.
Wie oft sind wir wie Johannes
traurig darüber, dass wir das Buch des Lebens nicht öffnen können, dass wir für
unser Problem keine Lösung finden. Himmel und Erde suchen wir ab, dieses oder
jenes, dieser oder jene, glauben wir, könnte uns
retten, doch alles erweist sich letztlich als vergeblich, die letzte Antwort
bleibt verborgen. Und so sind wir traurig, und nach der langen Suche vielleicht
sogar verzweifelt und wir wollen schon aufgeben, als plötzlich die Antwort
kommt: "Weine nicht!" Es stimmt zwar, dass niemand im Himmel oder auf
der Erde oder unter der Erde das Buch öffnen kann - und doch ist da einer, der
es öffnen kann. Und dieser Eine ist nichteinmal weit
weg, er ist nicht irgendwo außerhalb. Es ist etwas an deinem eigenen innersten
Wesen, das alle Aufgaben löst und das alle Siegel zu öffnen vermag.
Das Buch mit den sieben Siegeln
ist das Buch des Lebens. Das Geheimnis der menschlichen Existenz ist verborgen
für alle, außer einem, dem Lamm. (1-5)
Aber warum sollte niemand im
Himmel würdig sein, das Buch zu öffnen?
Das erinnert an die
buddhistische Aussage, dass die Erlösten nicht im Himmel zu finden sind, denn
in den Himmel kommt ein Mensch aufgrund seiner guten Taten, also wegen seines
guten Karma, aber die Erlösung liegt in einem Bereich jenseits des Karma, im Nirvana. Sogar die Götter, sagen die Hindus, müssen erst
als Menschen wiedergeboren werden, um erlöst werden zu können. Und der Himmel
sei nicht etwas Endgültiges, sondern etwas Vergängliches.
In unseren Kulturkreis übersetzt
ist Karma etwas, das mit dem Sündenfall ins Leben der Menschen gekommen ist.
Der Sündenfall besteht darin, dass die Menschen dem göttlichen Willen ihren eigenen
entgegenstellen. Sie nehmen nicht mehr an, was kommt, sondern sie wollen selber
bestimmen. Und damit lösen sie sich auch von der zielsicheren göttlichen
Führung. Sie haben ihre eigenen gut-schlecht-Kriterien
- die letzten Endes allerdings nicht zum Glück führen, sondern ins Unglück. Und
von da an suchen die Menschen nach einer Lösung, nach Erlösung. Und sie lernen
schließlich, das Unglück als Folge ihres Tuns zu
begreifen. Und sie sehen, dass manche Taten in der langen Sicht gute und andere
ungute Folgen haben. Sie entdecken das Gesetz des Karma.
Und mit ihm entdecken sie so etwas wie das göttliche Gesetz, das sie in
moralischen Kategorien formulieren, in Geboten. Indem die Menschen diesen
Geboten folgen, lösen sie sich von ihrer Eigenmächtigkeit und sie werden wieder
fähig, sich ganz dem göttlichen Willen anzuvertrauen; und nun werden sie auch
von den Geboten erlöst, weil sie den göttlichen Willen unmittelbar wahrnehmen
können. Und von da an gibt es kein Karma mehr für sie. Sie leben im Nirvana, wie Jesus, wie Buddha.
Die Phase, in der ein Mensch
Karma erzeugt ist die Phase zwischen
Sündenfall und Erlösung. In dieser Phase regiert der
menschliche Wille, d.h. die Absicht. Jede absichtliche Tat erzeugt Karma, d.h.
sie greift ein in den natürlichen Fluss der Dinge, sie hat künstliche Folgen
und, je nach der Art der Tat, angenehme oder unangenehme Folgen. Wenn ein
Mensch viele guten Taten aufweisen kann, dann haben
diese Taten viele gute Folgen; der Himmel ist der Lohn für gute Taten. Der
Himmel ist der Ort der Menschen guter Taten.
Aber niemand im Himmel ist
würdig, das Buch des Lebens zu öffnen, nur das Lamm würdig.
Die Menschen im Himmel folgen
immer noch ihrem eigenen Willen, auch wenn dieser Wille schon geläutert ist. Es
ist wie wenn ein künstlicher Vorgang dem natürlichen schon sehr stark
angenähert ist, es bleibt ein Rest des Festhaltens am Eigenen, ein Rest
Misstrauen. Das Lamm dagegen ist Symbol für völliges Vertrauen. Es lässt sich
ohne Widerspruch sogar zur Schlachtbank führen.
In jedem Menschen gibt es die
Sehnsucht nach dieser völligen Unschuld und nach totalem Vertrauen, in jedem
Menschen wartet das Lamm darauf, dass es hervortreten darf.
Das Lamm unterscheidet nicht
mehr zwischen gut und schlecht, es nimmt, was kommt. Im Lamm ist der Sündenfall
überwunden. Aus diesem Grund ist niemand im Himmel, auf der Erde, noch unter
der Erde würdig, das Buch zu öffnen, nur das Lamm.
Und deshalb erscheint das Lamm
inmitten des Thrones und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten,
"wie geschlachtet". Jeder weiß, dass Johannes auf Jesus anspielt und
doch spricht er es nicht aus. Er vermeidet die Einengung auf eine historische
Person, er hält das Bild offen für alle, er weckt die Sehnsucht nach dem Lamm
in uns, unsere Sehnsucht nach Hingabe. (6a)
Das Lamm hat "sieben Hörner
und sieben Augen, und das sind die Geister Gottes, die ausgesandt sind auf die
ganze Erde".
Das Lamm ist nicht allein und es
ist nicht wehrlos. Die Geister Gottes sind mit ihm, "geschickt auf die
ganze Erde", also zu allen Menschen, weil das Lamm ja in allen Menschen
erscheinen soll. Durch die Geister Gottes sieht das Lamm alles, was für es von
Bedeutung ist. Und wenn es notwendig ist, kämpfen die Geister Gottes für das
Lamm - wie die zwölf Legionen Engel, von denen Jesus bei seiner Verhaftung
gesprochen hat, und die ihm der Vater zur Verfügung gestellt hätte, wenn es
notwendig gewesen wäre. Weil das Lamm sich so vollkommen beschützt und
aufgehoben weiß, kann es sich auch ganz hingeben. Es weiß, dass es keine Angst
zu haben braucht, weil immer nur das Beste geschieht. Und sogar wenn es
geschlachtet wird, ist das Lamm nicht verloren, sondern aufgehoben, ja hinaufgehoben auf den Thron des Vaters, seines Schöpfers.
Und da sieht es Johannes in diesem Augenblick, wie es das Buch empfängt, dessen
Siegel niemand lösen kann, als nur das Lamm. (7)
Und als das Lamm die Buchrolle
empfängt, fallen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor
dem Lamm und sie verehren es, weil das Göttliche jetzt in seiner Gestalt
erscheint, weil das Lamm zum Symbol des Einsseins geworden ist. Und sie tragen
goldene Schalen in ihren Händen, aus denen die Gebete der Heiligen aufsteigen
wie Weihrauch. (8)
Und ein jeder von ihnen spielt
ein Instrument, sein Originalinstrument. Jeder spielt seine authentische Rolle
in der göttlichen Sinfonie der Schöpfung. Und weil das Authentische nie auch
nur geprobt, sondern vollkommen spontan ist, singen sie alle ein ganz neues
Lied. Und aus dem tiefsten Grund ihrer Seele kommt ein Lied für das Lamm (9a):
"Würdig bist du, das Buch zu empfangen und seine Siegel zu öffnen,
denn du wurdest geschlachtet und durch dein Blut hast du für Gott Menschen
gekauft aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Rasse und du hast
sie für unseren Gott zu einem Reich und zu Priestern gemacht und sie werden
Könige sein über die Erde."
Das Vertrauen des Lammes geht
über die Grenze des Todes hinaus, weil das Buch des Lebens für es kein
Geheimnis mehr ist. Der Schleier, der sich durch den Sündenfall über die
Bewusstheit der Menschen gelegt hat, existiert für es nicht. Für das Lamm ist
das Nichtwissen aufgehoben. Es versteht das Schicksal der Menschen und den
Prozess des Gerichts, der notwendig ist, damit sie sich lösen können von dem
"Ich", das sie sich aufgebaut haben, Gott zum Trotz, und deshalb kann
es den Menschen ein Beispiel geben:
Und indem es sein Leben hingibt,
bewegt es Menschen aus allen Völkern dazu, sich ebenso hinzugeben. Und durch
sie alle ersteht Gottes Reich auf Erden und sie alle sind Priester, weil sie unmittelbar
mit Gott verbunden sind und sie werden Könige sein, denn es gibt niemand über
ihnen, und sie werden auf der Erde herrschen, weil sie alles und alle verstehen
und weil sie durch ihr Wissen auch in den Unwissenden den göttlichen Kern
berühren und zur Entfaltung bringen können. (9f.)
Und Johannes hört die Stimme von
vielen Engeln und auch die Lebewesen und die Ältesten und tausende und
abertausende um den Thron rufen:
"Würdig ist das geschlachtete Lamm, zu empfangen die Kraft und
Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Segen." (11f.)
Dem, der sich hingibt, wird
alles andere hinzugegeben, und da ist keiner, der anderer Meinung wäre. Jedes Geschöpf, ohne Ausnahme,
stimmt ein in den Chor derer um den Thron und sie alle sagen:
"Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm der Segen und die Ehre
und der Ruhm und die Macht in alle Ewigkeit."
Ganz gleich wie weit ein Mensch
von Gott entfernt zu sein scheint, ein jeder spürt die Wahrheit, ein jeder wird
bewegt durch die sich selbst verströmende Liebe dessen, der auf dem Thron sitzt
und des Lammes. Bewusst oder unbewusst wissen alle: Das Lamm ist das
menschliche Ebenbild Gottes, in ihm hat Gott, nach dem langen Abstieg in die
völlige Entäußerung, wieder zu sich selbst zurückgefunden, in ihm ist er wirklich
zum Bewusstsein seiner selbst gelangt. Im Lamm sieht Er selbst sich "von
Angesicht zu Angesicht". Und das wird so sein in alle Ewigkeit. Und alle
wissen das und die vier Lebewesen sagen: "Amen."
Und die Ältesten fallen nieder
und erweisen ihm die Ehre. Die Ältesten haben den ganzen Prozess von
Sündenfall, Gericht und Auferstehung an sich selbst erfahren. Sie machen sich
nichts mehr vor, sie wissen, was Sache ist. Und deshalb beanspruchen sie die
Ehre nicht mehr für sich selbst, sondern sie erweisen sie dem, dem allein sie
zukommt. (13f.)
Die ersten sechs Geheimnisse des Lebens
Die unschuldige Kraft
Gestaute Energie
Berechnung
Angst vor dem Tod
Das vergewaltigte Kind in uns
Weltuntergang
16... 6,1-8: Das Lamm öffnet die ersten vier Siegel
(1) Und ich sah,
wie das Lamm eines der sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines der vier
Lebewesen wie die Stimme eines Donners sagen: Komm! (2) Und ich sah, und sieh,
ein weißes Pferd. Und der auf ihm sitzt hat einen Bogen, und ein Kranz wurde
ihm gegeben. Und siegend kam er heraus und um zu siegen.
(3) Und als es das
zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen sagen: Komm! (4) Und ein
anderes Pferd kam heraus, ein feuerrotes. Und dem, der auf ihm sitzt, wurde die
Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander
schlachten. Und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.
(5) Und als es das
dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen sagen: Komm! Und ich sah
und sieh, ein schwarzes Pferd. Und der auf ihm sitzt hat einen Waagebalken in
der Hand. (6) Und ich hörte gleichsam eine Stimme inmitten der vier Lebewesen
sagen: Ein Liter Weizen um einen Denar, und drei
Liter Gerste um einen Denar, und das Öl und den Wein
schädige nicht!
(7) Und als es das
vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten
Lebewesens sagen:
Komm! (8) Und ich sah und sieh, ein fahles Pferd. Und der auf ihm sitzt, sein
Name ist 'Tod'. Und der Hades folgte mit ihm. Und Vollmacht wurde ihm gegeben
über ein Viertel der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit Hungersnot und mit
Tod und durch die Tiere der Erde.
Die ersten vier Siegel bilden
eine Einheit, denn nach der Öffnung eines jeden dieser vier ruft eines der vier
Lebewesen am Thron Gottes "komm!" und es erscheint ein Pferd mit
einem Reiter.
Das Pferd ist ein Transportmittel, eine Kraft, die einen
trägt. Und als erstes kommt die Kraft, die den Menschen in diese Welt trägt:
Jeder Mensch kommt als Sieger, um zu siegen. Er ist schon ein Sieger, wenn er
in die Welt kommt. Unter Millionen von Spermien hat er sich durchgesetzt, allen
Widerständen zum Trotz. Er kommt auf einem weißen Pferd, in Unschuld, ohne
Absicht, aber siegesgewiß. Er kommt, um zu siegen.
Unser ganzes Leben lang ist der
Sieger da in uns. Seine Missdeutung führt zu den kleinen und großen
Anwandlungen von Größenwahn und zur Manie. Und das liegt daran, dass ein
Mensch, der bereits seine Unschuld verloren hat, weil er sich ein
"Ich" aufgebaut hat, durch das er sich vom Einen abgrenzt, sich mit
dem Sieger identifiziert. Das kann nicht gut gehen, denn Sieger kann der Sieger
nur in der Einheit sein, nur aus der Einheit heraus. Das abgelöste
"Ich" hat immer eine gewisse Starre und Unbeweglichkeit, weil es aus
einem Gebäude von Vor-Stellungen besteht und an diesen auch in Situationen
festhält, in denen diese Vorstellungen Hindernisse sind. Und so muss jeder
eingebildete Sieger auch den niederschmetternden Absturz erleben. Am
deutlichsten wird das in der Depression, die auf die Manie folgt. Da kehrt sich
der Sieger um in den Verlierer - und immer noch ist da die missglückte
Identifikation mit dem unter diesen Umständen erfolglosen Sieger.
Die Identifikation mit dem
Sieger ist es auch, der uns guten Rat von anderen zurückweisen lässt. So
schlecht es einem Menschen auch gehen mag. Es gibt kaum einen, der nicht
glaubt, dass er es nicht immer noch besser weiß als alle anderen.
Nur die Demut kann einen
Menschen von dieser Identifikation befreien. Dann wird das Pferd wieder weiß,
und der darauf sitzt, verliert seine eigenwillige Absicht und er wird wieder
eins mit seinem Ursprung. Und von da an erscheint der ursprüngliche Sieger
wieder und er erscheint, um zu siegen, d.h. um das menschliche Leben zu seinem
Ziel zu führen, zum Erscheinen des Menschensohnes.
Und es ist die Sehnsucht nach
dem Wiedererscheinen des ursprünglichen Siegers, die die gefallenen Menschen
drängt, nach der verlorenen Unschuld zu suchen. Die Kraft des weißen Pferdes
ist daher die erste Kraft des Gerichts, also des Reinigungsprozesses, durch den
der Mensch am Ende wieder ein wahres Ebenbild Gottes wird. (1f.)
Als das Lamm das zweite Siegel
öffnet, ruft das zweite Lebewesen: "Komm!" Und nun kommt "ein
anderes Pferd, ein feuerrotes, und der auf ihm sitzt, hat Macht, den Frieden
wegzunehmen von der Erde."
Wieder geht es nicht um ein
entferntes zukünftiges Ereignis, sondern wir alle kennen auch das rote Pferd
und seinen Reiter. Auch wir reiten auch auf dieser Energieform und sie ist
nicht "schlecht", sie ist Teil der Lebensenergie und sie ist
lebensnotwendig. Oft wird diese Energie moralisch bewertet und verurteilt, aber
ohne sie würde das Leben zum Stillstand kommen. Es ist gut, die feuerrote
Energie zu kennen. Dann kann auch sie uns helfen, aus den Verstrickungen
unseres Schicksals herauszufinden.
Aber auch diese Energie
missbrauchen wir, solange wir den Menschensohn in uns zugunsten unserer
Vorstellungswelt verdrängen. Wenn wir das Göttliche in uns nicht mehr spüren,
werden wir leicht an der falschen Stelle oder zum falschen Zeitpunkt aggressiv,
entweder weil wir beherrscht sind von der Gier nach all dem Guten, das wir mit
allen Mitteln erreichen wollen, oder/und weil wir Angst haben und in unserer
Angst auf alles treten, was sich unter uns befindet. Auch wenn wir in keinen
großen Kampf verwickelt sind, wer kennt nicht die täglichen kleinen Sticheleien,
mit denen wir uns gegenseitig das Leben schwer machen und die wir zu brauchen
scheinen, solange wir uns als zu kurz gekommen betrachten.
Einen, dem sein göttliches Wesen
zum Bewusstsein gekommen ist, trägt das rote Pferd aus der Gefahrenzone hinaus.
Er setzt sein Schwert ein, wie die Israeliten es eingesetzt haben auf ihrem Weg
ins Gelobte Land und behält es in der Hand, um keine Missverständnisse
aufkommen zu lassen. Auch Jesus hat es eingesetzt, nicht um irgendwelche
Vorstellungen durchzusetzen, sondern für das Ziel des menschlichen Lebens, das
Einssein.
Weil die Menschen nicht eins
sind, benützen sie diese Energie, um sich gegenseitig abzuschlachten. Und indem
sie den Frieden gegeneinander aufheben zeigen sie, dass sie keinen Frieden
haben. Und so steigert das Feuer dieser Kraft auch die Sehnsucht nach dem
wirklichen Frieden, so wirkt auch diese Kraft als eine Kraft des Gerichts.
(3f.)
Und als das Lamm das dritte
Siegel öffnet, ruft das dritte Lebewesen: "Komm!" Und da kommt
"ein schwarzes Pferd, und der auf ihm sitzt, hält eine Waage in seiner
Hand."
Die schwarze Energie ist die des
Abwägens, des Schätzens, des Messens, des Einteilens, des Vergleichens, der
Berechnung. Auf dem schwarzen Pferd sitzen wir, wenn wir uns auf dem Markt
bewegen, in der Welt der Arbeit und des Lebensunterhalts.
Was wir zum Leben brauchen,
kostet etwas. Wenn wir uns Teurere nicht leisten können, bekommen wir das, was
wir brauchen, auch für weniger. Das gilt es abzuwägen. Doch im Abwägen sollte
sich unser Leben nicht erschöpfen.
Im Abwägen und Berechnen tritt
jene Seite unserer Existenz hervor, die zum Sündenfall geführt hat. Diese Seite
hat zwar ihre Berechtigung, ja sie ist notwendig für unser Leben, doch darf sie
nicht alles beherrschen: "Das Öl und den Wein schädige nicht!", heißt
es daher. Bei aller nötigen Kalkulation muss es möglich bleiben, die guten
Dinge zu genießen. Die schwarze Energie des Rechenstifts darf uns die
Lebensfreude nicht nehmen.
Die Kraft des Einteilens und der
Berechnung hat unsere Form der Zivilisation ermöglicht, Wissenschaft und
Technik. Wir reden von Fortschritt, doch was ist dieser Fortschritt im Hinblick
auf unser Lebensziel? Und können wir die guten Dinge des Lebens überhaupt noch
genießen oder ersticken wir im Stress?
Die schwarze Energie ist nicht
nur schwarz wegen der Tinte, in die das Berechnen fließt, sondern vor allem
wegen der heillosen Lebensunlust, in die ein Leben der Berechnung mündet. Die
Berechnung beruht ja auf Vor-Stellungen, auf Erfahrungen, auf der Wiederholung
bekannter Abläufe und führt leicht zur Illusion der Machbarkeit. Und umsomehr ein Mensch sein Leben von da her lebt, aus der
Kraft seiner Berechnung, "aus eigener Kraft", umso langweiliger,
dunkler und sinnloser wird seine Existenz.
Mit der ersten Unterscheidung
von gut und schlecht begannen die Menschen ihre Vorstellungswelt aufzubauen und
ihr Leben zu berechnen. Sie verzichteten auf Spontaneität und handelten nach
Berechnung, weil sie das Unangenehme vermeiden wollten, doch ihre Kriterien
trafen die Wirklichkeit nie ganz und so blieb der Erfolg letztlich aus. Statt
das nur-Gute zu erreichen, wurde ihr Leben schwer und
hart und dunkel.
Und doch geht es im Leben nicht
ohne Berechnung, es geht nur um den richtigen Ort und darauf macht uns dieses
Bild aufmerksam. (5f.)
Und als das Lamm das vierte
Siegel öffnet, ruft das vierte Lebewesen: "Komm!" Und da kommt
"ein chlorfarbenes Pferd. Und der auf ihm sitzt, heißt 'Tod'."
Die vierte Kraft, die die
Menschen bewegt, ist der Tod. Was tun Menschen nicht alles und was unterlassen
sie nicht alles aus Angst vor dem Tod.
Der Tod, von dem hier die Rede
ist, ist nicht der normale Tod am Ende eines erfüllten Lebens oder ein anderer
unschuldiger Tod, es ist der Tod als Folge der Sünde. Die Menschen wollten ja
durch ihre Unterscheidung von gut und schlecht das Unangenehme vermeiden und umsomehr sie es schafften, umso erschreckender wurde die
Tatsache, dass sie das letzte "Übel", den Tod, nicht vermeiden
konnten. Hatten sie zuvor, im Paradies, ein Leben der Hingabe gelebt, in dem
sie akzeptierten, was kam, also auch den physischen Tod, so sahen sie nach dem
Sündenfall das Schreckgespenst "Tod" hinter jeden Ecke. Sie hatten
kein Vertrauen mehr, sie lebten in ständiger Angst vor Schwert, Hungersnot,
Krankheit und wilden Tieren. Und gerade dadurch ziehen sie diesen Tod magisch
an, wie die Ägypter die Plagen. Ein Viertel der Menschheit ist wie hypnotisiert
vom Tod und von dessen gespenstischen Gefährten und sie fällt ihm zum Opfer.
Doch der Tod kann einen Menschen
auch zur Umkehr bringen, zur Besinnung auf das Wesentliche, denn angesichts des
Todes werden - für die, die von ihm nicht hypnotisiert sind - viele Dinge
unwichtig. Stattdessen wird die Sehnsucht nach echter Menschlichkeit spürbarer,
nach dem Erscheinen, nach der Wiederkehr des Menschensohnes - nicht irgendwo
draußen auf einer Regenwolke, sondern hier. Das Bewusstsein des Todes
kondensiert die Wolke des Nichtwissens und aus ihr erscheint schließlich der
Menschensohn in uns. Und so ist der Tod eine ganz besonders starke Kraft des
Gerichts, die uns entweder vernichten oder zur Besinnung bringen kann. (7f.)
Die Besiegelung derer, die sich
besinnen
17... 6,9-17: Das fünfte und das sechste Siegel
(9) Und als es das
fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die wegen des
Wortes Gottes geschlachtet worden waren und wegen des Zeugnisses, das sie
festhielten. (10) Und sie schrieen mit lauter Stimme: Bis wann, heiliger und
wahrhaftiger Gebieter, richtest du nicht und rächst unser Blut an den Bewohnern
der Erde? (11) Und einem jeden von ihnen wurde ein weißes Gewand gegeben und es
wurde ihnen gesagt, sie sollten sich noch kurze Zeit beruhigen, bis auch ihre
Mitknechte vollzählig seien und ihre Brüder, die noch getötet werden sollten
wie sie auch.
(12) Und ich sah
wie es das sechste Siegel öffnete; und ein großes Erdbeben entstand und die
Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut,
(13) und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Spätlinge abwirft, erschüttert von einem großen Wind; (14)
Und der Himmel verschwand wie ein zusammengerolltes Buch, und jeder Berg und
jede Insel wurden von ihren Plätzen weggerückt. (15) Und die Könige der Erde
und die Großen und die Heerführer und die Reichen und die Starken und jeder
Sklave und jeder Freie verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der
Berge; (16) und sie sagen den Bergen und den Felsen: Fallt auf uns und verbergt
uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des
Lammes, (17) denn der große Tag ihres Zornes ist gekommen, und wer kann da
bestehen?
Von den Menschen, die von ihrer
Todesangst hinweggerafft werden, geht die Vision des Johannes zu denen, die
wegen ihrer Treue zum Wort Gottes getötet werden.
Als das Lamm das fünfte Siegel
öffnet, sieht er "unter dem Altar die Seelen derer, die wegen des Wortes
Gottes geschlachtet wurden." Und sie schreien nach Rache.
Solange kein Ausgleich
geschaffen ist, sind die Seelen der Märtyrer nicht erlöst. Deshalb verharren
sie unter dem "Altar", auf dem sie geopfert wurden.
Die Hinschlachtung derer, die
Menschlichkeit in die Welt bringen wollen, darf nicht unbestraft bleiben! Das
sagt uns unser gesunder Menschenverstand. Und doch erschreckt das der Feindliebe verpflichtete christliche Gewissen bei
dem Gedanken, dass die, die Jesus nachgefolgt sind, Rache fordern.
Das Blut der Gerechten schreit
zum Himmel. Und der Himmel antwortet. Er schickt das Gericht, er schickt
Erlösung. So ist das seit je her und überall. So war das, als die Israeliten
Sklaven in Ägypten waren und ebenso in der Babylonischen Gefangenschaft. Das
Gericht kommt, ja es ist schon da, aber das Maß muss erst noch voll werden,
erst dann kann seine Wirkung sichtbar werden.
Jeder Revolution geht eine lange
Zeit der Unterdrückung voraus und viele müssen im Aufruhr sterben, bevor die
Unterdrückten schließlich selbst zur bestimmenden Macht werden.
Und so sieht Johannes, wie
"jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben wird."
Sie haben bereits gesiegt, sie sind
im Prozess des Gerichts bereits geläutert worden. Aber für den irdischen
Ausgleich für ihre Hingabe braucht es noch mehr Opfer. Das ist immer so. Aber
der Ausgleich kommt und die, die sich eingesetzt haben, können sich beruhigen.
(9-11)
Und als das Lamm "das
sechste Siegel öffnete, entstand ein großes
Erdbeben ...".
Mit der Öffnung des sechsten
Siegels beginnen die Ereignisse, die der Wiederkehr des Menschensohnes
unmittelbar vorangehen, wie wir aus der Rede Jesu über das Ende dieser Welt
wissen.
In einem bestimmten Stadium des
Gerichts wird das Zusammenspiel der Kräfte, die das Leben bestimmen, so sehr
erschüttert, dass jede Orientierung versagt, dass nichts mehr läuft wie
gewohnt. Denken wir nur an eine schwere Krankheit oder ein Ereignis von ähnlicher
Wirkung. Es ist immer ein Gericht, ein Appell des Menschensohns an uns, unser
Leben zu überdenken, eine warnende Botschaft von unserem armen, von unseren
Vorstellungen geknechteten Organismus, der immer ein Sklave JAHWEs
ist und der nicht zögert, sich zu opfern, wenn wir seinen Hilferuf nicht
beachten.
Der Sündenfall besteht ja immer
darin, dass die Perspektive des Ganzen verlorengeht,
weil sich ein Teilaspekt auf Kosten der anderen aufbläht. Und so gerät das
Ganze aus dem Gleichgewicht und wir erfahren die Nachteile dieser Unordnung,
bis wir wieder zur Besinnung kommen. (12f.)
Wenn unsere Schwerhörigkeit aber
schon sehr tief geht, dann reagieren möglicherweise auch wir wie die Menschen
bei der Öffnung des sechsten Siegels in der Vision des Johannes. Schuldbewusst
verbergen sie sich, wie Adam und Eva sich nach dem Sündenfall vor Gott
verborgen haben. Sie suchen Schutz in der Höhle, sie wollen zurück in den Schoß
der Mutter Erde.
Sie haben Angst vor dem Zorn des
Lammes! Doch ist es wirklich der Zorn des Lammes, vor dem sie fliehen? Der Zorn
des Lammes ist nur eine Projektion. Auch Gott war ja nicht zornig, als er die
Menschen nach dem Sündenfall im Paradies suchte, im Gegenteil, als liebender
Vater ist er ihnen nachgegangen. Aber sie wenden ihre Maßstäbe auf Gott an und
deshalb fürchten sie seinen Zorn. Doch es ist nicht Gott, der sie straft,
sondern sie selbst haben das Unglück durch ihre eigenen Maßstäbe insgeheim
herbeigerufen. Aber sie stehen nicht zu ihrem Tun, sie verstecken sich und tun
damit so, als ob das Chaos von außen käme.
Und doch gibt es so etwas wie
den Zorn des Lammes. Unser Organismus ist ja ein Bild des Lammes, das sich
hingibt und immer wieder hingibt. Wie lange er doch die Misshandlungen erträgt,
denen wir ihn aussetzen! Doch eines Tages ist seine Kraft erschöpft und da
erweist er uns seinen letzten Dienst, indem er uns unmissverständlich klar
macht, dass wir ein Chaos erzeugt haben. (14-17)
Es ist erst die sechste Posaune,
noch gibt es die Möglichkeit umzukehren, aber nur noch kurze Zeit, denn gleich
werden die Knechte Gottes besiegelt:
18... 7, 1-17: Die Knechte Gottes werden besiegelt
(1) Danach sah ich
vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen, die die vier Winde der Erde
festhielten, damit kein Wind über die Erde wehe noch über das Meer noch über
irgendeinen Baum. (2) Und vom Aufgang der Sonne sah ich einen anderen Engel
aufsteigen. Er hatte ein Siegel des lebendigen Gottes (3) und er schrie mit
lauter Stimme den vier Engeln zu, die die Macht hatten, die Erde und das Meer
zu schädigen: Schädigt die Erde nicht noch das Meer noch die Bäume, bis wir die
Knechte unseres Gottes auf ihren Stirnen besiegeln.
(4) Und ich hörte
die Zahl der Besiegelten: hundertvierundvierzigtausend Besiegelte aus jedem
Stamm der Söhne Israels. (5) Aus dem Stamm Juda
zwölftausend Besiegelte, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend, (6) aus dem Stamm Aser
zwölftausend, aus dem Stamm Nephtalim zwölftausend,
aus dem Stamm Manasse zwölftausend, (7) aus dem Stamm
Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Issachar zwölftausend, (8) aus dem Stamm Zabulon zwölftausend, aus dem Stamm Joseph zwölftausend,
aus dem Stamm Benjamin zwölftausend Besiegelte.
(9) Danach sah ich
und sieh: eine große Volksmenge, die keiner zählen konnte, aus jeder
Völkerschaft und aus allen Stämmen und Völkern und Zungen. Sie stehen vor dem
Thron und vor dem Lamm, umworfen mit weißen Gewändern
und mit Palmzweigen in ihren Händen. (10) Und sie rufen mit lauter Stimme: Das
Heil unserem Gott, dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm! (11) Und alle
Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier Lebewesen, und
sie fielen vor dem Thron auf ihre Gesichter und huldigten Gott. (12) Sie sagen:
Amen! Der Segen und der Ruhm und die Weisheit und der Dank und die Ehre und die
Kraft und die Stärke unserem Gott in die Äonen der Äonen! Amen.
(13) Und einer der
Ältesten antwortete und sagte mir: Diese, die mit weißen Gewändern umworfen sind, wer sind sie, und woher sind sie gekommen?
(14) Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weisst es.
Und er sprach zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen, und
sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie im Blut des Lammes weiß gemacht. (15)
Deswegen sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem
Tempel, und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. (16) Sie werden
nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten, noch wird die Sonne auf sie fallen
noch irgendeine Glut, (17) denn das Lamm mitten vor dem Thron wird sie weiden und
sie zu den Quellen des Wassers des Lebens weisen, und Gott wird jede Träne aus
ihren Augen abwischen.
Ein Engel erzeugt nun absolute
Windstille, die Ruhe vor dem Sturm. Und ein anderer Engel, der ein Siegel des
lebendigen Gottes hält, ruft den vier Engeln, denen aufgetragen ist, Erde und
Meer zu schädigen, zu, stillzuhalten bis die Knechte Gottes besiegelt sind.
Wie das Blut des Lammes an den
Türpfosten der Israeliten in Ägypten den Würgeengel vorübergehen ließ und ihr
Haus verschonte, so wird das Siegel Gottes seine Auserwählten jetzt vor der
Vernichtung durch das kommende Gericht bewahren.
Aber was ist das für ein Siegel
und wie kann es seine Träger schützen? Wie wir am Beispiel der Märtyrer sehen,
bewahrt es sie ja nicht vor einem grausamen Tod. Das Siegel betrifft also nicht
das äußere Schicksal, es ist eine Sache der Bewusstheit. Es stellt sicher, dass
der/die Besiegelte auf die höchste Wahrheit ausgerichtet bleibt und sich mit
nichts zufrieden geben wird, als mit dem bewussten Einssein mit der Kraft, aus
der er/sie jetzt und immer kommt.
Der Engel mit dem Siegel kommt
vom Aufgang der Sonne her. Das "Siegel des lebenden Gottes" ist also
ein Ausdruck der Erleuchtung. Die Träger des Siegels haben verstanden, dass es
im Leben nur darum geht, dass der Menschensohn erscheint, denn nur in ihm wird
Gott für uns lebendig, nur durch ihn können wir ihn unmittelbar erfahren. (1-3)
Und wie viele so Erleuchtete
gibt es?
Die Zahl der Besiegelten ist
"hundertvierundvierzigtausend", je zwölftausend aus jedem der zwölf Stämme
Israels und darüberhinaus Unzählige aus allen Völkern
und Kulturen. Jeder von ihnen ist geläutert im Feuer des Lebens. Und ihre
Erleuchtung zeigt sich schließlich darin, dass sie nicht sich die Ehre geben,
sondern allein Gott und dem Lamm.
Zwölftausend aus jedem Stamm
Israels: So wie es zwölf Stämme gibt und zwölf Apostel, so deuten auch die zwölfmal tausend für jeden der zwölf völkischen Grundmuster
auf weitere Kategorien von Menschentypen oder Charakteren hin. Unter den
Erleuchteten werden also Menschen aller Art zu finden sein. Jeder hat also
wirklich eine faire Chance dazuzugehören, denn "tausend" von jeder
der 12 x 12 Arten, das sind einfach sehr viele, besonders wenn wir bedenken,
dass sich die Zahlen hier doch - in archetypischer Weise - auf das kleine Volk
Israel beziehen, wie der nächste Absatz zeigt: (4-8)
Außerdem steht da noch
"eine große Volksmenge, die keiner zählen konnte". Und sie kommen aus
allen Völkern und Sprachen. Niemand ist also seiner Herkunft wegen
ausgeschlossen. Die "kleine Herde", von der Jesus gesprochen hat (Lk 12, 32), ist am Ende also gar nicht so klein - und doch
ist es ein großes Privileg, eine große Gnade für jeden Einzelnen, dazugehören
zu dürfen. Und die Besiegelten wissen das und deshalb verehren sie Gott und das
Lamm unablässig. (9-12)
Und nun kommt die Frage nach den
Aufnahmebedingungen. Was sind das für Leute, "die mit den weißen Gewändern
und woher sind sie gekommen?" "Es sind die, die aus der großen
Bedrängnis kommen."
Wenn ein Mensch die Dunkelheit
und Verlassenheit der Gottferne nicht kennengelernt
hat, kann er die Wahrheit nicht schätzen. Deshalb mussten die Besiegelten durch
das Gericht hindurchgehen und darin sind sie zurechtgerichtet worden. In dem
außerordentlich schmerzhaften Prozess ihrer menschlichen Entwicklung haben sie
gelernt, sich von ihren Vorstellungen zu lösen und ohne jede Sicherheit dem
Leben zu trauen, wie das Lamm. Und vom Lamm haben sie auch gelernt, sich nicht
zurückzuhalten, sondern sich ganz hinzugeben, in welcher Lage sie sich auch befinden.
Und indem sie begriffen und erfahren haben, dass es nichts Größeres gibt als
das sich Verschenken, ist das göttliche Prinzip selbst in ihnen erwacht.
"'Deswegen sind sie vor dem
Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht." Und natürlich stehen sie nicht
in alle Ewigkeit an einer Stelle und wedeln mit dem Palmzweig! Der Ort, wo die
Erleuchteten Gott dienen, "der Tempel Gottes" ist ja ihr eigener
Körper. Da wohnt Gott. Und auch das Lamm ist da. Und sobald wir seinen Geist
annehmen, führt es uns durch unseren Körper, durch die Realität unserer
menschlichen Existenz, zu den Quellen des Wassers des Lebens. Und alles Leid,
das wir auf dem Weg unserer Suche ertragen mussten, wird vergessen sein. Was
wir dann erfahren, wird jede Träne abwischen aus unseren Augen.
Und natürlich sind die
hundertvierundvierzigtausend und die Volksmenge vor dem Thron, die keiner
zählen konnte, nicht die Verstorbenen, die nach dem Ende der Welt auferweckt
werden, weil sie so brav gewesen sind, sondern es sind die Menschen aus allen
Zeiten, die aus den Erschütterungen des Gerichts als neue Menschen
hervorgegangen sind. Es sind Lebende. Wir sind gemeint, alle, die das hier
hören und ernst nehmen. Jeden von uns will das Lamm zu den Quellen des ewigen
Lebens führen. Und wenn wir unser Leben aus seiner Perspektive sehen können,
dann sind wir bereits an den Quellen. Und sogleich wird unser Selbstmitleid
verschwinden und Dankbarkeit wird kommen sogar für alles Leiden auf dem Weg,
weil es uns schließlich zu ihm geführt hat, in dem wir unsere Ruhe finden. Und
da sind die Schmerzen vergessen und es bleibt nur noch die Trauer über die in
der Welt verbliebene Hartherzigkeit. - Und die zu erweichen wird nun unsere
Aufgabe sein. (13-17)
Das siebte Siegel:
Zunächst Stille, die Ruhe vor dem Sturm
19... 8,1-5: Das Lamm öffnet das siebente Siegel
(1) Und als es das siebte Siegel öffnete,
trat im Himmel Stille ein, etwa eine halbe Stunde lang. (2) Und ich sah die
sieben Engel, die vor Gott standen, und sieben Trompeten wurden ihnen gegeben.
(3) Und ein anderer Engel kam, und er wurde an den Altar gestellt. Er hatte
eine goldene Räucherpfanne, und viel Räucherwerk wurde ihm gegeben, damit er es
zu den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, dem vor dem Thron.
(4) Und der Rauch des Rauchwerkes stieg aus der Hand des Engels mit den Gebeten
der Heiligen hinauf vor Gott. (5) Und der Engel nahm die Räucherpfanne und er
füllte sie aus dem Feuer des Altars und er warf sie auf die Erde, und Donner
und Stimmen entstanden und Blitze und ein Erdbeben.
Und als das Lamm "das
siebte Siegel öffnete, trat im Himmel Stille ein, etwa eine halbe Stunde
lang."
Mit dem siebten Siegel des
Buches wird das letzte Geheimnis des Lebens gelüftet. Das letzte Stadium
beginnt: das Gericht. Und da tritt Stille ein im Himmel, nicht für eine
Gedenkminute, sondern ein halbe Stunde lang. (1)
Wenn sie die Zeit des Gerichts
kommen sehen, dann nehmen sich die, die sich mit dem Himmel noch verbunden
wissen, Zeit. Sie stellen alles Getriebe ab. Sie "halten die Welt
an", wie Carlos Castaneda sagen würde. Sie schauen auf ihr Leben, und sie
lassen sich dabei von dem Kind Gottes in ihnen führen. Und sie lassen ihr
stilles Gebet zu Gott aufsteigen wie Weihrauch. Und sie lassen sich erschüttern
von dem "Feuer vom Altar vor dem Thron", das der Engel des Gerichts
in sie hineingeworfen hat. (1 und 5)
Der Altar vor dem Thron
bedeutet, dass alles in der Welt Gott dargebracht wird. Das ganze Spiel von
Werden und Vergehen ist das unaufhörliche Opfer auf diesem Altar. Die Gebete
der Heiligen werden an diesem Altar mit Räucherwerk gewürzt, weil sie sich im
Bewusstsein dieses unaufhörlichen Opfers freiwillig Gott darbringen. (3)
Und der Engel wirft das Feuer
von dem Altar auf die Erde, um dort dieses Bewusstsein zu wecken durch den
Schock, den es da auslöst: Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben. Das
Feuer und die Stimmen hier gleichen denen zu Pfingsten und in jedem
Pfingstereignis. Es ist immer ein Schock, wenn einem Menschen die Realität zum
Bewusstsein kommt. Und dieser Schock sprengt die Mauern, hinter denen so viele
spontane Bewegungen festgehalten worden sind. Und dann sprudelt all das
Steckengebliebene und Zurückgehaltene plötzlich hervor wie ein aufgestauter
Sturzbach. (5)
Jeder Mensch spürt den Schock von
dem Feuer, das der Engel auf die Erde wirft, aber nicht jeder kommt durch den
Schock zur Besinnung. Und so erscheinen nun für diejenigen, die bis jetzt nicht
aufgewacht sind, sieben Engel mit Trompeten, um die weiteren
"Maßnahmen" des Gerichts anzukündigen, damit auch die Hartnäckigen in
den Prozess der Bewusstwerdung eintreten können: (6)
Die ersten sechs "Trompeten" (Warnsignale)
Misserfolg, Unglück,
Katastrophen
Unbewusste Gewalten überwältigen
das Geplante
Eine Ideologie blockiert den
Energiefluss
Die Maßstäbe für die Einsicht
werden unklar
Die blockierten Menschen
produzieren Horrorgestalten
Die angestauten Aggressionen
entladen sich
20... 8,6-13: Die Trompeten der ersten vier Engel
(6) Und die sieben
Engel, die die sieben Trompeten hatten, machten sich bereit, zu trompeten.
(7) Und der Erste
trompetete. Und Hagel entstand und Feuer, gemischt mit Blut, und wurde auf die
Erde geworfen. Und ein Drittel der Erde wurde verbrannt, und ein Drittel der
Bäume wurde verbrannt, und alles grüne Gras wurde verbrannt.
(8) Und der zweite
Engel trompetete. Und etwas wie ein großer Berg von Feuer brennend, wurde ins
Meer geworfen. Und ein Drittel des Meeres wurde Blut. (9) Und ein Drittel der
Geschöpfe, die im Meer leben, starb. Und ein Drittel der Schiffe wurde
vernichtet.
(10) Und der
dritte Engel trompetete. Und aus dem Himmel fiel ein großer Stern, brennend wie
eine Fackel. Und er fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Quellen der
Wasser. (11) Und der Name des Sterns heißt "der Wermut". Und ein
Drittel der Wasser wurde zu Wermut. Und viele Menschen starben von den Wassern,
weil sie bitter gemacht waren.
(12) Und der
vierte Engel trompetete. Und ein Drittel der Sonne wurde zerschlagen und ein
Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne, um ein Drittel von ihnen zu
verfinstern, damit der Tag nicht scheine, das Drittel von ihm, und in gleicher
Weise die Nacht.
(13) Und ich sah
und hörte einen Adler, der in der Himmelsmitte flog, mit lauter Stimme sagend:
Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der übrigen Stimmen der Trompeten
der drei Engel, die noch trompeten sollen.
Als der erste Engel trompetete,
"entstand Hagel und Feuer, gemischt mit Blut, und wurde auf die Erde
geworfen, und ein Drittel der Erde wurde verbrannt und ein Drittel der Bäume
wurde verbrannt, und alles grüne Gras wurde verbrannt."
Wer denkt da nicht an einen
Atomkrieg oder eine andere Umweltkatastrophe oder an die Weissagung der Cree-Indianer: "Erst wenn der letzte Fisch gefangen
und der letzte Baum gefällt ist, werden sie merken, dass man Geld nicht essen
kann."
"Hagel und Feuer, gemischt
mit Blut", ist auch in der damaligen Zeit ein Bild aus einem Krieg. Damals
wurden ja schon Brandbomben in Städte katapultiert, wie bei der Eroberung
Jerusalems durch die Römer.
Immer wenn die Menschen nicht
dem Lamm folgen, sondern ihrer Gier, führt das zur Katastrophe. Die erste
Plage. (7)
Und als der zweite Engel
trompetete, "wurde etwas wie ein großer Berg von Feuer brennend ins Meer
geworfen und ein Drittel des Meeres wurde Blut. Und eine Drittel aller
Geschöpfe, die im Meer leben, starb und ein Drittel aller Schiffe wurden
vernichtet."
Auch das Bild von der zweiten
Plage erinnert an eine Atomexplosion - der Berg von Feuer könnte ein Atompilz
sein - und doch sind es einfach archetypische Bilder der Zerstörung, wie sie
auch in unseren Träumen vorkommen. Die Bilder sind variabel. Es kommt nicht auf
den genauen Inhalt an, sondern auf die Wirkung. Und genauso wie es in Ägypten
viele Plagen gebraucht hat, bis der Pharao schließlich die Israeliten ziehen
ließ, so braucht es auch zum Gericht viele Plagen bis die hartherzigen Menschen
einsichtig werden. (8f.)
Wie wenig es auf das
buchstäbliche Verständnis ankommt zeigt auch das nächste Bild, das wörtlich gar
nicht zu verstehen ist:
Als nämlich der dritten Engel
trompetete, "fiel aus dem Himmel ein großer Stern, brennend wie eine
Fackel, und er fiel auf ein Drittel aller Flüsse ...".
Auch hier denken die Menschen
unserer Zeit sogleich an eine Umweltkatastrophe ungeheuren Ausmaßes und seit
Tschernobyl ist das denkbar geworden. Und doch ist der Stern, den Johannes
sieht, nicht ein materieller Himmelskörper, sondern eher ein 'Star",
nämlich die jeweils moderne Spielart des gefallenen Engels, der die Menschen
zur Abwendung von Gott verführt. Und die vergifteten Wasserquellen sind eben
die Quellen, aus denen die gefallen Menschen ihre eigensinnige Vorstellungswelt
weiter speisen. Und 'Wermut' heißt der Stern, weil die Arbeit, die dieser
Vorstellungswelt entspricht, immer ein bitter ist, ein Stress, der das Leben
vergiftet. Die alttestamentliche Zeit hatte dafür auch das Bild vom Gott
"Moloch", der die Kinder frisst, und heute noch meint das deutsche
Wort 'molochen' die Art von Arbeit, die die
Lebensfreude abtötet. (10f.)
Und als der vierte Engel
trompetet, wird "ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein
Drittel der Sterne zerschlagen"
Nocheinmal werden die heutigen Menschen an
die Auswirkungen eines Atomkrieges denken, der eine Staubwolke von solchen
Ausmaßen aufwirbeln könnte, dass sich wirklich die Sonne, der Mond und die
Sterne um ein Drittel verfinstern, sodass auf der Erde das eintritt, was man
'atomaren Winter' nennt. Es ist zwar durchaus denkbar, dass sich das, was
Johannes hier sieht, auch materialisiert, wenn die Menschen die Welt des
Wissens in Selbstherrlichkeit weiterkultivieren, und doch führt diese Sicht in
die Irre: Die Geheime Offenbarung des Johannes ist nicht eine Vorhersage der
Zukunft des Planeten oder der Menschheit, sonst würde dieses Buch ja nur für
eine bestimmte Zeit der Weltgeschichte gelten und in allen anderen Zeiten für
die Menschen belanglos sein. Die Vision des Johannes gilt aber allen Menschen
zu allen Zeiten - wie die Adresse zeigt. Und sie ist ganz offensichtlich keine
materielle Zukunftsvision, sondern eine symbolische Komposition, wie ein Traum.
Und im Traum sind Sonne, Mond und Sterne nicht Körper des materiellen, sondern
des geistigen Himmels. Es sind Symbole: die Sonne ein Symbol für die
Orientierung bei Tag, der Mond und die Sterne Symbole für die Orientierung bei
Nacht. Und sowohl tags als auch nachts sieht Johannes die Orientierung
verdunkelt, ja 'zerschlagen'.
Die Orientierung ist
zersplittert. Es gibt so viele Richtlinien oder Möglichkeiten der Orientierung,
dass die Menschen verwirrt sind und sich eben kaum noch orientieren können.
"Falsche Christusse und Propheten werden
auftreten und sie werden Zeichen und Wunder tun, um womöglich die Auserwählten
irrezuführen." (Mk 13, 22) (12)
Und Johannes hört "einen
Adler, der in die Himmelsmitte flog"
Der Adler steht über den Dingen.
Er sieht die künftigen Ereignisse schon von Ferne kommen, lange bevor die
erdgebundenen Menschen sie wahrnehmen können. Er sieht schon die weiteren
Plagen und er weiß, wie schrecklich sie sein werden. (13)
21... 9,1-12: Der fünfte Engel trompetet
(1) Und der fünfte Engel trompetete. Und ich sah einen
Stern, aus dem Himmel auf die Erde gefallen. Und ihm wurde der Schlüssel zum
Schlund des Abgrunds gegeben.
(2) Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und aus dem
Schlund stieg Rauch auf, wie Rauch eines großen Ofens. Und die Sonne wurde
verfinstert von dem Rauch des Schlunds und die Luft.
(3) Und aus dem Rauch heraus kamen Heuschrecken auf die
Erde, und eine Macht wurde ihnen gegeben, eine Macht, wie die Skorpione der Erde
sie haben. (4) Und ihnen wurde gesagt, sie sollten das Gras der Erde nicht
schädigen noch irgendein Grün noch einen Baum, sondern nur die Menschen, die
das Siegel Gottes nicht auf den Stirnen haben. (5) Und es wurde ihnen die Macht
gegeben, sie nicht zu töten, sondern sie sollten gequält werden fünf Monate
lang. Und ihre Qual ist wie die Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen
sticht. (6) Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und sie
werden ihn nicht finden, und sie werden zu sterben begehren, doch der Tod
flieht vor ihnen.
(7) Und die Bilder der Heuschrecken waren wie Pferde,
gerüstet zum Krieg. Und auf ihren Köpfen etwas wie Kränze wie Gold. Und ihre
Gesichter waren die Gesichter von Menschen. (8) Und sie hatten Haare wie Haare von
Frauen, und ihre Zähne waren wie von Löwen. (9) Und sie hatten Panzer wie
eiserne Panzer, und der Laut ihrer Flügel war wie der Laut von Wagen mit vielen
Pferden, die in den Krieg laufen. (10)
Und sie haben Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und
in ihren Schwänzen ist ihre Macht, die Menschen fünf Monate lang zu schädigen.
(11) Als König über sich haben sie den Engel des
Abgrunds. Sein Name ist auf Hebräisch Abaddon, und im
Griechischen hat er den Namen Apollyon.
(12) Das erste Wehe ging vorüber;
sieh, es kommen noch zwei Wehe danach.
"... Und gegeben wurde ihm
der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds ...".
Erneut werden jetzt alle, die
nicht auf sich selbst schauen mögen, das Bild der Vision auf die Zukunft dieses
Planeten projizieren. Wie in einem modernen Science-Fiction-Horrorfilm werden
sie den auf die Erde gefallen Stern als jene gigantische Atomexplosion sehen,
die eine so gewaltige Rauch- und Staubwolke aufwirbelt, dass die Sonne
verfinstert wird und deren radioaktive Strahlung Heuschrecken so mutieren
lässt, dass sie zu Killerheuschrecken werden. (1-3)
Wenn wir jedoch von der Annahme
ausgehen, dass die Botschaft der Geheimen Offenbarung nicht dazu da ist, uns zu
unserem Freizeitvergnügen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, sondern
dazu, uns etwas für unser Leben Wichtiges mitzuteilen, dann bekommen diese
Bilder eine ganz andere Bedeutung:
Der gefallen Stern bekommt einen
Schlüssel und er schließt damit etwas auf. Durch
den Stern wird also nicht ein Loch in die Erdkruste gerissen, sondern er
bekommt einen Schlüssel und mit ihm schließt er den Abgrund auf. Der Stern ist
offenbar eine intelligente Kraft. Andernorts heißt er 'Luzifer', 'Lichtträger'.
Es ist der gefallene Engel. Er, dieser größte aller Stars, ist der Fürst aller
Kräfte, die nach unten ziehen, in den Abgrund. Der Star 'Luzifer' hat den
Schlüssel zum Abgrund von Anfang an. Der Schlüssel zum Abgrund ist das sich
Lösen von Gott, das sich ihm Entgegenstellen. (1f.)
Der Rauch, der aus dem Abgrund
aufsteigt und das Licht der Sonne verfinstert, sind die Gedanken, die uns zum
Besserwissen verführen und dazu, die unmittelbare innere Führung zugunsten der
Führung durch Vorurteile aufzugeben. Diese Gedanken verdunkeln das Licht der
Sonne, nämlich der inneren Führung, und sie vergiften den Atem, den Gott uns
eingehaucht hat. Und deshalb kommen aus dem verdunkelnden Medium
Monsterheuschrecken hervor, die ein Gift haben, das schmerzt wie das von
Skorpionen. (3)
Und sie schädigen nicht das Gras
und nicht die Bäume, noch irgendein Grün, sondern nur die Menschen, die nicht
das Siegel Gottes aus der Stirn tragen. Das Getrenntsein
von Gott erzeugt jenen großen, unheilbaren Schmerz, der lange verdeckt bleibt
durch die Genüsse, die das "Ich" sich zu verschaffen versteht. Aber
irgendwann kommt die Stunde der Wahrheit. Dann lässt sich die Sinnlosigkeit des
Daseins nicht länger verbergen. Dann sieht sich der Mensch plötzlich vor dem
Abgrund, vor dem er immer schon gestanden hat; dann erfährt er die Angst, die
von seiner Schutzlosigkeit kommt, von seinem Alleinsein, von seiner
Getrenntheit. Nun merkt der Mensch, dass es Kräfte gibt, die er mit seinen
besten Berechnungen nicht meistern kann. Und diese Kräfte sieht er nun als
Bedrohung und er vergeht fast vor Angst, weil er es nicht ertragen kann, die
Dinge nicht unter Kontrolle zu haben - die andere Dimension, die des
Vertrauens, kennt er ja nicht. Und so sieht er sich diesen Kräften nur hilflos
ausgeliefert wie einem Schwarm höllischer Insekten. (4-6)
Aber diese Insekten sind nur
Phantome. Ihr Gift ist das Gift der Angst und das führt nicht unmittelbar zum
Tod, es erzeugt nur eine unerträgliche Qual, die so groß ist, dass die Menschen
den Tod suchen, aber nicht finden werden. (5f.)
"Und die Heuschrecken sahen
aus wie Pferde, die zum Krieg gerüstet sind."
Die Truppen des dunklen Königs
im "Krieg der Sterne" sind harmlos gegen diese Monster. Und doch sind
sie nur ein Produkt der Phantasie, ein Produkt der Angst, eine Folge der
Abwesenheit des Vertrauens. Ihr Befehlshaber ist der Engel des Abgrunds. Solange
er in einem Menschen herrscht, sind sie real, aber nicht länger, deshalb können
sie auch das Grün nicht schädigen und deshalb ist die Zeit ihrer Macht
begrenzt. Fünf Monate lang können sie die Menschen quälen, die das Siegel
Gottes nicht auf ihrer Stirn tragen. Und diese fünf Monate können fünf Monate
der Läuterung sein. (7-11)
Diese Phase des Gerichts endet
nicht mit dem Tod. Noch ist Zeit für die Umkehr. Und "sieh, es kommen noch
zwei Wehe danach!" (12)
22... 9,13-21: Der sechste Engel trompetet
(13) Und der
sechste Engel trompetete. Und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des
goldenen Altars vor Gott. (14) Sie sagte dem sechsten Engel, der die Trompete
hatte: Löse die vier Engel, die am großen Fluss Euphrat gebunden sind! (15) Und
gelöst wurden die vier Engel, die bereit standen für die Stunde und den Tag und
den Monat und das Jahr, damit sie ein Drittel der Menschen töten. (16) Und die
Zahl der Heere der Reiterei war zwanzigtausendmal
zehntausend. Ich hörte ihre Zahl. (17) Und so sah ich die Pferde in der
Erscheinung: Und die auf ihnen saßen hatten feurige und hyazinthfarbene und
schwefelgelbe Panzer, und die Köpfe der Pferde wie Köpfe von Löwen, und aus
ihren Mäulern kommt Feuer und Rauch und Schwefel. (18) Von diesen drei Schlägen
wurde ein Drittel der Menschen getötet, durch das Feuer und den Rauch und den
Schwefel, die aus ihren Mäulern herauskamen. (19) Denn die Macht der Pferde ist
in ihrem Maul und in ihren Schwänzen, denn ihre Schwänze sind wie Schlangen.
Sie haben Köpfe und mit ihnen schädigen sie.
(20) Und die
übrigen der Menschen, die durch diese Schläge nicht getötet wurden, wandten
sich nicht ab von den Werken ihrer Hände, damit sie den Dämonen und Götzen
nicht huldigten, den goldenen und den silbernen und den ehernen und den steinernen
und den hölzernen, die weder sehen können noch hören noch umhergehen.
(21) Und sie
kehrten sich nicht ab von ihren Morden noch von ihren Zaubermitteln noch von
ihrer Hurerei noch von ihren Diebereien.
"... Und
gelöst wurden die vier Engel, bereitet für die Stunde ...
Euphrat ist
der vierte Fluss, in den sich der eine paradiesische Strom
verzweigt. Dort sind die vier Engel gebunden, die, wenn
die Zeit kommt, ein Drittel der Menschheit töten sollen. Der Euphrat ist einer
der beiden Ströme auf der irdischen Seite des Paradieses. Da, im irdischen
Werden, sind die Todesmächte angebunden und wer in seinem Leben nur auf das
irdische Werden baut, wird von dort her seinen Tod erfahren. Ein Drittel der
Menschheit wird davon überrascht werden, weil sie nicht bedacht haben, dass die
Kräfte des Lebens auch die Kräfte des Todes sind. Die Bibel sagt es, wie hier,
sehr verschlüsselt, in der indischen Mythologie wird es direkter ausgedrückt,
denn da wissen alle, dass im Gott Shiva und in der
Göttin Kali beide Kräfte vereint sind. (14f.)
Und wie Shiva
und Kali kommen die vier Engel jetzt mit zwanzigtausend mal zehntausend Heeren
von Reitern, um die Gewordenen wieder hinwegzuraffen. Und Johannes sieht die
Pferde und die auf ihnen sitzen ganz klar: "Sie haben feurige,
hyazinthenfarbige und schwefelgelbe Panzer ..."
Zunächst sind die Einzelheiten
hier aber nicht so wichtig, auf das Gesamtbild kommt es an, darauf, dass wir
seine Stimmung auf uns wirken lassen. Dazu dürfen wir es nicht in die Zukunft
projizieren. Wir müssen es in unser Leben hereinnehmen. Nur in unserer eigenen
Gegenwart kann es uns helfen, uns neu auszurichten. Das Gericht findet ja nicht
einmalig im Jahr 2085 statt oder 5117 und auch nicht im Jahr 523.127, sondern
immer hier und jetzt. Und nur wenn wir es da sehen, kann es uns berühren. Und
dann verwandelt es sich auch und wir können seine Details als Elemente unserer
Lebenswelt identifizieren. So sehr uns diese Bilder auch aus Science-Fiction
Filmen bekannt sind, weil die Regisseure sich hier immer wieder Anregungen
holen, da finden wir den Schlüssel dazu nicht. Aber Carlos Castaneda kann uns
helfen. Er beschreibt diese Wirklichkeit in seinem Bild von der "rollenden
Kraft", der allgegenwärtigen Lebenskraft, die ständig über alles hinwegrollt
und die, wenn sie eine Lücke im Energieschild eines Wesens findet, so lange in
diese Kerbe schlägt, bis dieses Wesen seinen Lebensgeist aufgibt. (15-19)
Die "rollende Kraft"
und diese himmlischen Todesschwadronen sind so allgegenwärtig, dass die Menschen
sie gar nicht mehr wahrnehmen. Das sieht auch Johannes in seiner Vision:
"Und die übrigen Menschen ... wandten sich nicht ab von den Machwerken
ihrer Hände."
Obwohl das Leben so vergänglich
ist, suchen die Menschen ihr Heil gerade im Toten. Auf die Machwerke ihrer
Hände bilden sie sich etwas ein und die Größe des Schöpfers sehen sie nicht.
Sie unterwerfen sich selbstgemachten Göttern und
Dämonen, die nur in ihrer Einbildung Macht haben. Sie schrecken nicht davor
zurück, anderen das Leben zu nehmen. Weil sie meinen, sie könnten das Glück
durch Tricks erreichen, sie machen ihre Partner zu Objekten und sie nehmen sich
Dinge heraus, die ihnen nicht zukommen. Obwohl der Tod ihnen so nahe ist,
wachen sie nicht auf. (20f.)
Himmlische Botschaften
werden an die gepeinigte
Menschheit gesandt:
Die Botschaft des Lammes:
wahllos zu werden
Die himmlischen Maßstäbe als
Orientierung
Zwei Propheten, die getötet
werden, aber auferstehen
23... 10, 1-11: Der Engel und das kleine Buch
(1) Und ich sah
einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabsteigen, umworfen
mit einer Wolke, und auf seinem Kopf der Regenbogen und sein Gesicht wie die
Sonne und seine Füße wie Säulen von Feuer; (2) Und in seiner Hand hatte er ein
geöffnetes Büchlein. Und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken
aber auf die Erde; (3) und er schrie mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt.
Und als er schrie, redeten die sieben Donner mit ihren Stimmen. (4) Und als die
sieben Donner redeten, wollte ich schreiben, doch ich hörte eine Stimme aus dem
Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner redeten, und schreibe es nicht!
(5) Und der Engel,
den ich auf dem Meer stehen sah und auf der Erde,
erhob seine rechte Hand in den Himmel. (6) Und er schwor bei dem, der lebt in
die Äonen der Äonen, der den Himmel schuf und das in ihm und die Erde und das
auf ihr und das Meer und das in ihm, dass Zeit nicht mehr sein wird, (7) denn
in den Tagen des siebten Engels, wenn er trompeten wird, ist auch das Geheimnis
Gottes erfüllt, wie er es seinen Knechten, den Propheten, verkündet hat.
(8) Und die
Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, sprach wieder mit mir und sagte: Geh
fort, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf
der Erde steht! (9) Und ich ging weg zu dem Engel und sagte ihm: Gib mir das
Büchlein! Und er sagt mir: Nimm und iß es auf! Und es
wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie
Honig. (10) Und ich empfing das Büchlein aus der Hand des Engels, und ich aß es
auf. Und es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es aß, wurde mein
Bauch bitter gemacht.
(11) Und sie sagen
mir: Du musst erneut prophezeien über Völker und Völkerschaften und Zungen und
viele Könige.
Die siebte Trompete ist noch
nicht ertönt, da sieht Johannes "einen anderen starken Engel
herabsteigen".
Das Bild gleicht dem vom Erscheinen des Menschensohnes
in der Rede Jesu über das Ende der Welt und es gleicht auch dem Bild vom
Menschensohn am Anfang der Vision des Johannes:
Er steigt herab aus dem Himmel, er
erscheint in einer Wolke, sein Gesicht ist wie die Sonne und seine Füße wie
Feuersäulen und den Regenbogen, das Symbol des neuen Lebens, trägt er auf dem
Kopf. Die Feuersäulen seiner Füße erinnern an die Feuersäule, die den
Israeliten bei ihrem Auszug aus dem Sklavenhaus Ägypten den Weg beleuchtete.
Und dass er einen Fuß auf das Meer stellt und einen auf das Land zeigt ihn als
den Herrn der Erde. Der "Engel", der hier erscheint, ist der
Menschensohn. (1)
Und in der Hand trägt er ein
kleines Büchlein, nicht das gewaltige Alte Testament, sondern die einfache
frohe Botschaft Jesu, das Evangelium. Und wie Jesus am Kreuz, schreit er mit
lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und wie beim Tod Jesu die Erde bebte, so
reden jetzt die sieben Donner. Johannes hört, was sie sagen, aber er darf es
nicht mitteilen. Es bleibt geheim. (2-4)
Und nun schwört der Engel
"dass Zeit nicht mehr sein wird, denn in den Tagen des siebten Engels ...
ist auch das Geheimnis Gottes erfüllt." Das hat er seinen Propheten von
Anfang an mitgeteilt. Das Geheimnis ist so gewaltig, dass nur die Donner es
aussprechen können. In menschlicher Sprache kann leicht die Ehrfurcht verlorengehen, deshalb darf Johannes es nicht aufschreiben.
Und doch haben die Propheten das für uns Wesentliche am Geheimnis Gottes
wahrgenommen und es uns mitgeteilt: "Und Gott schuf den Menschen nach
seinem Bild" (Gen 1, 27). Und: "Jetzt sehen wir durch einen Spiegel
im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht" (1 Kor 13, 12).
Zuerst ist Gott allein,
unerkannt, in sich ruhend und nicht mitgeteilt, und doch ist sein Wesen von
Anfang an das aus sich Herausgehen, die sich verschenkende Liebe. Und so ergiesst sich aus dem Urbild ein Abbild, ein Gegenüber, das
seine Liebe empfangen und seinerseits weitergeben kann. Gott zeugt seinen Sohn
von Ewigkeit her. Und indem er sich mitteilt, schafft er die Zweiheit und mit
ihr den Raum und die Zeit. Und darin lebt der Sohn zur einen Hälfte, mit der
anderen bleibt er mit seinem Erzeuger verbunden. Raum und Zeit aber und ihn ihr
die Materie bilden die Basis für den Sohn, von der aus er schließlich den Vater
erkennen kann, so dass Gott nicht mehr allein ist und am Ende erkannt wird,
indem dann das Abbild sein Urbild sieht - und dabei sieht, dass er selbst es
ist, von dem er ausgegangen ist, und dass jetzt keine Zweiheit mehr ist,
sondern nur noch eins.
Die Zeugung ist ein Prozess und
der Prozess schafft die Zeit und durch die Zeit entfernt sich das Abbild vom
Urbild. Die Zeit ist der Sündenfall. Gleichzeitig mit der Ablösung vom Urbild
aber, mit der Selbständigkeit, beginnt der Prozess der Selbsterkenntnis Gottes.
Indem die Menschen die Nabelschnur durchtrennen erst erhält Gott ein wirkliches
Gegenüber. Doch sie vergessen ihre Bedingtheit und beginnen zu glauben, sie
könnten sich ihr Glück unabhängig von ihrem Ursprung schaffen. Aber ohne die
Verbindung mit ihrem Ursprung müssen sie sich jetzt um alles selber kümmern.
Und in dem Trubel dieses Sorgens vergessen sie ihren Ursprung ganz und gar. Und
sogar wenn sie Glück haben und sehr viel erreichen - letzten Endes bleibt alles
hohl, solange das Wissen um das eigene Wesen fehlt. Aber von Zeit zu Zeit
meldet sich eine ganz tiefe Sehnsucht und spricht zu ihnen von einer ganz
anderen Welt, nämlich von der Welt, die erscheint, wenn sich ein Mensch an
seine göttliche Natur erinnert. Und auch diejenigen, die diese Sehnsucht nicht
zu Wort kommen lassen, erfahren, dass es da noch etwas anderes gibt, eine
höhere Macht, der sie letzten Endes ausgeliefert sind und die sie töten wird,
wenn sie sich nicht besinnen. Sie erfahren das Gericht. Und damit sind wir
wieder in der Vision des Johannes, die dieses Gericht beschreibt.
Und an dieser Stelle heißt es,
"dass Zeit nicht mehr sein wird", denn wenn der siebte Engel
"trompeten wird, ist auch erfüllt das Geheimnis Gottes." Der Prozess
der Selbsterkenntnis Gottes ist abgeschlossen, das Geheimnis Gottes ist
erfüllt, das Abbild erkennt seine Relativität. Es erkennt sein Urbild. Und Zeit
gibt es da nicht mehr. (6f.)
Und doch heißt das nicht, dass
die Schöpfung nun mit einem Schlag rückgängig gemacht wird. Der Prozess des
Gerichts ist ja nicht für alle gleichzeitig an einem bestimmten
welthistorischen Datum abgeschlossen, sondern der Schall der siebten Posaune
erreicht jeden Menschen separat zu einer gewissen Zeit, eben wenn der Prozess
des Gerichts für diesen Menschen abgeschlossen ist, wenn er zur Besinnung und
zum Bewusstsein seiner wahren Natur gekommen ist. Und in diesem Moment löst
sich seine physische Existenz auch nicht in Luft auf, und doch hört die Zeit
für diesen Menschen in diesem Moment auf. Dieser Moment ist der Moment des
Erscheinens des Menschensohns, und jeder Mensch eines jeden Geschlechts erfährt
diesen Moment nach Aussage Jesu im Laufes seines
Lebens. (Mt 24, 34). Die Buddhisten bezeichnen diesen
Moment als den Moment des Eintritts ins Nirvana. Es
ist nicht der Moment des physischen Todes, aber der Moment der Verwandlung, der
Wiedergeburt. In diesem Augenblick ist der neue Himmel und die neue Erde da,
die Johannes später noch sehen wird. Zeit und Schicksal spielen nun keine Rolle
mehr. Ein Mensch, der hier angelangt ist, weiß sich jederzeit eins mit dem
göttlichen Willen. Er tut nicht mehr, was er will, er lässt sich führen wie ein
Lamm. Und so wird er zum Menschensohn, zum wahren Abbild Gottes, und das bleibt
er in Ewigkeit. (5-7)
"Und die Stimme ... sagte:
Geh, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels ... und iss es auf."
Beim Abschiedsmahl sagt Jesus zu
seinen Jüngern: "Nehmt und esst!" und er gibt ihnen sich selbst zu
essen in Gestalt von Brot und Wein, denn indem sie ihn essen, sollen sie in ihn
verwandelt werden. Und nun isst Johannes das Büchlein in der Hand des Engels.
Er isst die göttliche Botschaft. Er muss also selbst zur göttlichen Botschaft
werden. Nur dann kann er diese Botschaft so aussenden, dass sie bei allen
Menschen aller Zeiten auch ankommt.
Die Botschaft ist süß im Mund
und bitter im Bauch. Für den, der sie versteht, ist es eine frohe Botschaft:
"Du bist ein Ebenbild Gottes!" Doch sie zu verdauen, ist bitter, so
bitter wie das Gericht, denn sie verlangt das sich Lösen von allen Illusionen,
von allen Urteilen, von allen Identifikationen, von der Idee der
Unabhängigkeit. Sie verlangt ein Sterben, das Sterben des alten
"Ich". "Er muss wachsen, ich aber abnehmen" (Joh 3, 30). Dieser Wandel vollzieht sich im Prozess des
Gerichts und er wird erleichtert durch die Süße der frohen Botschaft. (8- 1)
24... 11,1-2: Die Vermessung des Tempels
(1) Und ein Rohr
wurde mir gegeben als Messstab und es wurde mir gesagt: 'Steh auf und miss den Tempel
Gottes und den Altar und die, die dort beten. (2) Aber den Hof lass weg, den
außerhalb des Tempels, und miss ihn nicht, denn er wurde den Völkern
überlassen. Und sie werden die heilige Stadt treten zweiundvierzig Monate
lang.'
Innerhalb seiner Vision soll
Johannes nun aktiv werden. Johannes steht hier für die Menschen, die noch auf
dem Weg sind. Sie brauchen Maßstäbe, damit sie das Ziel ihres Lebens erreichen
können, nämlich dass sie zum Bewusstsein ihrer göttlichen Natur erwachen und
dass Gott durch sie sich selbst erkennt. Durch Johannes wird den Menschen
gezeigt, von wo sie ihre Maßstäbe beziehen sollen: vom Tempel. An denen, die
den Weg bereits gefunden haben, sollen sie sich orientieren und zwar nur an
diesen und nicht an der äußeren Welt, auch wenn sie dem Anschein nach mit dem
Tempel unmittelbar verbunden ist. (1f.)
Wenn wir hier daran denken, von
wo wir unsere Maßstäbe beziehen, können wir verstehen, wozu es diese Ermahnung
braucht, sind wir doch ständig in Versuchung, uns an Leuten zu messen, die
nicht dem einen wahren Ich, JAHWE, die Ehre geben, sondern sich selbst, also
ihrem von Gott abgesonderten "Ich". Aber die gehören zu den
"Völkern", denen der äußere Hof des Tempels überlassen ist und die
die heilige Stadt Jerusalem dreieinhalb Jahre lang "treten", also
entweihen werden. (2)
25... 11, 3-14: Zwei Propheten in der den Heiden
überlassenen heiligen Stadt
Die drinnen sind immer nur
wenige, die draußen sind die vielen. Die drinnen haben verstanden, worum es geht,
und denen draußen sind die drinnen ein Dorn im Auge. Sie sind ihnen ein
stetiger Vorwurf, eine lästige Erinnerung daran, dass etwas in ihrem Leben
nicht stimmt. Und immer wieder werden welche von drinnen zu denen draußen abgesandt, um sie zur Besinnung zu rufen. Aber die machen
mit ihnen, was sie wollen. Die Abgesandten haben Vollmacht, die ganze Natur
gehorcht ihnen. Aber alle Zeichen, durch die sie den Völkern zeigen, dass all
ihre grandiosen Erfindungen und zivilisatorischen Errungenschaften nichts sind
vor dem Einen, prallen von ihnen ab. Und so schickt Gott zuletzt die Creme de
la Creme (3-10):
(3) Und ich werde
meine zwei Zeugen beauftragen und sie werden weissagen in Säcken gekleidet
tausendzweihundertsechzig Tage lang. (4) Diese sind die zwei Ölbäume und die
zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. (5) Und wenn einer ihnen
schaden will, kommt Feuer aus ihrem Mund heraus und verzehrt ihre Feinde, und
wenn einer ihnen schaden will, so muss er getötet werden.
(6) Diese haben
die Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit während der Tage ihrer
Prophezeiung kein Regen fällt. Und sie haben Vollmacht über die Wasser, sie in
Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeder Art von Plage, sooft sie
wollen.
Zweiundvierzig Monate oder tausendzweihundertsechzig
Tage lang blieb der Himmel verschlossen in den Tagen des Propheten Elias. Kein
Regen fiel dreieinhalb Jahre lang, wie Elia es prophezeiht
hatte, zum Beweis gegen Ahab, den König der
Israeliten, und dessen ausländischer Frau Isebel, die
das auserwählte Volk zum Baalskult verführt hatte (1 Kön 16, 29 - 18, 46).
Elia war es auch, aus dessen
Mund Feuer kam und die Truppen verzehrte, die der König Ahab
ausgesandt hatte, um ihn zu töten. Und auch die Propheten des Baal, die im Auftrag des Königs Ahab
am Berg Karmel zu dem Gottesurteil gegen Elia
angetreten waren, unterlagen und sie mussten sterben (1 Kön
18, 1 - 46). (5f.)
Der zweite von den beiden
Propheten, die ausgesandt wurden in die heilige Stadt, war Mose.
Er hat das Wasser in Blut verwandelt und er hat die zehn Plagen herbeigerufen,
um den Pharao zu zwingen, die Israeliten ziehen zu lassen (Ex 4, 9; 7 - 11).
(6)
Diese beiden Propheten sind die
Zierde des Herrn der Erde. Sie sind die beiden Ölbäume und die beiden Leuchter,
die vor seinem Thron stehen. Und der Herr der Erde ist der Menschensohn, das
Ebenbild Gottes. (4)
Die heilige Stadt, die den
Heiden überlassen ist, das sind wir. Zu uns werden die beiden Propheten
geschickt. Sie haben die Macht uns mit allen möglichen Plagen zu schlagen. Und
wie der ägyptische Pharao und der König Ahab hören
auch wir nicht. Deshalb haben sie die Macht, den Himmel zu verschließen
dreieinhalb Jahre lang. Und am Ende werden sie die Propheten des
Baal in uns im Wettstreit besiegen. Alle
Beweise sind da, aber wenn wir "das Weib Jezabel
weiter gewähren lassen" (2, 20), wenn wir hartnäckig an unseren eigenen
Vorstellungen festhalten, ist das bittere Ende unvermeidlich (1 Kön 18, 40).
Die beiden Propheten kommen
nicht von außen zu uns, sie sind bereits in uns, sie sind ein Teil unserer
Natur: Unser innerstes Wesen ist ja der Herr der Erde. Und er will nichts als
unser Heil. Und so stehen vor ihm die Symbole des Heils, zwei Ölbäume, die
gleichzeitig zwei Leuchter sind: Wie Ölbäume die Quelle jener Substanz sind, die
alle Wunden heilt, so sind die Leuchter die Basis des Lichts. Etwas anderes in
uns jedoch will nichts zu tun haben mit dem Herrn der Erde. Dieser Teil hat
seine eigenen Vorstellungen darüber, was gut ist und was schlecht. Dieser Teil
verehrt Güter, Macht und Erfolg und deren Symbol, den Baal.
Der Herr der Erde schickt seine Propheten zu uns, um uns zu zeigen, wer hier
der Herr ist, aber wir sind fest identifiziert mit unseren Vorstellungen. Und
deshalb wendet sich die Macht, die zu unserem Heil da ist, symbolisiert durch
Öl und Licht, nun gegen uns und sie schneidet uns ab von der Quelle des Lebens,
um uns zur Besinnung zu bringen. Aber trotz der eindeutigen Zeichen hören wir
immer noch nicht, im Gegenteil, wir bekämpfen die Propheten des Herrn der Erde,
wir verbünden uns mit den Mächten des Abgrunds und bringen die Propheten zum
Verstummen (7-10):
(7) Und wenn sie
ihr Zeugnis erfüllt haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt,
Krieg mit ihnen machen und es wird sie besiegen und sie töten. (8) Und ihre
Leichen bleiben liegen auf der Straße der großen Stadt - sie wird, geistlich
verstanden, 'Sodom' und 'Ägypten' genannt - wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.
(9) Und Menschen
aus allen Völkern und Stämmen und Sprachen und Erdteilen sehen ihre Leichen
dreieinhalb Tage lang, und sie lassen nicht zu, dass ihre Leichen in ein Grab
gelegt werden. (10) Und die Bewohner der Erde freuen sich über sie, und aus
Freude schicken sie sich gegenseitig Geschenke, weil diese zwei Propheten die
Bewohner der Erde gequält haben.
"Das Tier, das aus dem
Abgrund heraufsteigt", ist der Wille zur Trennung, zur Ablösung von Gott,
zur Eigenständigkeit. Diese Wegbewegung führt zum Untergang - und doch hat sie
große Macht. (7)
Seine Macht beruht im Grund auf
dem göttlichen Wunsch nach Selbsterkenntnis. Aus diesem Wunsch heraus entsprang
Gott sein Gegenüber, sein Ebenbild, der Mensch. Und auf dessen Weg zur
Bewusstheit ist die Ablösung vom Urbild ein notwendiger Schritt. Letztlich ist
es daher eine göttliche Kraft, die da aus dem Abgrund emporsteigt und mit den
Propheten kämpft. Das Tier ist die Kehrseite der Hingabe, der Selbstentäußerung
Gottes. Es (ver)führt den Menschen in die äußerste
Entfernung, in die Gottverlassenheit, an den Ort äußerster Finsternis, an dem
es nur noch Heulen und Zähneknirschen gibt.
Von der Seite des Menschen her
gesehen ist das Tier der Trotz, der trotz aller Beweise gegen sein eigenes Heil
kämpft und der in Todesverachtung die Zeugen des Lebendigen tötet und der über
sie triumphiert, wohl wissend, dass ihr Tod ihn selbst zur Erfahrung äußerster
Heillosigkeit führt. Es ist eine Art Zwang, der jede Hilfe ablehnt, eine
Schuldzuweisung an Gott, der ihn in diese Lage gebracht hat - "der ihn
hineingeworfen hat in die Existenz, ohne ihn zu fragen". Der Mensch ist
beleidigt und er wird es Gott zeigen, dass er auf ihn nicht angewiesen ist. Er
wird jeden Versuch der Heimholung entrüstet von sich weisen und beweisen, dass
er Recht hat. Hämisch wird er gegen die Liebe kämpfen und für seine Vorstellung
vom Guten, die reine, abstrakte Lust. Sodom ist das Symbol dafür. Und er wird
seine Lust haben und jeden Hinweis darauf, dass es das nicht ist, wird er in
Energie umwandeln, um seine Abwendung von Gott noch weiter zu treiben. Das ist
das Tier in uns. (7.10)
Von seiner Perspektive aus ist
das Heilsangebot eine Qual. Und so werden die, die es übermitteln, getötet. Und
sie werden nicht begraben, sondern demonstrativ liegengelassen. Man braucht den
sichtbaren Beweis des Sieges, man will den Triumph. (9f.)
Und in der Stadt dieser Menschen
wird schließlich der Herr der Erde gekreuzigt. Wie es in Sodom geschehen ist
und dann in Ägypten, so am Ende sogar in der heiligen Stadt, in Jerusalem. (8)
Das Tier triumphiert - aber
nicht lange:
(11) Und nach den drei
Tagen und einem halben ging der Geist des Lebens aus Gott in sie hinein, und
sie stellten sich auf ihre Füße. Und eine große Angst fiel auf die, die sie
sahen. (12) Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen:
Steigt herauf hierher! Und in der Wolke stiegen sie in den Himmel hinauf, und
ihre Feinde sahen sie."
Elia ist in den Himmel
aufgefahren ohne zu sterben, das Grab von Mose ist
unbekannt und Jesus ist am dritten Tag auferstanden und sein Grab war leer.
(12)
Die dreieinhalb Tage entsprechen
den dreieinhalb Jahren vorher. Dreieinhalb sind die Hälfte von sieben, dem
vollständigen Zyklus, dessen Urform die sieben "Tage" der Schöpfung
sind. Die Propheten haben also zwei mal dreieinhalb hinter sich gebracht, also
einen vollständigen Zyklus und am achten (Tag) kommt von Gott her das neue
Leben, so wie auch Jesus am achten, bzw. am ersten Tag der Woche auferstanden
ist. Die Arithmetik der Bibel hat natürlich keine mathematische Bedeutung,
sondern es geht um die Symbolik der Rhythmen. (11)
Für eine gewisse Zeit, so wird
gesagt, lässt sich die Wahrheit ausschalten, dann aber meldet sie sich
unwiderruflich zu Wort. Die Menschen, die glauben, sie könnten die Wahrheit
vertuschen oder besiegen, werden eines Tages immer entsetzt feststellen, dass
sie sich geirrt haben, so auch die korrupten Bewohner der heiligen Stadt. (11)
Nocheinmal: die heilige Stadt, von der
Johannes spricht, ist nicht eine historische Stadt, das Geschichtliche ist nur
ein Beispiel für uns jetzt. Die heilige Stadt, das ist letztlich unser Körper,
unser Organismus, der "Tempel des Heiligen Geistes" (1 Kor 6, 19).
Und auch die beiden Propheten sind in uns und sie versuchen ständig, uns Licht
und Heilung zu bringen. Sie sprechen zu uns in der universellen Sprache von Glück
und Unglück, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Sie tun alles, um gehört zu
werden - und wenn wir (oder bei Kindern die Eltern) etwas schwerhörig sind,
auch durch Krankheiten oder andere Warnungen, eben durch "Plagen".
(2.5f.)
Und wir glauben, wir könnten sie
zum Schweigen bringen, indem wir gegen diese Plagen kämpfen - anstatt ihre
Botschaft zu hören! Und vielleicht bringen wir sie wirklich zum Verstummen. Und
dann beglückwünschen wir uns und zeigen unseren Erfolg herum. Aber unsere
Freude ist nur kurz, denn nach einer Weile kommt neuer Lebensgeist in sie. Zum
Schrecken aller, die es sehen, stellen sie sich auf ihre Füße. Und wie immer,
wenn Menschen Kontakt haben mit dem Göttlichen, hören sie "eine Stimme vom
Himmel". Und diese Stimme führt die Propheten zurück in den Himmel, von
dem sie ursprünglich gekommen sind. Und sie steigen "hinauf" "in
der Wolke". Auch Jesus ist in einer Wolke verschwunden und in einer Wolke
kommt der Menschensohn wieder. Für einen Moment war auch für ihre Feinde klar,
was die Propheten wirklich sind, dann verschwinden sie wieder im Unklaren.
(10.12)
Aber dieser Moment genügt:
(13) Und in jener
Stunde entstand ein großes Erdbeben, und ein Zehntel der Stadt fiel. Und in dem
Erdbeben wurden die Namen von siebentausend Menschen ausgelöscht. Und die
übrigen gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.
(14) Das zweite Wehe ging vorbei; sieh, das dritte Wehe kommt
schnell!
In dem Moment, in dem den
Menschen, die die Propheten beseitigt haben, klar wird, was sie gemacht haben, wird
ihre Welt erschüttert. Ein Zehntel derer, die diesen Schock erleben, überleben
ihn nicht. Die Übrigen aber erfasst die Gottesfurcht und sie geben ihrem
Urheber die Ehre zurück, die sie vorher sich selbst zugeschrieben hatten. (13)
Und für diejenigen, die bis
jetzt unbelehrbar geblieben sind, folgen nun weitere unüberhörbare Hinweise.
(14)
Die siebte Trompete:
Gottes Herrschaft ist
wiederhergestellt
Von hier aus erscheint noch eine
zweite Sicht des Ablaufs der Dinge
26... 11,15-19: Der siebte Engel trompetet
(15) Und der
siebte Engel trompetete. Und im Himmel entstanden laute Stimmen, die sagten:
Das Königtum der Welt gehört nun unserem Herrn und seinem Gesalbten, und er
wird König sein in die Äonen der Äonen.
(16) Und die
vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre
Gesichter und huldigten Gott. (17) Sie sagten: Wir danken dir, Herr, Gott, du Allherrscher, der ist und der war, dass du deine große
Kraft in Anspruch genommen hast und König wurdest. (18) Und die Völker wurden
zornig und es kam dein Zorn und für die Toten die Zeit, gerichtet zu werden,
und deinen Knechten den Lohn zu geben, den Propheten und den Heiligen und
denen, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, und die zu
verderben, die die Erde verderben.
(19) Und der
Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet. Und es erschien die Lade seines Bundes
in seinem Tempel. Und es entstanden Blitze und Stimmen und Donner und ein
Erdbeben und großer Hagel.
Bevor das
letzte große Wehe auf Erden eintrifft, ist der Prozess im Himmel bereits
abgeschlossen. Im Himmel ist ja der Prozess, in dem die Menschen zum
Bewusstsein ihrer wahren Natur erwachen, immer schon abgeschlossen - und das
gilt auch für die himmlische Seite eines jeden einzelnen Individuums. Nur die
irdische Seite ist ja der Zeit unterworfen, nur sie braucht den Prozess, in
dessen Verlauf sie "das Königtum der Welt unseres Herrn und seines
Gesalbten" ohne jeden Zweifel erkennt und durch den ihr klar werden wird,
was der himmlischen Seite immer schon klar ist, nämlich dass dieses Königtum
Bestand hat "in die Äonen der Äonen", "von Ewigkeit zu
Ewigkeit", solange die Schöpfung besteht - und darüberhinaus.
(15)
Die ersten, die diesen Prozess
der Bewusstwerdung durchlaufen haben, sind "die Ältesten". Sie haben
längst begonnen, "dem, der ist und der war" dafür zu danken, dass
"er seine große Kraft ergriffen hat und König wurde", denn sie haben
erfahren: Nur weil Gott seine Schöpferkraft eingesetzt hat, gibt es uns
überhaupt und nur dadurch haben wir die Gelegenheit, das größte aller Wunder zu
erleben, nämlich dass wir Sterblichen eingehen in die Unsterblichkeit (1 Kor
15, 53f.).
Und wenn wir
"Jüngeren" Gott dafür danken, dass er seine ganze Kraft eingesetzt
hat, und wenn wir nach seinem Vorbild unsere ganze Kraft einsetzen, dann werden
wir entdecken, dass seine göttliche Kraft auch in uns ist. Und dann werden wir
durch unsere beschränkte Oberfläche hindurch den unendlichen
Alleinen als unseren eigenen Grund erkennen. (17)
"Die Völker" waren
verblendet von der Oberfläche. Sie hielten sich für beschränkt und wurden daher
zornig. Und in ihrem Zorn rannten sie mit dem Kopf gegen die Wand und
begegneten - dem "Zorn Gottes". Sie verstanden nicht, dass die Welt
so gebaut ist, dass ein Ziel, das auf einer Illusion aufgebaut ist, nicht
erreicht werden kann, sondern dass die Wahrheit an den Tag kommen muss. Damit
die Wahrheit aber erscheinen kann, gibt es von Natur aus eine Korrektur, ein
"Gericht", in dem das Beschränkte, das Starre und Tote ausgeschieden
wird. Die für ihre beschränkten Vorstellungen kämpfen, erfahren dieses
"Gericht" als einen äußerst schmerzlichen Prozess. Alle aber, die der
lebendigen Kraft in ihrer Tiefe trauen, werden die Früchte, die diese Kraft
ihnen bringt, genießen können. (18)
Und für die, die das begreifen,
öffnet sich der Tempel Gottes im Himmel. Und da erscheint "die Lade des
Bundes" zwischen Gott und den Menschen. Wie damals die Lade mit den
Gesetzestafeln der ständige Beweis war für den tatsächlich vorhandenen Bund
zwischen Gott und seinem Volk, so wird für jeden Betroffenen jetzt ein neuer,
ganz und gar persönlicher Beweis sichtbar und die unermessliche Kraft dieses
Bundes wird ihm bewusst. Und Johannes sieht diese Kraft in dem Bild von Blitzen
und Stimmen und Donner und Erdbeben und Hagel. (19)
Die Frau und der Drache
Mutter Natur bringt ständig
unter Schmerzen neues Leben hervor,
unschuldig.
Das Ego will selbst etwas tun,
etwas beweisen, etwas sein,
ist eifersüchtig auf die Natur, kämpft
gegen sie, sucht, sie zu zerstören
27... 12, 1-6: Die Frau und der Drache
(1) Und ein großes
Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, bekleidet mit der Sonne. Und der Mond
ist unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. (2) Und
sie ist schwanger. Und sie schreit, weil sie Geburtswehen hat und sich beim
Gebären quält.
(3) Und ein
anderes Zeichen erschien am Himmel, und sieh: ein Drache, groß und feuerrot,
mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und auf seinen Köpfen sieben Diademe.
(4) Und sein
Schwanz fegt ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde.
(5) Und der Drache
hat sich vor die Frau gestellt, die daran war zu gebären, um, sobald sie
gebäre, ihr Kind aufzufressen. Und sie gebar einen Sohn, ein Männliches, der
alle Völker weiden wird mit eisernem Stab. Und ihr Kind wurde fortgerissen zu
Gott und zu seinem Thron. (6) Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen
Platz hat, von Gott bereitet, damit man sie dort nähre
tausendzweihundertsechzig Tage
lang.
Ein Zeichen
erscheint: eine Frau mit der Sonne bekleidet, den Mond zu Füßen und einen Kranz
von Sternen um ihr Haupt. Sie ist schwanger und gebiert einen Sohn. Wir kennen
das Bild. Tausendfach ist es in der sakralen Kunst dargestellt: die Jungfrau
Maria, die Mutter Jesu. Und damit scheint der Fall abgeschlossen. Aber ist das
wirklich alles, was Johannes uns sagen will? Wieder einmal sind wir in Gefahr,
uns vom Ballast unserer Geschichte einengen zu lassen
und die Gewalt des Bildes nicht zu uns durchdringen zu lassen.
Nüchtern betrachtet, ist die
"Frau", die Johannes sieht, offenbar nicht
ein konkreter Mensch. Welcher konkrete Mensch könnte denn die Sonne als Kleid
tragen? Da sind andere Dimensionen angesprochen, universelle, kosmische
Dimensionen. Die "Frau" erscheint zwar in menschlicher Gestalt, ist
aber nicht ein Mensch, sondern das schöpferische Prinzip selbst, aus dem alles
hervorgeht, die göttliche Mutter Kali, das Symbol des Ursprungs.
Die Sonne ist ihr Kleid. Reines
Licht strahlt sie aus. Das Schöpferische ist ja die sich selbst verströmende
Energie.
Bevor irgendetwas war, war Gott
allein, doch sein Wesen ist von Anfang an das sich Hergeben, die Hingabe. Von
Anfang an also ist in Gott der Wunsch, sich nicht für sich zu behalten, sondern
sich zu verschenken. Zunächst aber ist es nur ein Verlangen, dunkel, unklar,
wie die Erde vor der Erschaffung des Lichts.
Der Grund, auf dem das
Schöpferische steht, ist das Licht der Nacht, das unendliche Reich der Träume,
der Phantasie, der Ideen. In diesem Reich jenseits der Dinge gründet alles, was
ist. Deshalb hat die Frau den Mond zu ihren Füßen.
Und ein Kranz von zwölf Sternen
umrankt ihr Haupt. Die Sterne sind ihre Krone. Zwölf Himmelslichter bilden ihre
Kronjuwelen. Zwölf wie die zwölf Stämme Israels, wie die zwölf Apostel, wie die
zwölf Monate, wie die zwölf Tierkreiszeichen, die ja auch Sternbilder sind und
die in ihrer Zwölfzahl die ganze Verschiedenheit aller Zeiten und Räume
umfassen. (1)
Und die Frau ist schwanger. Von
Urbeginn an ist die Frau schwanger. Sie ist das Bild für den sich selbst
entäußernden Schöpfer, der schwanger ist mit dem Wunsch, ein Gegenüber zu
haben, in dem er/sie sich selbst erkennen kann.
Und die Frau schreit in ihren
Geburtswehen. In der Phase der physischen Ablösung ist der schöpferische Prozess
immer ein schmerzhafter Prozess. Nur wenn die Schmerzgrenze überschritten wird,
bildet sich etwas wirklich Neues. (2)
Und ein zweites Zeichen
erscheint: ein Drache. In der chinesischen Kultur ist der Drache das erste
Symbol der schöpferischen Kraft, hier aber erscheint er als Gegenspieler des
sich selbst entäußernden Schöpfers, beinahe wie in der Gnosis der Herr der Finsternis. So scheint es zunächst. Der Drache
will das "Kind" der "Frau" fressen, sobald es geboren ist.
(2-4)
Dieser Drache ist offenbar
identisch mit der Schlange im Paradies. Von Anfang an hat er die Menschenkinder
verführt. Mit dem Diadem auf seinem Kopf hat er sie hypnotisiert. Das Funkeln
seiner Brillianten hat sie wie magisch angezogen. Das Symbol seiner Macht hat
ihnen imponiert. Von Anfang an schüchtert es sie entweder ein oder es verlockt
sie zu glauben, sie könnten selbst göttliche Macht erlangen. Und immer noch
verführt das Funkeln der Diademe die Menschen, sich den Mächtigen zu
unterwerfen oder selbst nach Macht zu streben und es macht sie glauben, sie
könnten im selbstgemachten Glanz erstrahlen und
zugleich die Schmerzen des schöpferischen Prozesses vermeiden.
Der Drache ist groß und
feuerrot. Es ist eine ungeheure und feurige Kraft, die hinter der Verführung
steckt. Sie hat sieben Köpfe und zehn Hörner. Sieben wie die sieben Geister um
den Thron, wie die Tage der Schöpfung und wie die Zahl des Männlichen und die
Zahl des Weiblichen zusammen. Und zehn wie die zehn Plagen und die zehn Gebote.
Zehn ist die Zahl der Vollendung. Mit seinen zehn Hörnern besitzt der Drache
ein perfektes Waffenarsenal. Wie die Sieben ist zehn eine heilige Zahl. Der
Drache ahmt das Göttliche äußerlich nach, aber seine Kraft hat die Richtung
"weg von Gott", "selbst Gott sein", "ihm
trotzen". (3)
Um seine Macht zu zeigen, fegt
er gleich ein Drittel der Sterne vom Himmel und wirft sie auf die Erde. Im
Gegensatz zu der Frau, die einen Kranz von Sternen als Kopfschmuck trägt, will
der Drache das Wunder der Schöpfung vernichten. Die ungeschliffene natürliche
Schönheit hält er nicht aus, sondern er stellt ihr sein selbstgemachtes
und poliertes Diadem gegenüber. (4)
Und doch ist auch der Drache
eine göttliche Erscheinung. Genau betrachtet ist er die Kraft der
Selbstentäußerung Gottes. Durch den Wunsch Gottes nach einem Gegenüber, durch
das er erkannt werde, schuf er diese Kraft. Denn bevor Gott sich in seiner
Schöpfung selbst erkennen kann, muss die Schöpfung sich von ihm lösen und
selbständig werden. Sie muss zunächst sich selbst behaupten und glauben, sie
wäre unabhängig, bis durch die zunehmende Entfernung von Gott die Schmerzen der
Entfremdung in den Prozess des Gerichts münden, in dem sich die Illusion der
Selbständigkeit auflöst und in dem die Sehnsucht sie umkehren lässt, sodass sie
schließlich wieder ihren Grund und Ursprung erkennt. Die von Gott wegstrebende
Kraft des Drachens ist also eine für den Prozess der Selbsterkenntnis Gottes
notwendige Kraft. Das Feuer des Protests, das aus seinem Rachen schlägt, und
die Finsternis, die ihn umgibt, sind also die Phänomene des notwendigen
Durchgangsstadiums.
Es sieht so zwar aus, als ob der
Drache eine Gott entgegengesetzte Kraft wäre, doch
diese Kraft hilft nur, die ursprüngliche Sehnsucht zu erfüllen. Und ohne sie
könnte Gott nicht zu sich selber finden. Das gilt es bei allem Weiteren zu
bedenken, um nicht in den Irrtum der Gnostiker zu verfallen, die meinen, das
Böse sei ein eigenständiges Prinzip. (3f.)
Diese nach Unabhängigkeit und für-sich-Sein strebende Kraft also, der Drache, steht vor
der gebärenden Frau, der sich selbst verschenkenden Kraft, und wartet darauf,
ihr "Kind" zu verschlingen. Und die Frau lässt sich nicht beirren.
Sie gebiert ihr Kind trotzdem. Einerseits scheint sie zwar der Macht des Bösen
völlig ausgeliefert zu sein, andererseits aber sehen wir sie mit ihren
kosmischen Insignien sicher stehen, in sich selbst ruhend und gelassen. Sie hat
keine Angst. Sie läuft nicht weg vor dem Drachen. Sie vollbringt ihre
schöpferische Tat trotz der drohenden Vernichtung.
Und sie gebiert etwas Männliches,
einen Herrscher - nicht von der Art des Drachen, sondern von ihrer eigenen Art,
sie gebiert den Menschensohn. Und während der Drache die Menschenkinder
wegführt von ihrem Ursprung, von Gott, bringt der Menschensohn sie wieder
zurück. Alle Völker weidet er mit einem unzerbrechlichen Hirtenstab. Durch sein
Gericht zwingt er sie, das Abdriften zu stoppen und umzukehren.
Der Sohn also ist die andere
Kraft, die die Umkehr bewirkt. Der Sohn ist ja das Ebenbild, das im Kern eines
jeden Menschen da ist. Und Frieden ist nicht möglich, solange das Ebenbild
nicht mit dem Urbild vereint ist. Der eiserne Hirtenstab des Sohnes ist die
ewige Sehnsucht nach Heimkehr, die schließlich irgendwann die Umkehr erzwingt.
(5a)
Doch zunächst ist diese Kraft
noch ohnmächtig und schutzbedürftig. Und sie wird dem Drachen nicht ausgesetzt.
Der Sohn wird entrückt, "fortgerissen" zu Gott und seinem Thron. (5b)
Und auch die Frau bleibt der
vernichtenden Kraft des Drachens nicht ausgesetzt. Sie findet Zuflucht in der
Wüste. Da hat Gott ihr einen Platz bereitet.
Immer ist der Ort des
Schöpferischen die Wüste. Die Not, der Mangel, das Vakuum sind die Basis der
Schöpfung. "Not macht erfinderisch." In der kargen Einsamkeit sammeln
sich die Kräfte. Was für die anderen ein Horror wäre und der sichere Tod, ist
für den, der von Gott kommt, die Rettung, denn für ihn oder sie kommt hier
Nahrung von Gott, das Manna. Die Israeliten konnten so überleben, ebenso der
Prophet Elias, und auch Johannes der Täufer und Jesus sammelten hier ihre
Kraft.
Und wieder dauert der Aufenthalt
hier dreieinhalb Jahre lang, dreieinhalb, die Hälfte eines vollständigen
Zyklus. Für die Auserwählten ist die Zeit des Leidens also abgekürzt. (6)
28... 12, 7-12: Der
Sturz des Drachen
(7) Und ein Krieg
entstand im Himmel. Der "Wer ist wie Gott" ("Michael") und
seine Engel führen Krieg mit dem Drachen. Und der Drache führte Krieg und seine
Engel, (8) doch er schaffte es nicht. Und ihr Platz war im Himmel nicht mehr zu
finden.
(9) Und der große
Drache wurde geworfen. Die alte Schlange, die Teufel heißt, und der Satan, der
den ganzen Erdkreis irreführt, er wurde auf die Erde geworfen. Und seine Engel
wurden mit ihm geworfen.
(10) Und ich hörte
eine laute Stimme im Himmel, die sagte: Jetzt ist es da, das Heil und die Kraft
und das Königtum unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten, weil der
Ankläger unserer Brüder gestürzt wurde, der sie vor unserem Gott bei Tag und
bei Nacht verklagte.
(11) Und sie
besiegten ihn durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses. Und
sie liebten ihr Leben nicht bis zum Tod. (12) Deswegen freut euch, ihr Himmel
und die in ihnen zelten!
Wehe der Erde und
dem Meer, weil der Teufel mit großer Wut zu euch hinabstieg,
wissend, dass er wenig Zeit hat.
Das Kind und die Frau sind in
Sicherheit, sie auf der Erde und das Kind bei Gott. Der Kampf aber findet
zunächst im Himmel statt. Da kämpft der Drache gegen den Erzengel Michael, den
Wächter des Paradieses. (7a)
Der Drache befindet sich im
Himmel, er ist ein himmlisches Wesen. Er will sich Gott gegenüberstellen, ihm
gleich sein. Deshalb fordert er den "Wer ist wie Gott?" heraus. Der
Drache kann diesen Kampf nicht gewinnen. Er ist doch nur eine geschaffen Kraft,
eine isolierte Tendenz aus dem Wunsch Gottes, sich ein Gegenüber zu schaffen,
nämlich die Kraft, die das Gegenüber möglich macht durch die Entfernung von
Gott. (7f.)
Indem er sich Gott aber
gegenüber stellt - wie es seiner Natur entspricht - verliert der Drache seinen
Platz im Himmel, sein Ort ist da nicht mehr auffindbar. Samt seinen Boten
findet er sich auf die Erde geworfen. Und jetzt erfahren wir die irdischen
Namen des Drachen: "alte Schlange", "Teufel",
"Satan". Das ist der Drache für die Menschen.
Typisch an den Schlangen ist
ihre wellenförmige Fortbewegungsart. Die Welle ist auch das Symbol der Zeit und
der Vergänglichkeit. Typisch ist auch ihre Geräuschlosigkeit. Heimtückisch
schleichen sie und unvermutet sind sie plötzlich da. Und genauso schleichen
sich bei den Menschen die verführerischen Gedanken ein und schlüpfen durch alle
Sicherungen hindurch.
Die alte Schlange wird auch
"Teufel" genannt, "Diabolos",
d.h. Verleumder, Verwirrer. Sie spielt ein durchtriebenes Spiel. Auch das Wort "Satan" hat
die gleiche Bedeutung. Der Satan ist der "Störer", weil er von je her
den Weg der Menschen zu Gott stört. Den ganzen Erdkreis führt er in die Irre.
Aber im Himmel hat er ausgespielt. Dort wurde er durch Michael hinausgeworfen.
(9)
Und von dort kommt jetzt wieder
eine Stimme und sie verkündet die vollbrachte Erlösung: Die Kraft des Unheils
ist besiegt. Und das Heil und die Kraft und das Königtum Gottes steht im Himmel ungefährdet und konkurrenzlos da. Auch wenn
auf der Erde der Kampf erst bevorsteht, im Himmel ist die Erlösung schon
vollbracht, denn der, der unsere Brüder vor Gott verklagt hat, ist
hinausgeworfen worden. (10)
Die Brüder selbst haben ihn
besiegt durch das Blut des Lammes.
Allein das Lamm konnte das Buch
mit den sieben Siegeln öffnen. Absicht kann das Geheimnis des Lebens nicht
durchdringen, nur die Unschuld kann es. Absicht liebt das Leben und hält es
fest, Unschuld lässt es los, wenn die Wahrheit es verlangt. In Jesus ist die
Unschuld des Lammes erschienen und viele sind ihm nachgefolgt. Und damit haben
sie die Anklage, die die alte Schlange erhoben hat, entkräftet und den Ankläger
selbst als Lügner entlarvt.
So wie Jesus vor Gott angeklagt
und in seinem Namen zum Tode verurteilt worden ist, so wurden auch seine
Nachfolger vor Gott angeklagt und in seinem Namen verurteilt. Aber dass die
Wahrheit ihnen lieber war als ihr Leben, hat den Ankläger besiegt. (11)
Die Himmel und die darin wohnen,
freuen sich. Ihre Not ist zuende. Aber wehe der Erde,
denn ihren Bewohnern steht der Kampf erst bevor. Und ihr Gegner ist zu allem
entschlossen, denn er weiß, dass seine Zeit beschränkt ist.
Die Sphäre der Zeit ist immer
beschränkt, unbeschränkt ist nur die Ewigkeit. Die Zeit der Absicht und der
Berechnung, die Zeit der Vorstellungen und Identifikationen geht irgendwann zuende. Dann kommt die Stunde der Wahrheit. Deshalb
arbeitet der Teufel mit aller Kraft. Er ist wütend, weil sein wie Gott Sein
nicht anerkannt wurde und in dieser Wut arbeitet er wie besessen, um sich zu
beweisen, obwohl er schon weiß, dass er bereits besiegt ist, dass er bereits
aus dem Himmel hinausgeworfen worden ist. - Und genau diese Wut erleben auch
wir, wenn wir bemerken, dass unsere gescheiten Pläne nicht ziehen, wenn wir
sehen, dass unser Versuch zu beweisen, dass wir wer sind, nicht angenommen
wird. (12)
29... 12, 13-18: Der Drache beginnt den Kampf gegen
die Frau
(13) Und als der
Drache sah, dass er auf die Erde geworfen wurde, verfolgte er die Frau, die den
Männlichen geboren hatte. (14) Und der Frau wurden zwei Flügel des großen Adlers
gegeben, damit sie in der Wüste zu ihrem Ort fliege, dort wo sie genährt wird
eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, geschützt vom Anblick der
Schlange.
(15) Und die
Schlange warf aus ihrem Maul Wasser hinter der Frau her, wie einen Strom, um
sie vom Strom fortschwemmen zu lassen.
(16) Und die Erde
half der Frau. Und die Erde öffnete ihren Mund und die trank den Strom auf, den
der Drache aus seinem Mund geschleudert hatte.
(17) Und der
Drache wurde zornig auf die Frau. Und er ging fort, um mit den übrigen ihrer
Nachkommenschaft Krieg zu machen, mit denen, die die Gebote Gottes bewahren und
die das Zeugnis von Jesus haben.
(18) Und er
stellte sich auf den Sand des Meeres.
Der Drache und die Frau sind die
beiden Erzfeinde von Anfang an, die Frau eben als das schöpferische Prinzip,
das unter Schmerzen gebärt, und der Drache als die Kraft des für sich Seins,
der Absonderung, der Entfernung vom Ursprung. Diese Kraft hat den Menschen das
Paradies genommen und diese Kraft wird immer hinter dem Schöpferischen und den
Geschöpfen her sein, genau so wie es in der Geschichte von der Vertreibung aus
dem Paradies beschrieben wird:
"Und Feindschaft will ich
setzen zwischen dich und das Weib und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er
wird dir den Kopf zermalmen und du wirst ihn in die Ferse stechen." (Gen
3, 15).
Der Drache und die Frau, beide
sind jetzt auf der Erde. Im Himmel ist ihre Auseinandersetzung bereits gelöst.
Doch die Irdischen werden damit erst konfrontiert. Im Himmel hat der Drache den
Kampf bereits verloren, so versucht er jetzt hier auf Erden sein Glück und er
verfolgt die Frau, die den Männlichen geboren hat. (13)
Das Männliche, das aus dem
schöpferischen Prinzip hervorgeht, strebt himmelwärts. Es wird die Wegbewegung,
die von der Schlange kommt, schließlich umkehren. Das weiß die Schlange - und
wie die Könige Nimrod, Pharao und Herodes, versucht sie, das Kind zu töten,
doch das Kind wird entrückt und die Mutter wird in die Wüste versetzt. Als der
Drache seinen Stand im Himmel verliert und sich auf die Erde geworfen sieht,
jagt er der Frau nach, doch der Frau werden Flügel des Adlers gegeben, damit
sie in der Wüste zu ihrem Ort fliegen kann. (13f.)
Wenn sich das schöpferische
Prinzip von der Kraft der Entfremdung bedroht sieht, wachsen ihm Flügel. Die
schöpferische Kraft der Künstler in Not ist bekannt. Sie ist ein Beispiel für
das Wachsen solcher Flügel. Auch den Israeliten wuchsen auf ihrer Flucht aus
Ägypten gewissermaßen Flügel, durch die sie der Verfolgung durch den Pharao
entkommen konnten. Auch als die Israeliten in der Babylonischen Gefangenschaft
von der völligen Auslöschung bedroht waren, wuchsen ihnen Flügel und sie
konnten in ihre Heimat zurückkehren und wurden sogar voll rehabilitiert.
Auch die Sprünge in der
Evolution sind wie das Wachsen solcher Flügel. Ein Beispiel: Es gibt eine
Wasserschildkrötenart, die im Fluss lebt und die sich von ihren Artgenossen im
Meer nur durch ein winziges Detail unterscheidet, einen seltsamen Auswuchs auf
der Zunge. Die Wissenschaftler nehmen als sicher an, dass diese Schildkrötenart
von der anderen im Meer abstammt und dass sich ein evolutionärer Sprung
ereignet hat. Nur, bei der nahezu unendlichen Zahl möglicher zufälliger
Mutationen ist gerade diese sehr unwahrscheinlich. Verständlich wird die Veränderung
aber, wenn wir uns in die Lebenssituation der Tiere hineinversetzen:
Jeder, der das Meer und die
Fülle der Lebewesen darin kennt, weiß, dass es hier nicht schwer ist, Beute zu
finden. Schon mit relativ wenig Anstrengung kann eine Schildkröte da einen
Fisch erjagen. Im Fluss jedoch ist die Lage anders. Im Fluss sind die Fische
viel scheuer und viel wendiger. Eine Schildkröte hat es da nicht leicht, ihren
behäbigen Körper so zu steuern, dass sie einen Fisch zu fassen kriegt. Und so
könnte es gut sein, dass so manche dieser in den Fluss abgewanderten
Schildkröten an Hunger starb. Umso größer aber die Not wurde, umso genauer
beobachteten die Überlebenden die Gewohnheiten ihrer Beutetiere. Und da war es
gewiss ein zu seinem vollen Bewusstsein gekommenes Tier, in dem das Beobachtete
zu einer biologischen
Mutation führte. Diese Schildkröte sah immer wieder ein
Bild: Aus dem Boden des Flusses windet sich ein Wurm und das sieht ein Fisch
und schon ist er da, um ihn zu fressen. "Ein solcher Wurm müsste sich in
meinem Maul winden! Dann bräuchte ich nur mit offenem Maul in einer Ecke stehen
und warten. Und jedesmal, wenn ein Fisch
vorbeischwimmt, ringelt sich der Wurm aus meiner Zunge heraus und erregt die
Aufmerksamkeit des Fisches. Der, gierig nach der fetten Beute, will den Wurm
fassen, und da klappe ich mein Maul zu und der Fisch gehört mir. Das wäre die
Lösung!" Und in diesem Bewusstsein und in der Todesnot, in der sich dieses
Tier befand, entwickelte sich ein Ei und wurde befruchtet. Und dieses Ei hatte etwas
Neues. Als das Tier später seine eigene Nahrung finden musste, hatte es das
geeignete Instrument: den Wurm aus der Zunge. Und es wusste auch schon, ihn
einzusetzen!
Immer wieder kommt die Rettung
in höchster Todesnot. So kommt das Manna zu den Israeliten in der Wüste. Und so
kommt der Heilige Geist zu den Aposteln. Sie alle, die sich der schöpferischen
Kraft ganz zur Verfügung stellen, werden an einen sicheren Ort geführt. Und
dort werden sie genährt, eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, also
wieder dreieinhalb, die Hälfte eines vollständigen Zyklus von sieben, lange
genug, damit sich das, was sich ihnen entrungen hat, entwickeln kann und lange
genug, um sich zu erholen und vorzubereiten auf den bevorstehenden Kampf. (14)
Die Schlange aber gibt noch
nicht auf. Sie speit einen Strom von Wasser hinter der Frau her, um sie in den
Fluten zu ertränken. Doch die Erde öffnet ihren Schlund und trinkt den Strom
auf. Der Pharao schickt seine Truppen hinter den Israeliten her, doch sie
werden vom Roten Meer verschlungen. Die Juden schicken ihre Häscher hintern den
Anhängern Jesu her, doch letzten Endes setzen diese sich durch.
Der Strom, den der Drache
ausspeit, ist auch etwas Geistiges. Die Gefahr, die vom Drachen ausgeht,
erscheint ja auch im Bewusstsein der Frau. Sie hat Angst und damit ist der
Strom des Drachen schon in ihr. Doch auch in ihr tut die Erde ihren Mund auf
und verschlingt den Strom. Die Frau hat Vertrauen und in dem Vertrauen versiegt
ihre Angst. (15f.)
Dass er der Frau nichts anhaben
kann, macht den Drachen zornig. Und er versucht sich an ihr zu rächen, indem er
ihre Nachkommenschaft bedroht, diejenigen, die dem Männlichen folgen, die
bereits auf dem Weg sind zurück ins Paradies. Sie müssen sich nun in dem Kampf
bewähren. Ihre Entschlossenheit muss sich zeigen. Durch süße Verführung und
durch brutale Bedrohung wird er versuchen, sie vom Weg abzubringen. (17)
Und in dieser
Absicht stellt er sich an den Strand des Meeres. (18)
Die spektakulären, aber
illusionären Phänomene des Ego
verführen die meisten
32: Die sich nicht verführen
lassen
30... 13, 1-10: Das
Tier aus dem Meer
(1) Und aus dem
Meer sah ich ein Tier heraufsteigen. Es hatte zehn Hörner und sieben Köpfe und
auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.
(2) Und das Tier,
das ich sah, war gleich einem Panther, und seine Tatzen wie die eines Bären und
sein Maul wie das eines Löwen.
Und der Drache gab
ihm seine Kraft und seinen Thron und große Vollmacht.
(3) Und ich sah
einen von seinem Köpfen wie zu Tode geschlachtet, und der Schlag seines Todes
wurde geheilt. Und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her, (4) und sie
huldigten dem Drachen, weil er dem Tier Macht gab und sie huldigten dem Tier
und sagten: Wer ist dem Tier ebenbürtig und wer kann Krieg mit ihm führen?
(5) Und ein Mund
wurde ihm gegeben, großes zu sprechen und Lästerungen. Und es wurde ihm die
Macht gegeben, zweiundvierzig Monate lang zu wirken. (6) Und es öffnete seinen
Mund zu Lästerungen gegen Gott, seinen Namen zu lästern und sein Zelt und die,
die im Himmel zelten.
(7) Und es wurde
ihm gegeben, Krieg zu machen mit den Heiligen und sie zu besiegen. Und Macht
wurde ihm gegeben über jeden Stamm und Volk und Zunge und Völkerschaft.
(8) Und alle
Bewohner der Erde werden ihm huldigen, jeder, dessen Name nicht seit
Grundlegung der Welt geschrieben steht im Buch des Lebens des geschlachteten
Lammes.
(9) Wenn einer ein
Ohr, so höre er! (10) Wenn einer in Gefangenschaft soll, geht er fort in
Gefangenschaft; wenn einer mit dem Schwert getötet werden soll, wird er mit dem
Schwert getötet. Hier ist die Ausdauer und der Glaube
der Heiligen.
Der Drache
stellt sich auf den Sand des Meeres und da taucht aus dem Meer ein Tier auf,
das dem Drachen fast völlig gleicht. Nur hat das Tier die Diademe auf den
Hörnern und nicht, wie der Drache, auf den Köpfen. Vom Funkeln der Waffen kommt
die Faszination, die er auf die Bewohner der Erde ausübt.
Wer denkt da nicht an Hitler und
die Nazis? Aber wir sollten es dabei nicht bewenden lassen, denn es sind nicht
nur diese und überhaupt nicht nur andere, die sich von der Faszination der
Macht blenden lassen, auch wir selbst sind immer wieder in Gefahr, dieser
Faszination zu erliegen.
Und auf seinen
Köpfen trägt es Namen, die eine Lästerung sind. So wie sich die Nazis damals
den Titel "Herrenmenschen" gaben, und wie sie damit den in allen
Menschen anwesenden Gott lästerten, so sind auch wir manchmal geneigt, uns für
etwas Besseres zu halten und auf die anderen herunterzuschauen und das Ebenbild
Gottes in ihnen und damit gleichzeitig auch in uns selbst zu verleugnen. Was
für Rechtfertigungen wir uns dafür auch immer zurechtgelegt haben, es sind die
Namen der Lästerung auf dem Kopf dieses Tieres, das in diesem Moment wir selber
sind! (1)
Und dieses Tier ist wie ein
Panther, so elegant und schnell und so stark wie ein Bär, und so mutig wie ein
Löwe, und so majestätisch. Es ist eindrucksvoll. Es fasziniert, es erregt den
Wunsch, auch so zu sein.
Und der Drache, die alte
Schlange, die das Tier aus dem Meer hevorgeholt hat,
gibt ihm seinen Thron und große Macht. (2)
Der Drache holt dieses Tier
immer wieder aus dem Meer hervor. Und zwar nicht irgendwo an der Adria oder im
Pazifik, sondern genau da, wo du jetzt bist. Denn das Meer ist nicht ein Meer
von Wasser, sondern ein Meer von Menschen und ein Meer unbewusster Kräfte.
Daraus ruft der Drache das Tier hervor. Und du selbst wirst vielleicht zu dem
Tier oder zu einem seiner Opfer. Also wach auf und sieh dich
vor! (1)
Viele haben schon geglaubt, die
könnten das Tier töten, genauso wie viele glauben, sie könnten die Monster in
ihren Träumen töten. Doch kaum haben sie einen Kopf abgeschlagen und sie
glauben sich schon als Sieger, da müssen sie mit Entsetzen sehen, dass das
Monster zu neuem und noch fürchterlicherem Leben erwacht. (3)
Es ist nicht möglich, das
Monster zu töten - vielmehr "wird der, der das Schwert ergreift, durch das
Schwert umkommen" (Mt 26, 52). Es gibt nur eine
Art, dem Tier zu begegnen, nämlich ihm furchtlos gegenüberzutreten im Vertrauen
auf die Verheißung der Auferstehung. So ist Jesus ihm gegenübergetreten und so
hat er über das Tier gesiegt, nicht indem er es bekämpft hat, sondern indem er
seinen Weg trotz der tödlichen Bedrohung unbeirrt weitergegangen ist.
"Die ganze Erde" aber
geht einen anderen Weg. Die gefallenen Menschen bestaunen das Tier. Sie
huldigen dem Drachen und sie huldigen dem Tier, denn sie gieren nach Macht, und
sie sehen die Macht, die das Tier hat. Und indem sie sich mit dem Tier
identifizieren, glauben sie selbst Macht zu bekommen. Sie begreifen nicht, dass
sie damit nur Sklaven werden und dass sie ihre eigene Gottebenbildlichkeit
verspielen. (3f.)
Und das Tier spricht groß auf.
Zweiundvierzig Monate lang kann es seine Macht zeigen. Und zweiundvierzig
Monate sind wieder dreieinhalb Jahre, wieder die Hälfte des vollständigen
Zyklus. Die Zeit der Macht des Tieres ist beschränkt. Und so endet auch die
Macht der meisten Diktatoren abrupt vor der geplanten Zeit, wie das
"Tausendjährige Reich" der Nazis, das nur zwölf Jahre überdauerte.
Den Treuen wird versichert, dass ihre Zeit der Bedrängnis vorübergeht, dass sie
absehbar ist, dass sie es schaffen können, durchzuhalten. (5)
Und das Tier lästert Gott und
den Himmel und alle, die zu ihm unterwegs sind: Wie schwach sie doch sind, die
nicht auf ihre eigene Stärke bauen! (6)
Und das Tier führt Krieg gegen
die Heiligen und die Heiligen unterliegen! Und das Tier unterwirft sich jeden
Stamm und jedes Volk und alle Menschen aller Sprachen und Nationen - es
unterwirft sich alle, deren Namen nicht seit Grundlegung der Welt eingetragen
sind im Buch des Lebens. (7f.)
Wer ist eingetragen im Buch des
Lebens? Alle, die dem Lamm folgen, das nicht gegen den Drachen gekämpft hat,
sondern das sich schlachten ließ. Und so wird es auch den Heiligen in dem Krieg
gehen, den das Tier gegen sie führt. Sie werden besiegt werden. Einige werden gefangengenommen, anderen getötet werden. Und in dieser
Bedrängnis wird sich zeigen, wer standhaft bleibt, wessen Glaube groß genug
ist. Ihr Name ist von Anbeginn der Welt eingetragen im Buch des Lebens.
Ihr Name ist nicht
"Heinrich Müller" oder "Gretchen Huber", sondern ihr Name
ist "Kind Gottes" oder "Ebenbild Gottes" und ihre Kraft ist
nicht die, die sie sich aufgebaut haben, sondern es ist JAHWE, die kosmische Kraft.
Doch noch ein
zweites Tier erscheint:
31... 13, 11-18: Das Tier aus der Erde
(11) Und ich sah
ein anderes Tier heraufsteigen aus der Erde. Und es hatte zwei Hörner wie ein
Lamm, und es redete wie ein Drache.
(12) Und die ganze
Macht des ersten Tieres wirkt es vor ihm. Und es bewirkt, dass die Erde und die
auf ihr wohnen dem ersten Tier huldigen, an dem der Schlag seines Todes geheilt
wurde. (13) Und es wirkt große Zeichen. Es bewirkt, dass sogar Feuer aus dem
Himmel auf die Erde herabsteigt vor den Menschen. (14) Und es führt die
Bewohner der Erde durch die Zeichen irre, die es vor dem Tier wirken konnte.
Und es sagt den Bewohner der Erde, sie sollen ein Bild machen für das Tier, das
den
Schlag des
Schwertes abbekommen hat und überlebte.
(15) Und es war
ihm auch gegeben, dem Bild des Tieres Geist zu geben, damit das Bild des Tieres
auch rede und bewirke, dass alle, die dem Bild des Tieres nicht huldigen,
getötet würden. (16) Und es bewirkt, dass alle, die Kleinen und die Großen, und
die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, sich ein
Prägezeichen auf ihre rechte Hand machen oder auf ihre Stirn, (17) und dass
niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Prägezeichen hat: den
Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
(18) Hier ist die
Weisheit. Der Verstand hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn sie ist die Zahl
eines Menschen, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
Das zweite Tier kommt aus der
Erde und es ist dem ersten ganz zu
Diensten. Eigentlich hätte es ein Lamm werden sollen,
doch es ist dem Monster verfallen. (11, siehe auch Kommentar zu 18)
Wir kennen dieses Tier. Es
begegnet uns in all den Befehlsempfängern, die aus ihrer Not eine Tugend machen
und die aus ihrer Angst heraus die monströsen Befehle ihrer monströsen Herrn
nicht nur peinlichst ausführen, sondern auch noch mit jener Prise eigenen
Sadismus' würzen, mit dem sie sich für den Schmerz ihrer eigenen Unterwerfung
an ihren Opfern rächen. Aber wir kennen dieses Tier nicht nur aus der
Geschichte und aus unserer Umgebung, wir kennen es auch von uns selbst, denn
auch wir rächen uns ja fast zwanghaft an den Schwächeren (oder an unserem
eigenen Organismus!) für jede Unterwerfung, gegen die wir uns nicht zu wehren
wagen.
Diese kleinen Befehlsempfänger
(wir!) sind es, die die Herrschaft des ersten Tiers in die entlegensten
Winkel dieses Planeten tragen. Durch uns also wird der Kult des tierisch
Brutalen, dessen Lebenskraft sich immer wieder erneuert, auch wenn es schon
tödlich getroffen scheint, bei allen Bewohnern der Erde durchgesetzt. (11f.)
Diese kleinen Befehlsempfänger
sind es, die zusammen große Zeichen tun; sie holen sogar das Feuer vom Himmel
herab, meistens in Form von Bomben und Granaten. Durch ihre Macht führen sie
alle in die Irre. Und diese kleinen Befehlsempfänger befehlen den Leuten, dass
sie ein Bild machen sollen für das gotteslästerliche Monster, das schon tödlich
verwundet war und das dennoch überlebte. (14)
Diese kleinen Befehlsempfänger
vermögen es sogar, dem Bild von dem Monster Geist zu verleihen, so dass es
sprechen und die Tötung aller anordnen kann, die dem Bild nicht huldigen. Auch
das kennen wir: Die Maschinerie totalitärer Staaten und Organisationen, die
schnell von selber läuft und alle zermalmt, die ihr nicht gehorchen. Aber nocheinmal: Schau, wo du selbst zum kleinen Rädchen so
einer Maschinerie wirst. Schau, was dich dazu bringt, wo die Haken und Ösen bei
dir sind, in die das Tier einhakt. Solange wir nicht wirklich wiedergeboren
sind aus dem Geist spielen wir alle in diesem Spiel mit, ob wir wollen oder
nicht. (15f.)
Schließlich - und auch das
kennen wir von uns selbst - prägen sich die Menschen freiwillig das
Prägezeichen des Tieres auf. Nur nicht auffallen, dazugehören um jeden Preis,
gebietet ihre Angst. Das ganze geht so weit, dass am Ende aufgrund der
allgemeinen unausgesprochenen Übereinstimmung in dieser Angst alle aus dem
Güteraustausch/Stoffwechsel ausgeschlossen werden, die das Prägezeichen des
Tieres nicht tragen. (17)
Und der Name des Tieres oder die
Zahl seines Namens, ist die Zahl eines Menschen - denn der Mensch ist dieses
Tier, das aus der Erde heraufsteigt. Genauer, es ist seine irdische - im
Gegensatz zur himmlischen Seite. Die Zahl ergibt sich aus der Addition der
Zahlenwerte der hebräischen Buchstaben für das griechische Wort Therion (Tier), bestehend aus TAU, RESCH, JOD, WAU, NUN =
400 + 200 + 10 + 6 + 50 = 666. (18)
32... 14, 1-5: Das Lamm und sein Gefolge
(1) Und ich
blickte auf und sieh: Das Lamm steht auf dem Berg Sion
und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines
Vaters auf ihren Stirnen geschrieben haben.
(2) Und ich hörte
eine Stimme aus dem Himmel wie eine Stimme vieler Wasser und wie eine Stimme
eines großen Donners. Und die Stimme, die ich hörte, war wie von Musikern, die
auf ihren Kitharas spielen. (3) Und sie singen ein
neues Lied vor dem Thron und vor den vier Lebewesen und den Ältesten. Und
keiner konnte das Lied lernen außer den hundertvierundvierzigtausend, die von
der Erde losgekauft sind.
(4) Es sind die,
die sich nicht mit Frauen befleckten, denn sie sind jungfräulich. Es sind die,
die dem Lamm nachfolgen, wohin immer es geht. Diese wurden von den Menschen
losgekauft als Erstlingsgabe für Gott und für das Lamm, (5) und eine Lüge wurde
in ihrem Mund nicht gefunden (Zef 3, 13; Jes 53, 9). Fehlerlos sind sie.
Der Berg Zion ist der Gipfel des
Gelobten Landes. Das Lamm hat das Ziel des Lebens erreicht und mit ihm die
Menge derer aus allen Völkern und allen Zeiten, die die Kontrolle über ihr Leben
an ihren göttlichen Ursprung zurückgegeben haben. Sie stehen an der Spitze des
Möglichen. (1)
Und wieder erschallt die Stimme
aus dem Himmel, die alles in sich enthält vom Feinsten bis zum Gewaltigsten.
Und die Stimme verwandelt sich in den Klang von Lautenspiel und Gesang. Und
Johannes hört, wie vor dem Thron ein neues Lied ertönt. Schon in den Psalmen
(33,3; 40,4; 96,1; 98,1; 149,1) geht es immer wieder darum, dass Gott ein neues
Lied gesungen werden soll und nicht das alte. Den Unerlösten fällt kein neues
Lied ein; sie wiederholen nur die abgedroschenen
Phrasen. Ihre Vorstellungswelt lässt nichts Neues zu. Dass ein neues Lied
kommt, ist daher schon ein Zeichen der Erlösung. Das neue Lied kommt ja vom
Geist und nur die Erlösten sind offen für ihn. (2f.)
Die hundertvierundvierzigtausend
haben den Namen des Lammes und den seines Vaters auf ihre Stirnen geschrieben.
Sie sind deren Eigentum. Sie sind losgekauft von der Erde. Ihre Bindungen sind
gelöst, sie sind frei für die Wahrheit. Sie haben "sich nicht befleckt mit
Frauen". Das bedeutet nicht, dass sie keinen Geschlechtsverkehr haben,
sondern dass ihr Bewusstsein nicht erfüllt ist von der Gier nach den schönen
Dingen des Lebens. Die "Frau" steht in der Bibel nämlich nicht für
weibliche Individuen, sondern für das Irdische, das Äußerliche, für die
Erscheinung, im Gegensatz zum Himmlischen, zum Wesenskern, das durch den
"Mann" symbolisiert wird. Die Erlösten sind jungfräulich. Sie stehen
allem, dem sie begegnen unvoreingenommen gegenüber. Jede Situation ist für sie
neu. Sie werden nicht durch Urteile gelenkt, die in der Vergangenheit gebildet
wurden. Sie stellen der Realität nicht eigene Vorstellungen entgegen. Wie ein
Lamm lassen sie sich führen von dem, was in diesem Moment da ist, was immer das
sein mag. Sie wurden losgekauft von den Menschen und der Kaufpreis war das
Leben des archetypischen Lammes, das Leben Jesu. Und sie behalten ihr Leben
nicht für sich, sondern sie widmen es Gott und dem Lamm. Und deshalb sind sie
ohne Lüge und Fehler. (4f.)
Die Wahrheit zeigt sich
36: Sieben biologische
Reaktionen auf die Blockade der Energie
37-40: Das Ende der
Ersatzbefriedigung
41: Der eigentliche Herr des
Lebens zeigt sich
42: Das Ego wird vernichtet
33... 14, 6-13: Die Ankündigung des Gerichts
(6) Und ich sah
einen anderen Engel in der Himmelsmitte fliegen, der ein ewiges Evangelium zu
verkünden hatte an die Besitzer der Erde und an jede Völkerschaft und jeden
Stamm und jede Sprache und jedes Volk. (7) Er sagte mit lauter Stimme: Fürchtet
Gott und gebt ihm Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen. Und huldigt
dem, der den Himmel machte und die Erde und das Meer und die Quellen der
Wasser!
(8) Und ein
anderer, ein zweiter Engel folgte und sagte: 'Es fiel, es fiel Babylon, die
Große, die alle Völker aus dem Wein der Leidenschaft ihrer Hurerei getränkt
hat.
(9) Und ein
anderer, ein dritter Engel folgte ihnen und sagte mit lauter Stimme: Wenn einer
dem Tier huldigt und seinem Bild und ein Prägezeichen empfängt auf seine Stirn
oder auf seine Hand, (10) wird er auch den Wein der Leidenschaft Gottes
trinken, der unvermischt eingeschenkt ist im Becher seines Zorns. Und er wird
mit Feuer und Schwefel gequält werden vor heiligen Engeln und vor dem Lamm.
(11) Und der Rauch ihrer Qual steigt auf in Äonen Äonen.
Und keine Ruhe haben Tag und Nacht, die dem Tier und seinem Bild huldigen und
wenn einer das Prägezeichen seines Namens empfängt.
(12) Hier ist die
Ausdauer der Heiligen nötig, die die Gebote Gottes bewahren und den Glauben an
Jesus.
(13) Und ich hörte
eine Stimme aus dem Himmel sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn
sterben ab jetzt. Ja, sagt der Geist, damit sie ausruhen von ihren Mühen, denn
ihre Werke folgen ihnen nach.
Nach der Vision des Himmels, in dem
die Geretteten bereits da sind, verkündet nun ein Engel von der Mitte des
Himmels her die ewige frohe Botschaft von der Möglichkeit, daran teilzuhaben.
Und er verkündet die Bedingung, indem er alle Menschen auf der Erde mahnt,
allein Gott zu fürchten und ihm die Ehre zu geben, weil das Gericht bereits
begonnen hat. (6f.)
Und ein anderer Engel ergänzt
das Bild mit seiner Kehrseite, mit dem im Himmel bereits erfolgten Sturz
Babylons, des Archetyps der verführenden Kraft. Ihr Rauschtrank der Verführung
durch das Irdische, das Äußerliche, den bloßen Schein hat allen Völkern das
Bewusstsein beraubt und sie glauben gemacht, sie könnten sich das Glück
erkaufen, während sie doch nur billigen Ersatz bekamen für das Echte, das
allein im Himmel zu finden ist. (8)
Und ein dritter Engel erscheint
und er warnt die Menschen ganz ausdrücklich vor den Folgen dieser Verführung,
die ja unsichtbar sind, solange der Rauschzustand anhält: Wer sich berauschen
und prägen lässt von den Werten, die das Tier verkörpert, wird auch vom
Rauschtrank der Leidenschaft Gottes trinken müssen. Immer noch nicht zum
Bewusstsein gekommen, wird er den Zorn Gottes zu spüren bekommen und er wird
gequält werden "in Feuer und Schwefel". (9f.)
Wie aber könnte Gott, der
Schöpfer des Universums "zornig" werden? Was das bedeutet, können wir
erst verstehen, wenn wir die frohe Botschaft verstanden haben: Du bist ein
Ebenbild Gottes, der gleiche göttliche Kern, der in Jesus so klar erschienen
ist, ist auch dein eigenes Wesen. Und dieses Wesen möchte auch in dir
erscheinen und wenn du ihm erlaubst, zu erscheinen, wirst du selbst so einer
wie Jesus. Wenn du es ihm aber nicht erlaubst, weil du deine Vorstellungen
pflegst, dann wird dein eigenes Wesen, das du unterdrückst, dich keine Ruhe
finden lassen. Es wird dich brennen, wie Schwefel brennt auf der Haut; wie
Napalm wird es sich in deinen Köper hineinfressen und dich am Ende sogar
umbringen, wenn du sein Wirken bis zuletzt ignorierst.
Diese Peinigung
ist also nicht eine Ausgeburt blutrünstiger Phantasie, sondern sie ist eine
Realität. Die Menschen erfahren sie tatsächlich real in ihrem Leben. Wenn sie
ihr eigenes Wesen unterdrücken, wird ihr Leben zunächst schal und um die
Spannung aufrechtzuerhalten müssen sie es füllen mit allen möglichen
Ersatzbefriedigungen, die aber dem Organismus nicht gut tun, und deren
Ungleichgewicht sich letzten Endes in ihn einbrennt wie brennender Schwefel.
Und diese Peinigung geschieht
"vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm".
Das Lamm ist ja unser
Wesenskern. Und die Engel sind die Boten, die ständig versuchen, die
Botschaften dieses Wesenskerns an unser Bewusstsein zu leiten. Wenn wir unser
Bewusstsein aber "Babylon" verschrieben haben, können ihre
Botschaften nicht durchdringen und sie und das Lamm müssen unsere Qual mitansehen. (10)
Von einem
Zeitalter zum nächsten brennt das Feuer ihrer Qual. Und die das Tier anbeten
und die nach seinem Bild leben und die geprägt sind von seinem Geist, haben
keine Ruhe Tag und Nacht. (11)
Auch die Heiligen sind dieser
Prägung ausgesetzt. Auch sie müssen in dieses Feuer, um darin gereinigt zu
werden. Und sie werden Rückfälle erleben und neue Qual. Deshalb brauchen sie
Ausdauer im Bewahren der Gebote Gottes und im Glauben an Jesus, der ihnen
diesen Weg vorangegangen ist. (12)
Der Weg ist mühsam, so mühsam,
dass nun eine Stimme aus dem Himmel schon die Toten selig preist, die im Geist
Jesu sterben, denn sie können nun ausruhen von ihren Mühen, weil ihre Werke
nicht verloren gehen. (13)
34... 14, 14-20: Die Stunde der Ernte
(14) Und ich sah,
und sieh: Eine weiße Wolke, und auf der Wolke sitzt einer gleich dem Sohn eines
Menschen. Auf dem Kopf hat er einen goldenen Kranz und in seiner Hand eine
scharfe Sichel.
(15) Und ein
anderer Engel kam heraus aus der Gotteswohnung und schrie mit lauter Stimme
dem, der auf der Wolke saß, zu: Schicke deine Sichel und ernte! Denn die Stunde
zu ernten ist gekommen, weil die Ernte der Erde ausgetrocknet ist.
(16) Und der auf
der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet.
(17) Und ein
anderer Engel kam heraus aus der Gotteswohnung im Himmel. Auch er hatte eine
scharfe Sichel. (18) Und ein anderer Engel kam aus dem Altar. Er hatte
Vollmacht über das Feuer, und er schrie mit lauter Stimme dem, der die scharfe
Sichel hatte, zu: Schicke deine scharfe Sichel und ernte die Trauben des
Weinstocks der Erde ab, denn seine Beeren sind reif. (19) Und der Engel warf
seine Sichel auf die Erde und er erntete den Weinstock der Erde ab. Und er warf
die Trauben in die Kelter der großen Leidenschaft Gottes. (20) Und die Kelter
wurde außerhalb der Stadt getreten. Und aus der Kelter heraus kam Blut bis zum
Zaumzeug der Pferde, an die tausendsechshundert Stadien.
Jetzt ist der Zeitpunkt des
endgültigen Gerichts gekommen. Der Menschensohn erscheint auf einer Wolke, dem
Symbol des Nichtwissens, der Unklarheit und der Fruchtbarkeit. Er handelt nicht
aus seinem Wissen heraus, sondern er lässt sich aus seinem Vertrauen auf den
Vater heraus lenken. Dadurch ist er der bekränzte Sieger von Anfang an. Und
auch jetzt, wo er die Ernte einbringt, bestimmt nicht er den Zeitpunkt, sondern
ein Engel gibt ihm das Zeichen. (14f.)
Ein Engel ist ein "Bote
Gottes". Von woher kommt seine Botschaft? Sie kommt direkt von der anderen
Seite, von dem betroffenen Partner. Der Menschensohn existiert ja nicht für
sich, er ist unmittelbar verbunden mit allem. Und daher empfängt er jede
Botschaft genau im richtigen Moment. Das zu Erntende selbst also sagt
"ihm", dass es reif ist.
Diejenigen, die ihrem Tod sehr
nahe waren und zurückkamen, berichten, sie wären zurückgekommen, weil sie noch
etwas zu erledigen hatten. In Todesnähe haben sie ihr Leben aus der Perspektive
des Menschensohnes gesehen und da haben sie auch gesehen, dass sie noch nicht
reif waren zur Ernte und so sind sie ins Leben zurückgekehrt. Der Menschensohn
hatte seine Sichel noch nicht geworfen. Aber in jedem von uns hält er sie zu
jeder Zeit bereit. (15f.)
Und da ist noch ein anderer Bote
Gottes mit einer Sichel. Er kommt aus dem Tempel im Himmel. Und ein weiterer
Engel, der aus dem Altar des Tempels kommt und der die Vollmacht über das Feuer
hat, befiehlt ihm, die Trauben vom Weinstock der Erde abzuernten. Wie schon das
Wachstum geschieht auch die Ernte zur Ehre Gottes, damit "er" darin
offenbar wird. Und so kommt der Befehl zur Ernte von dem kosmischen Feuer, aus
der göttlichen Urkraft, auf die jede Wandlung und damit auch jedes Sein
zurückgeht. (17f.)
Und der Engel wirft seine Ernte
jetzt - und immer schon - "in die Kelter der großen Leidenschaft
Gottes". Und heraus kommt ein Meer von Blut. Es ist der Gegenpol zu jenem
Meer von Blut, das täglich auf dieser Welt angerichtet wird, weil die Menschen
den Menschensohn nicht erscheinen lassen wollen, weil sie ihre Vorstellungen an
seine Stelle gesetzt haben. (19f.)
Und jetzt werden sie
"gerichtet": Wenn in einem Menschen das ursprünglich Menschliche (der
Menschensohn) nicht erscheinen kann, dann verlangt "die Leidenschaft
Gottes", die natürliche Tendenz, die ja aus dem innersten Wesen stammt, eine
Korrektur. Und wenn dieser Mensch hartnäckig an seinen Vorstellungen festhält,
dann ist jener Berichtigungsprozess grauenhaft für ihn. Dann wird er in der
Kelter getreten bis seine Lebenskraft austritt. Und es sind so viele, denen die
Wirklichkeit nur durch dieses Grauen zum Bewusstsein kommt, dass ihr
"Blut", einer Überschwemmung gleich, ansteigt "bis an die Zügel
der Pferde, sechzehnhundert Stadien" weit.
35... 15, 1-8: Sieben Engel mit sieben Plagen
(1) Und ich sah
ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar: Sieben Engel hielten sieben
Plagen, die letzten, weil in ihnen die Leidenschaft Gottes vollendet wurde.
(2) Und ich sah
etwas wie ein gläsernes Meer, gemischt mit Feuer. Und die über das Tier siegten
und über sein Bild und über die Zahl seines Namens standen am gläsernen Meer
und hielten die Lauten Gottes.
(3) Und sie singen
das Lied des Mose und des Lammes: Groß und wunderbar
sind deine Werke, Herr, Gott, Allherrscher; gerecht
und wahr deine Wege, König der Völker. (4) Wer, Herr, wird deinen Namen nicht fürchten
und verherrlichen? Er allein ist heilig. Und alle Völker werden kommen und in
deiner Gegenwart anbeten, denn deine Rechtsgründe sind offenbar geworden.
(5) Und danach sah
ich wie die Gotteswohnung im Zelt des Zeugnisses im Himmel geöffnet wurde. (6)
Und die sieben Engel, die die sieben Plagen hielten, kamen aus der
Gotteswohnung heraus, bekleidet mit reinem, strahlenden Leinen, und um die
Brust umgürtet mit goldenen Gürteln.
(7) Und eines der
vier Lebewesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen gefüllt mit der
Leidenschaft Gottes, der lebt in die Äonen der Äonen.
(8) Und die
Gotteswohnung wurde erfüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von
seiner Kraft. Und keiner konnte in die Gotteswohnung hineingehen, bevor die
sieben Plagen der sieben Engel vollendet sein würden.
Und nun erscheinen im Himmel die
sieben Boten Gottes mit den sieben letzten Plagen, durch die "die
Leidenschaft Gottes vollendet" wurde. Die Leidenschaft Gottes beschreibt
den ganzen Bogen von seiner Selbstentäußerung bis zur Rückkehr des Entäußerten
in die Einheit.
Hindus erzählen in dem
Zusammenhang die Geschichte von einer Unterhaltung der Götter über die Frage,
warum sich die Menschen nur so schwer an ihren göttlichen Ursprung erinnern. Um
der Sache auf den Grund zu gehen, wollten sie ein Experiment durchführen. Einer
von ihnen sollte sich in ein Schwein verwandeln und er selbst und die anderen
sollten beobachten, was unter diesen Bedingungen aus seinem göttlichen
Selbstbewusstsein wurde. Das Experiment verlief katastrophal. Indra, der sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatte,
vergaß seine Identität völlig und nur durch eine Notschlachtung kam er wieder
zu sich. Und in unserer Geschichte muss Gott sieben Boten zu den Menschen
schicken, um sie durch sieben letzte Schläge (Plagen) an ihren Ursprung zu
erinnern, damit sich der Lauf der Schöpfung vollenden kann. (1)
Und Johannes sieht eine Art
"gläsernes Meer, gemischt mit Feuer". Das Meer, so haben wir gesehen,
ist ein Symbol für die chaotische Vielfalt des All-Einen. Und das
"gläserne Meer" ist das unter der Aufmerksamkeit der Heiligen
kristallisierte Chaos. Es ist aber nicht erstarrt, sondern ein Feuer ist darin,
das Feuer der Leidenschaft Gottes, die auch in den Heiligen wirkt. Sie haben ja
gekämpft und "gesiegt über das Tier und über sein Bild und über die Zahl
seines Namens", also über die Vielfalt seiner Erscheinungsformen. Und weil
sie nicht mehr verwickelt sind in den Kampf, haben sie die Ruhe zum Lob Gottes.
(2)
Und sie singen das Lied des Mose und das Lied des Lammes. Mose hatte bereits gesiegt über das Tier, wie das Lamm. In
ihm war Gott bereits wieder zum Bewusstsein seiner selbst gelangt. Und das Lamm
ist das Symbol für diese Rückkehr.
Ewig lobt es die Wunder der göttlichen Kraft, die
letzten Endes niemand verborgen bleiben werden. (3f.)
Und dann sieht Johannes die
"Wohnung Gottes" im Himmel und wie dort aus dem "Zelt des
Zeugnisses" die sieben Engel treten, die den bis jetzt schlafenden
Menschen sieben letzte Schläge geben sollen, damit sie endlich zum Bewusstsein
ihres Ursprungs erwachen. Es ist keinerlei böse Absicht oder Missgunst in ihnen
oder in ihren Schlägen. Sie sind eine durch und durch reine und herrliche
Erscheinung. (5f.)
Und eines der vier Lebewesen am
Thron Gottes gibt den sieben Engeln sieben Schalen, die angefüllt sind mit der
"Leidenschaft Gottes". Aus dem Wunsch Gottes nach Selbsterkenntnis
kommt die Schöpfung und dieser leidenschaftliche Wunsch treibt sie voran bis
schließlich in den Menschen zum erstenmal die
Möglichkeit der bewussten Selbsterkenntnis Gottes auftaucht. Und nun muss
dieser Wunsch die Menschen antreiben, die Möglichkeit Wirklichkeit werden zu
lassen. Dieser Antrieb kommt aber nicht von außen. Er ist in den Menschen
bereits da. Er gehört zu ihrer Natur. Von Natur aus wollen die Menschen zur
Anschauung Gottes gelangen, da sie in ihr ihren Ursprung wiederfinden
können, nach dem die ganze Schöpfung seit ihrem Bestehen mit solcher
Leidenschaft sucht, dass sie sich selbst zur Komplexität des Menschen hochgeformt hat, damit es geschehen kann. (7)
In dieser Leidenschaft liegt das
Lebendige, das die Welt erfüllt durch alle Zeitalter hindurch. So ein Feuer
liegt in dieser Leidenschaft, dass Johannes die ganze Wohnung Gottes, also die
ganze Schöpfung, erfüllt sieht von seinem "Rauch".
Und die Spannung der
Leidenschaft Gottes ist so gewaltig, dass niemand die äußere Hülle der Wohnung
Gottes durchdringen und zu Gott hineingehen kann, bevor seine sieben Boten ihre
sieben Schläge ausgeführt haben.
36... 16, 1-21: Die sieben Schalen der Leidenschaft
Gottes
(1) Und ich hörte
eine laute Stimme aus der Gotteswohnung zu den sieben Engeln sagen: Geht fort
und gießt die sieben Schalen der Leidenschaft Gottes aus auf die Erde!
(2) Und der erste
ging weg und er goss seine Schale aus auf die Erde. Und es entstand eine
hässliche und böse Wunde an den Menschen, die das Prägezeichen des Tieres
hatten und die sein Bild vergötterten.
(3) Und der zweite
goss seine Schale aus auf das Meer. Und Blut entstand, wie das eines Toten. Und
jedes Lebewesen im Meer starb.
(4) Und der dritte
goss seine Schale aus auf die Flüsse und die Wasserquellen. Und Blut entstand.
(5) Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der ist und der
war, der Heilige, dass du das gewählt hast. (6) Denn Blut von Heiligen und
Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben. Sie
haben es verdient. (7) Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, Gott, der Allherrscher. Wahr und gerecht sind seine Gerichte.
(8) Und der vierte
goss seine Schale aus auf die Sonne. Und nun konnte sie die Menschen im Feuer
verbrennen. (9) Und mit großer Glut wurden die Menschen verbrannt. Aber sie
lästerten den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hatte, und sie
kehrten ihren Sinn nicht um, um ihm die Ehre zu geben.
(10) Und der
fünfte goss seine Schale aus auf den Thron des Tieres. Und sein Königtum wurde
verfinstert. Und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz, (11) und sie lästerten
den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Wunden, aber sie
wandten sich nicht ab von ihren Werken.
(12) Und der
sechste goss seine Schale aus auf den großen Fluss, den Euphrat. Und sein
Wasser vertrocknete, damit der Weg der Könige, die vom Aufgang der Sonne
kommen, bereitet werde.
(13) Und ich sah
aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des
Lügenpropheten drei unreine Geister kommen wie Frösche; (14) denn sie sind
Geister von Dämonen, die Zeichen wirken und die zu den Königen des ganzen
Erdkreises herausgehen, um sie zum Krieg des großen Tages Gottes zu versammeln,
des Allherrschers. (15) Sieh, ich komme wie ein Dieb.
Selig, der wacht und der seine Gewänder bewahrt, damit er nicht nackt
umhergehen muss und sie seine Scham sehen können. (16)
Und sie versammelten sich an dem Ort, der auf hebräisch
'Harmagedon' heißt.
(17) Und der
siebte goss seine Schale aus auf die Luft. Und eine laute Stimme kam vom Thron
her aus der Gotteswohnung und sagte: Es ist geschehen. (18) Und Blitze
entstanden und Stimmen und Donner. Und ein großes Erdbeben entstand, wie noch
keines entstanden war, seit ein Mensch auf der Erde entstand, ein solches
Erdbeben, so groß. (19) Und die große Stadt zerfiel in drei Teile, und die
Städte der Völker fielen. Und Babylon, die Große, ihrer vor Gott wurde gedacht,
um ihr den Becher mit dem Wein der Leidenschaft seines Zornes zu geben. (20)
Und jede Insel floh, und Berge konnte man nicht mehr finden. (21) Und ein
großer Hagel wie von Zentnerschwere fällt aus dem Himmel herab auf die
Menschen. Und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn sein
Schlag ist sehr groß.
Aus der
Anwesenheit Gottes heraus kommt der Befehl, die "Leidenschaft", also
die Lebenskraft Gottes auf die Erde zu bringen. (1)
Und wie der erste Bote seine
Botschaft übermittelt, entsteht eine böse Wunde an den Menschen, die vom Tier
geprägt sind. Und Johannes spricht da nicht von irgendwelchen anderen, die vom
Tier geprägt sind, er meint uns. Solange wir nicht erleuchtet sind, solange wir
nicht im Bewusstsein der Heiligkeit leben, sind auch wir vom Tier geprägt. Und
in diesem Maß widmen wir unser Leben dem Erreichen "irdischer" Ziele,
Lust, Macht, Reichtum etc.. Lange scheint alles gut zu
gehen unter der Herrschaft dieser äußerlichen Werte. Die allgemeine
Übereinstimmung unter den Menschen suggeriert, dass alles in Ordnung ist.
Obwohl die Spaltung längst da ist, merken wir den Einschnitt, den sie macht,
erst viel später, nämlich wenn wir die Funktionsstörungen, die unsere Spaltung
im biologischen, sozialen und ökologischen Organismus erzeugt, nicht mehr
kompensieren können. Dann erscheint an oder in unserem Körper plötzlich eine
böse Wunde. (2)
Wie der zweite Bote die
göttliche Lebenskraft auf das Meer ausgießt, erscheint darin totes Blut.
Konfrontiert mit der göttlichen Lebenskraft zeigt sich der Träger des Lebens,
das Blut, bei den vom Tier Geprägten als bereits abgestorben. Während die
Aufmerksamkeit der Heiligen die chaotische Fülle (das Meer), zu glasklarem
Kristall macht (Offb 4, 6), verwandelt sie sich unter
der Unaufmerksamkeit der Unheiligen in totes Wirrwarr. (3)
Wie der dritte Bote die
göttliche Leidenschaft auf die Flüsse und
Wasserquellen überträgt, verwandeln sie sich in Blut.
Alles, was das Leben in Fluss hält, ist mit Blut verbunden. Und diejenigen, die
dem Tier folgen, sind wie Vampire. Sie leben von der Lebenskraft, vom Blut der
anderen. Vom Blut der Armen nähren sie ihre Macht und ihren Reichtum. Und auch
ihre Lust gewinnen sie, indem sie ihren Lustobjekten die Lebenskraft aussaugen.
Sobald die göttliche Lebenskraft die irdischen Lebensquellen berührt, wird
diese Wahrheit für alle sichtbar.
"Gerecht bist du",
sagt deshalb der Geist der lebensspendenden Wasser.
Und "der Altar", der unmittelbare Zeuge aller Opfer, bestätigt, dass
den Anhängern des Tieres recht geschieht, wenn sie nun statt reinem Wasser Blut
trinken müssen. (4-7)
Wie der vierte Bote die
göttliche Leidenschaft in die Sonne gießt, fängt sie an, die Menschen zu
verbrennen. Die Sonne ist das Licht, das den Menschen die Orientierung
ermöglicht. Wenn nun die göttliche Leidenschaft dieses Licht berührt, das jene
äußerlichen Werte beleuchtet, denen die Menschen folgen, die das Tier anbeten,
dann verbrennen diese Menschen im Kampf um diese Ziele. Doch anstatt ihren
Fehler zu sehen und umzukehren, ärgern sie sich darüber, dass die Wirklichkeit
nicht ihren Vorstellungen entspricht und sie meinen, die Natur sei fehlerhaft
geschaffen. (8f.)
Die fünfte Botschaft geht an den
Thron des Tieres, also direkt an das Zentrum der Macht. Und auch diese
Botschaft ist nicht für andere, sondern sie geht an uns und sie trifft uns im
Zentrum unserer Persönlichkeit, in unserem eigenwilligen "Ich". Da
wird es dunkel und das tut höllisch weh. Doch anstatt unseren Schmerz
hinauszuschreien, beißen wir uns selbst auf die Zunge, um unsere Dunkelheit und
unser Leiden auch weiterhin zu verbergen. Und wir weigern uns, uns von unseren
Machenschaften abzuwenden. (10f.)
Die sechste Botschaft geht an
den großen Fluss, den unsere Erde mit dem Paradies noch gemeinsam hat: den
Euphrat. Und da trocknet sein Wasser aus. Die himmlischen Quellen, die uns
bisher immer noch gespeist haben, versiegen. Und damit ist auch die letzte
Barriere gefallen und unser Leben ist "den Königen des Ostens"
schutzlos ausgeliefert.
Das Paradies liegt in der Bibel
im Westen. Als die Menschen das Paradies verloren hatten, standen sie im Osten.
Im Osten beginnt die Zeit. Der Weg zur Erlösung ist der Weg in die Ewigkeit und
dieser Weg führt, wie der Weg der zeitlosen Sonne, nach Westen. Wenn nun die
Könige des Ostens kommen, so vertreiben sie den letzten Kontakt mit der
Ewigkeit und sie bringen die totale Herrschaft der Zeit. Und wir Menschen
unserer Kultur wissen, was das heißt. (12)
Und Johannes sieht drei
"unreine Geister" austreten aus dem Mund des Drachen, des Tieres und
des Lügenpropheten. "Der Drache", das wissen wir bereits, ist das
Symbol der von Gott wegströmenden Kraft, die Tendenz des Geschaffenen, sich zu
verselbständigen. "Das Tier" ist das Symbol für die auf diesem Weg
erreichbare Macht. Und "der Lügenprophet" ist der Archetyp des
Menschen, der sich in den Dienst des Tiers gestellt hat und der seine Macht auf
diese Weise erreichen will. Die Geister, die aus dem Mund der drei
hervorkommen, sind unrein, weil sie den wahren Geist verschleiern, doch sie haben
die Macht, Wunder zu vollbringen. Die Menschen glauben an sie und sie erreichen
tatsächlich, was sie sich wünschen. Und so gehen diese dämonischen Geister zu
den Königen der Erde, die ihnen längst verfallen sind, und sie führen sie in
den großen Endkampf.
Diese Könige sind nicht irgendwo
draußen, und auch der große Endkampf findet nicht zu irgendeinem historischen
Zeitpunkt an einem geographischen Ort zwischen Königen und Völkern statt,
sondern in uns sammeln sich die Könige dieser Welt zum Krieg am großen Tag
Gottes. Und auch die unreinen Geister wirken nirgendwoanders
als in uns selbst. Den Endkampf als historisches Datum in der äußeren Welt zu
suchen bedeutet, von sich selbst abzulenken.
Doch genauso gefährlich wäre es,
unsere "irdischen Wünsche" als die Könige dieser Welt in uns zu sehen
und das Heil in der Askese zu suchen. Es geht nicht um irgendwelche Inhalte. Es
geht nicht darum, Reichtum, Ansehen, Lust zu vermeiden. Es geht um den Geist,
aus dem heraus wir unser Leben führen. Ob wir von unseren Vorstellungen über
gut und schlecht beherrscht werden oder ob wir offen sind für die Wahrheit des
Augenblicks. Und doch sind "die Könige dieser Welt" die Werte, denen
die Menschen ihr Leben widmen, nicht weil es "schlechte" Werte wären,
sondern weil die Menschen diese Werte über die Wahrheit stellen, die die
Situation, in der sie sich befinden, ihnen mitteilt. Genau aus diesem Grund
reagieren die Menschen - wir - nicht auf die Plagen, die ihre Wahrheit ihnen
schickt, um sie schließlich doch noch wachzurütteln. (13f.)
Doch der Tag der entscheidenden
Auseinandersetzung kommt wie ein Dieb. Keiner kennt seine Zeit. Wir müssen
daher zu jeder Zeit achtsam sein und uns in der Wahrheit üben, damit wir dann
nicht schutzlos dastehen, wenn die Wahrheit nicht mehr verborgen werden kann.
(15)
Und die Könige dieser Welt
versammeln sich mit ihrem Gefolge an dem Ort "Harmagedon"
(wörtlich: "an dem Berg in der Ebene von Megiddo",
einer sprichwörtlichen Szene entscheidender Schlachten), also dort, wo die sich
entscheidende Auseinandersetzung abspielt - was von Mensch zu Mensch
verschieden ist: Bei manchen liegt das Schlachtfeld im Beruf, bei anderen in
ihrer Partnerschaft, bei anderen in ihrem Umgang mit ihrem Körper usw.. (16)
Und sowie der siebte Bote mit
seiner Botschaft die Luft berührt, verkündet eine Stimme aus der Wohnung Gottes
den Abschluss des Gerichts. (17)
Als Reaktion auf diesen letzten
Schlag entsteht das größte Erdbeben, das die Welt je gesehen hat. Die große
Stadt Babylon zerbricht in drei Teile und die übrigen Städte fallen. (18f.)
Das Gericht über Babylon aber
steht noch aus. Vor Gott im Himmel wird erst daran gedacht, ihr den Becher des
Weines seiner Leidenschaft und seines Zorns zu geben. Und dieser Gedanke
genügt, um die Erde vollends ins Chaos zu stürzen: Inseln und Berge
verschwinden und zentnerschwerer Hagel fällt. Und die Menschen - wir - lästern
Gott, weil diese Plage so schwer ist.
Der letzte Schlag ist noch nicht
das Ende, denn jetzt sammeln Babylon und das Tier und die Könige der Erde ihre
Kräfte, um sich zur endgültigen Entscheidung zu rüsten. Von dem letzten Schlag
mögen wir zwar erschüttert sein, aber unser "Ich" gibt sich noch
nicht geschlagen. Es versammelt nun alle Hilfen, die es kriegen kann: Ärzte,
Rechtsanwälte, Gleichgesinnte, die alle die alte Vorstellungswelt bestätigen,
nach der der Sinn des Lebens darin besteht, möglichst viel zu genießen und
möglichst wenig zu leiden. Und so rüsten wir uns nun mit diesen Bundesgenossen
zum Endkampf gegen die göttliche Leidenschaft, die unsere Welt in Frage stellt.
(19-21)
37... 17, 1-18: Die Vision von der Hure Babylon
(1) Und einer von
den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, kam und redete mit mir. Er
sagte: "Komm her, ich werde dir das Gericht der großen Hure zeigen, die an
vielen Wassern sitzt. (2) Mit ihr haben die Könige der Erde gehurt und die
Bewohner der Erde haben sich berauscht an dem Wein ihrer Hurerei."
(3) Und im Geist
trug er mich fort in eine Wüste. Und ich sah eine Frau, die auf einem
scharlachroten Tier saß, gefüllt mit Ausdrücken der Schmähung, mit sieben
Köpfen und zehn Hörnern. (4) Und die Frau war umworfen
mit Purpur und Scharlach und vergoldet mit Gold, wertvollem Stein und Perlen.
In ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher voll mit Abscheulichkeiten und
den Unreinheiten ihrer Hurerei. (5) Und auf ihrer Stirn stand ein Name
geschrieben, ein Geheimnis: BABYLON, DIE GROSSE, DIE MUTTER DER HUREN UND DER
ABSCHEULICHKEITEN DER ERDE. (6) Und ich sah die Frau betrunken vom Blut der
Heiligen und vom Blut der Zeugen für Jesus. Und ich staunte, als ich sie sah,
ein großes Erstaunen. (7) Und der Engel sagte zu mir: Warum staunst du? Ich
werde dir das Geheimnis der Frau mitteilen und des Tieres, das sie trägt und
das sieben Köpfe und zehn Hörner hat. (8) Das Tier, das du sahst, war und ist
nicht, und es ist gerade dabei, aus dem Abgrund heraufzusteigen, und es geht
ins Verderben: Und staunen werden die Bewohner der Erde, deren Name nicht seit
Grundlegung der Welt im Buch des Lebens geschrieben steht, wenn sie das Tier
sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird. (9) Hier braucht es
Verstand, der Weisheit hat. Die sieben Köpfe sind sieben Berge, wo die Frau auf
ihnen sitzt, und es sind sieben Könige: (10) Die fünf fielen, der eine ist, der
andere ist noch nicht gekommen, und wenn er kommt, kann er nur kurz bleiben.
(11) Und das Tier, das war und nicht ist, ist auch selbst der achte und doch
von den sieben. Und er geht ins Verderben.
(12) Und die zehn
Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die ein Königtum noch nicht empfangen
haben, aber mit dem Tier empfangen sie für eine Stunde Macht wie Könige. (13)
Sie haben nur eine Absicht und die Kraft und ihre Macht geben sie dem Tier.
(14) Sie werden Krieg führen mit dem Lamm, und das Lamm wird sie besiegen, weil
es Herr der Herren ist und König der Könige; und die mit ihm sind Gerufene und
Auserwählte und Treue.
(15) Und er sagt
mir: Die Wasser, die du sahst, wo die Hure sitzt, sind Völker und Volksmengen
und Völkerschaften und Sprachen.
(16) Und die zehn
Hörner, die du sahst, und das Tier, sie werden die Hure hassen und wüst werden
sie sie machen und nackt, und ihr Fleisch werden sie essen und verbrennen
werden sie sie in Feuer. (17) Denn Gott gab in ihre Herzen ein, seine Absicht
auszuführen und nur eine Absicht zu verfolgen und ihr Königtum dem Tier zu
geben, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden. (18) Und die Frau, die du
sahst, ist die große Stadt, die über die Könige der Erde herrscht.
Einer der sieben Engel mit den
Schalen voll der Leidenschaft Gottes kommt und redet mit Johannes. Und auch
jedem von uns begegnen die Boten mit der Leidenschaft Gottes. Und auch uns
verraten sie ihre Geheimnisse, wenn wir empfänglich sind für ihre Botschaft.
Auch über die Hure Babylon können wir alles erfahren. Wir brauchen nur auf uns
selbst zu schauen. Da sitzt sie ja auch und labt sich an unseren Wassern. Nicht
nur die anderen Bewohner der Erde huren mit ihr samt ihren Königen, auch wir
berauschen uns an dem Wein ihrer Hurerei. Voll Gier nach dem, was wir für gut
halten, verschwenden wir unsere Lebenskraft nur allzuoft
für bloßen Schein. Immer wieder macht uns ihr Rauschtrank der Verführung
glauben, wir könnten das Glück erkaufen, während wir doch nur billigen Ersatz
bekommen und
gleichzeitig unsere Gesundheit gefährden. (1f.)
Johannes taucht nun ein in seine
Vision der Hure Babylon: Er sieht sie auf einem scharlachroten Tier sitzen, das
voll ist mit Ausdrücken der Schmähung. Wir kennen das Tier bereits und seine
sieben Köpfe und zehn Hörner und seine allseits bewunderte tierische Kraft und
seine Illusion, selbst Urheber dieser Kraft zu sein, die seine Anhänger so sehr
betört. Auch die Frau hat sich von dieser Kraft verführen lassen. Auch sie ist
dem Scharlachrot des Tieres verfallen, der grell aufreizenden Signalfarbe der
Prostitution. Doch diese Frau ist keine billige Nutte, sie ist eine Königin.
Deshalb ihr königliches Purpur und das Gold und die wertvollen Steine und
Perlen und auch der goldene Becher. Eine prachtvolle Erscheinung - doch eine
grausige Pracht für den, der sieht, um welchen Preis sie erkauft ist: Ihr
Becher ist
voll mit den Abscheulichkeiten und Unreinheiten ihrer
Hurerei. (3f.)
Alle Perversionen kommen ja
daher, dass das Unechte für das Echte genommen wird. Die Versuchung dazu ist da
seit sich die Menschen unter dem Baum der Erkenntnis im Paradies den Kategorien
"gut" und "schlecht" verschrieben haben. Dadurch haben sie
ihr Gespür für das Wesentliche, und damit auch füreinander, vertauscht mit
berechnender Gier. Die innerste Sehnsucht nach Einheit und Wahrheit bleibt
seither unerfüllt und an ihre Stelle tritt ein Rausch, der in einen
mörderischen Konkurrenzkampf mündet, in dem einige alles "Gute" für
sich erobern, während andere darin zugrunde gehen. (6)
Das glänzende und mächtige
Babylon ist seit alters her das Symbol für diese Art das Leben zu führen.
Johannes sieht seinen geheimen Name auf die Stirn der "Frau"
geschrieben: "Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der
Abscheulichkeiten der Erde". Er sieht Babylon als Frau, weil die
"Frau" in der Bibel die Hinwendung zum Äußerlichen repräsentiert. Und
er sieht die Frau betrunken vom Blut der Heiligen, weil das Ersatzleben, das
Babylon führt, jede Erinnerung an die Wahrheit und an die eigene innere
Sehnsucht nach dem Einssein auslöschen muss. (5f.)
Und Johannes ist außerordentlich
verwundert über diese Erscheinung. Er kann den ungeheuren Aufwand nicht
verstehen, mit dem Menschen sich abschirmen vor der Wahrheit, die sie doch
erlösen würde. Da spricht der Bote Gottes wieder zu ihm und erklärt ihm die
einzelnen Elemente seiner Vision: (6f.)
Das Tier, von dem die Frau sich
tragen lässt, "war und ist nicht". Es gehört der Vergangenheit an und
es hat keine eigenständige Existenz. Und doch ist es "gerade dabei aus dem
Abgrund heraufzusteigen". Zu jeder Zeit steigt es aus dem Abgrund herauf
und doch existiert es nicht. Es ist nur ein Bluff - im Gegensatz zu dem,
"der ist und der war und der kommt" (12,4). Für den, der die
Wirklichkeit durch die Schleier seiner Vorstellungen hindurch erkannt hat,
entpuppt es sich als bloße Illusion. Und auch für uns, die wir den Weg des
Lammes bereits als den unseren erkannt haben, gehört die Macht des Tieres der
Vergangenheit an - auch wenn es immer wieder versucht, uns durch Drohungen und
Verlockungen in seinen Bann zu schlagen. So groß seine Macht auch zu sein
scheint, das Tier ist dem Untergang geweiht. Es führt sich selbst und alle
seine Anhänger ins Verderben. Und sie, "deren Name nicht schon seit
Grundlegung der Welt eingetragen ist ins Buch des Lebens", werden am Ende
erstaunt sein über den illusionären Charakter ihres Idols. (7f.)
"Maya" nennen die
Hindus dieses Phänomen, nämlich dass die Menschen sich selbst und jede
Einzelheit des Lebens als isoliert und als für sich existierend betrachten. Sie
nehmen ihre Welt so wahr, weil ihre Verbindung mit dem Einen gestört ist, seit
sie vom Baum der Erkenntnis aßen. Und weil sie sich mit ihrem isolierten
"Ich" identifizieren, ist die Offenbarung der Wahrheit, nämlich dass
dieses "Ich" gar nicht für sich existieren kann, der Untergang, das Verderben,
die Hölle. (8)
Es braucht schon eine gewisse
Weisheit, um das zu verstehen. (9)
Und nun folgen Deutungen der
Symbole durch weitere Symbole, eine Vision innerhalb der Vision: "Die
sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt". Es wäre nun
möglich die sieben Berge als reale Berge der damaligen Zeit zu sehen, z.B. den
Olymp, das Kapitol, den Libanon oder als Berge, die
in der heutigen Zeit als von der Hure Babylon besetzt betrachtet werden
könnten. Doch das wäre eine Sicht, die den vollen Umfang der Symbolik nicht
ausschöpft. Wenn wir selbst betroffen werden sollen von der Vision des
Johannes, müssen wir die sieben Berge einfach als eine Mehrzahl strategischer
Punkte sehen, von denen aus der Geist des Tieres, den die Hure repräsentiert,
seine Herrschaft über uns Menschen ausübt. Und dann sind die sieben Berge auch
sieben Könige. (9)
Fünf der sieben Könige sind
bereits gefallen. Sie sind untergegangen durch die sieben Schläge der sieben
Boten der Leidenschaft Gottes. Wieder sind wir angesprochen. Einiges, von dem,
was uns beherrscht hat, haben wir zwar schon überwunden, doch wir sind noch
nicht ganz frei von der Herrschaft des Tieres. Bis zur vollständigen Erlösung
haben wir noch ein Stück Weg vor uns. (10a)
Einer der beiden verbleibenden
Könige dieser Welt ist jetzt schon da und wenn wir uns selbst genau betrachten,
können wir seinen Herrschaftsbereich in uns erkennen. Und wenn wir noch genauer
schauen, können wir erkennen, dass seine Herrschaft nicht real ist, dass wir
irgendwo jetzt schon frei sind davon und dass wir diese andere Wirklichkeit
unserer selbst erscheinen lassen können. (10b)
Dann bleibt nur noch der
siebente, der noch nicht gekommen ist, und der, "wenn er kommt, nur kurz
bleiben kann". Der siebente König kommt zu dem angekündigten Endkampf,
dessen Ausgang schon feststeht - wenn auch noch nicht für den siebten König und
für das Tier, "das der achte ist und doch einer von den sieben".
(10c.11)
Der achte König ist eigentlich
der Messias. Nach den sieben Tagen der Schöpfung, an deren Ende sich der Sündenfall
ereignet, beginnt am achten Tag die neue Welt, die Welt der Erlösung. Auch das
Tier hält sich für den Messias, doch es ist ein falscher Messias, und seine
Stunden sind gezählt. Deshalb ist das Tier der eingebildete achte König, den es
gar nicht gibt, und der deshalb doch einer von den sieben ist und der ins
Verderben geht. (11)
Und nun kommen "zehn
Könige, die ein Königtum noch nicht empfangen haben". Für den Endkampf
werden Kräfte mobilisiert, die bisher noch nicht aufgetreten sind, zehn
zusätzliche Bereiche der Kontrolle. Sie erscheinen dann in ihrer ganzen Macht
und Brillanz. Und sie haben nur eine Absicht, nämlich dem Tier zum Sieg zu
verhelfen. Doch sie stehen dem Tier nur kurz zur Verfügung. Nur eine Stunde
lang vermögen sie ihre Kraft gegen das Lamm zu richten, dann wird das Lamm sie
besiegen, denn, so unscheinbar es scheint, das Lamm ist der "König der
Könige" und der "Herr der Herren". Die Macht des Tieres dagegen,
so gewaltig sie auch erschien, war nur ein Hirngespinst. Sie wird von der Natur
nicht unterstützt. Im Innersten eines jeden Wesens und eines jeden Menschen
herrscht das Lamm von Anfang an. (12-14)
Zu jeder Zeit ertönt der Ruf des
Lammes. Jeder ist gerufen. Aber nur wenige vermögen, diesem Ruf treu zu bleiben
und selbst die Schläge des Gerichts bringen nicht alle zur Einsicht. Umso
glücklicher dürfen sich die schätzen, die das Lamm beizeiten als ihren Herrn
erkennen. (14)
Die Wasser, an denen die Hure
sitzt, sind die Völker, bei denen ihr Einfluss wirksam ist. In dem Maß, in dem
sie sie gewähren lassen, tränken sie sie mit ihrer eigenen Lebenskraft. (15)
"Und die zehn Hörner und
das Tier werden die Hure hassen." Das Tier und seine zehn Hörner sind
Kräfte göttlichen Ursprungs. Von Natur aus folgt auch die tierische Kraft
lieber dem Lamm. Und so werden sich letzten Endes sogar die Kräfte, von denen
die Hure gelebt hat, gegen sie wenden. Sie werden den Geist, den sie darstellt,
bloßstellen. "Wüst und nackt werden sie sie machen." Und diese Kräfte
werden die Hure schließlich vernichten und das Endurteil
über sie und ihre Anhänger vollstrecken. Denn letzten Endes führen auch die
letzten zehn Könige nur die Absicht Gottes aus und in dieser Absicht geben sie
ihre Kraft dem Tier bis der Wille Gottes erfüllt ist. (16f.)
Und die Frau ist die große Stadt,
die große Zivilisation, in der das Künstliche blüht, das Ausgedachte, das
Unauthentische. Und dieser Geist der Künstlichkeit, der Machbarkeit, beherrscht
die Könige der Erde. (18)
38... 18, 1-8: Der Sturz Babylons
(1) Danach sah ich
einen anderen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der große Macht hatte, und die
Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. (2) Und er schrie mit lauter
Stimme: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große. Zu einer Wohnstätte von
Dämonen ist sie geworden, zum Verbannungsort eines jeden unreinen Geistes, zum
Verbannungsort eines jeden unreinen und abscheulichen Vogels, (3) weil alle
Völker vom Wein der Leidenschaft ihrer Hurerei getrunken haben, weil die Könige
der Erde mit ihr gehurt haben und weil die Kaufleute der Erde reich geworden
sind von der Macht ihrer Gier.
(4) Und eine
andere Stimme hörte ich aus dem Himmel sagen: Kommt heraus aus ihr, mein Volk,
damit ihr nicht mit an ihren Sünden teilhabt, und damit ihr nicht von ihren
Plagen abbekommt, (5) denn ihre Sünden haben sich bis zum Himmel aufgetürmt,
und Gott hat an ihre Ungerechtigkeit gedacht. (6) Vergeltet ihr, wie auch sie
vergolten hat, und verdoppelt ihr das Doppelte gemäß ihren Werken. In den
Becher, den sie gemischt hat, mischt ihr doppelt. (7) So sehr sie sich selbst
verherrlichte und so gierig sie war, so viel gebt ihr an Qual und Leid. Denn in
ihrem Herzen sagt sie: Ich throne als Königin und ich bin keine Witwe, und Leid
muss ich sicher nicht sehen. (8) Deswegen werden ihre Plagen an einem einzigen
Tag kommen, Tod und Leid und Hungersnot, und in Feuer wird sie verbrannt
werden, denn ein starker Herr ist Gott, der sie richtet.
Ein strahlender Bote aus dem
Himmel verkündet den Sturz der Hure Babylon. Im Himmel ist er bereits geschehen,
auch wenn die Menschen noch nichts davon bemerken. Doch auch das irdische
"Babylon" ist bereits jetzt zu einer "Wohnstätte von Dämonen
geworden und zum Verbannungsort aller unreinen Geister". "Wo das Aas
ist, versammeln sich die Geier" (Mt 24, 28).
Jeder, der eine unlautere Absicht hat, sieht da seine Chance. (1f.)
Eine andere Stimme kommt daher
aus dem Himmel und fordert "sein Volk" auf, "Babylon" zu
verlassen, damit sie nicht hineingezogen werden in jene Art zu denken und zu
handeln. Obwohl es sich hier um eine Stimme in der Vision eines einzigen
Menschen handelt, ertönt diese Stimme doch immer und überall, wo
"Babylon" gegenwärtig ist. Es ist die Stimme des Menschensohnes, die
da spricht und sie kommt nicht von außen, sondern von dort, wo der Menschensohn
in jedem von uns anwesend ist. Und jedes Mitglied "seines Volkes",
also jeder, der bereits auf ihn aufmerksam geworden ist, kann diese Stimme
hören. "Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme" (Joh 18, 37). (4)
"Babylons"
"Sünden haben sich bis zum Himmel aufgetürmt". Es ist nicht möglich,
unendlich lange als ein vom eigenen Wesen Isolierter zu handeln. Irgendwann ist
die Grenze dessen erreicht, was der eigene Organismus verkraften kann. Dann
berührt die Disharmonie das Wesen selbst - das ja dem Himmel angehört - und
dann kommt von dort her eine Reaktion. (5)
Die Hindus haben eine paradoxe
Antwort auf die Frage, wer schneller zur Erleuchtung gelangt, ein braver
Mensch, der nicht "nein" sagen kann oder ein schlimmer Übeltäter, der
zu allem "nein" sagt. Sie sagen der Übeltäter, weil er stets an der
Grenze rüttelt, während sich der Brave nichteinmal
nähert.
"Babylon" allerdings
ist so fixiert an seine Vorstellungen, dass die vielen Schläge, die es schon
erhalten hat, noch keine Wirkung zeigen. Doch wie damals in Ägypten, als der
Pharao die Israeliten nicht ziehen lassen wollte, ergeht auch jetzt (und zu
jeder Zeit) der Aufruf an alle Lebensgeister dieser Welt, "Babylon"
"den Becher, den sie gemischt hat, doppelt zu mischen". Wenn das Maß voll
ist, geht von diesem Menschen, von dieser Kultur, eine Anziehungskraft aus, die
auf alle potentiell zerstörerischen Kräfte wirkt und sie herbeiruft. So sind
damals die Heuschrecken, die Frösche, die Krankheiten usw. von Ägypten
angezogen worden. Und im umgekehrten Fall gilt das gleiche: Wenn ein Mensch
oder eine ganze Kultur eins wird mit seinem eigenen Wesen, dann geht eine
Anziehung von ihm aus, die auf alle aufbauenden Kräfte wirkt und sie zur
Unterstützung herbeiholt, wie der Widder gekommen ist, um Isaak zu retten oder
wie in der Sage Lohengrin gekommen ist, um Else von Brabant
zu retten. (6)
Ein innerer Widerspruch kann
nicht ohne Folgen bleiben. Und Babylon lebt in einem innern Widerspruch. Sie
bildet sich ein, eine Königin zu sein, weit entfernt von allem Leid, doch ohne
es zu wissen, hat sie die Grenze bereits überschritten. So fest hat sie ihre
Mauern gebaut, dass sie alle Warnzeichen abwehren konnte. Und so hat sich eine
so gewaltige Welle von Kraft gegen sie aufgestaut, dass ihr schließlich alle
diese Befestigungen und Schutzwälle in einem einzigen Augenblick zum Opfer
fallen müssen. "Das Balkenstarke stirbt keinen guten Tod", sagt Lao-tse (Kap 42). Niemand kann sich der Wahrheit auf Dauer
verschließen. Sie ist immer mächtiger als alle Berechnung und Vorsicht. (7f.)
Es wäre verhängnisvoll, das
alles irgendwohin zu projizieren, in die Vergangenheit, in die Mythologie, in
die Archetypen, denn "Babylon" ist nicht irgendwoanders.
Es ist jetzt hier und wir selbst sind infiziert von ihrem Virus. Wir tun daher
gut daran, auf uns selbst zu schauen, damit wir nicht selbst überrascht werden
von dem Gericht, in dem wir uns längst befinden und das wir durchlaufen müssen,
damit der Menschensohn auch in uns erscheinen kann.
39... 18, 9-24: Die Klage über den Untergang Babylons
(9) Und die Könige
der Erde, die mit ihr gehurt haben und die gierig waren, werden über sie weinen
und klagen, wenn sie den Rauch ihres Feuer sehen, (10) während sie aus Angst
vor ihrer Qual weitab stehen: Wehe, wehe, du große Stadt, Babylon, du starke
Stadt, denn in einer einzigen Stunde kam dein Gericht.
(11) Und die
Kaufleute der Erde weinen und klagen über sie, weil keiner mehr ihre Ware
kauft. (12) Ware aus Gold und Silber, wertvollem Stein und Perlen, Leinen und
Purpur, Seide und Scharlach, und jedes Holz vom Zitronenbaum und jedes
elfenbeinerne Gebilde und jeder Gegenstand aus wertvollstem Holz, Erz, Eisen
und Marmor, (13) sowie Zimt und Amomonbalsam,
Rauchwerk und Myrrhe und Weihrauch, Wein und Öl, feinstes Mehl und Weizen,
Großvieh und Schafe, sowie Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen.
(14) Und die Früchte des Verlangens deiner Seele gingen fort von dir, und all
das Fette und Strahlende ging zugrunde an dir und man wird sie nie mehr finden.
(15) Die Kaufleute
dieser Dinge, die an ihr reich geworden sind, werden aus Angst vor ihrer Qual
weitab stehen und weinen und klagen: (16) Wehe, wehe, du große Stadt, gekleidet
in Leinen und Purpur und Scharlach und vergoldet mit Gold und wertvollem Stein
und Perlen, (17) denn in einer einzigen Stunde ist dieser gewaltige Reichtum
verwüstet worden. Und jeder Schiffskapitän und jeder, der an einen Ort segelt
und jeder Matrose und alle, die auf dem Meer arbeiten, sie standen weitab (18)
und schrieen, als sie den Rauch ihres Feuers sahen und sie sagten: Wer gleicht
der großen Stadt? (19) Und sie warfen Staub auf ihre Köpfe und weinend und
klagend schrieen sie: Wehe, wehe, du große Stadt, in der alle reich wurden, die
Schiffe auf dem Meer hatten, wegen ihrer Schätze, denn in einer einzigen Stunde
ist sie verwüstet worden.
(20) Freue dich
über sie, Himmel und ihr Heiligen und ihr Apostel und ihr Propheten, denn Gott
hat euer Urteil an ihr vollstreckt.
(21) Und ein
starker Engel hob einen Stein, wie einen Mühlstein und er warf ihn ins Meer und
sagte: So wird Babylon, die große Stadt, mit Gewalt niedergeworfen werden. Und
sie wird nicht mehr gefunden. (22) Und die Stimme von Kitharaspielern
und Musikern, Flötenspielern und Trompetern soll in dir nicht mehr gehört
werden und Künstler oder Kunst sollen in dir nicht mehr gefunden werden, und
das Geräusch eines Mühlsteins soll in dir nicht mehr zu hören sein, (23) und
das Licht einer Leuchte soll in dir nicht mehr scheinen, und die Stimme eines
Bräutigams soll in dir nicht mehr gehört werden, denn deine Kaufleute waren die
Großen der Erde, weil alle Völker durch Zauberei verführt worden sind, (24) und
Blut von Propheten und Heiligen ist in dir gefunden worden und von allen, die
auf der Erde geschlachtet worden sind.
Die Könige der Erde werden dem
Untergang Babylons aus sicherer
Entfernung zusehen. Zwar haben sie mit ihr gehurt und
gegiert, aber jetzt haben sie kein Mitgefühl, sondern nur Angst vor ihrem
Schmerz. Und sie klagen darüber, wie diese machtvolle Stadt in einer einzigen
Stunde ihr Gericht erfahren muss. (9f.)
Auch die Kaufleute jammern nur
in sicherer Entfernung, weil keiner mehr ihre Ware kauft. Und sie beklagen die
Vernichtung dieses gewaltigen Reichtums und des strahlenden Glanzes. (11-17)
Und auch die Seefahrer, die
Geschäfte mit ihr gemacht haben, bleiben in sicherer Entfernung. Sie sind
erschüttert und sie erinnern sich an ihre eigene Vergänglichkeit. (17-19)
Nur im Himmel herrscht Freude,
weil Gott das Urteil der Heiligen und Propheten über die Stadt endlich
vollstreckt hat. (20)
So groß die Kulturleistungen
auch waren, die Babylon hervorgebracht hat und so rührend die menschlichen
Schicksale in ihr, von all dem blühenden Leben in ihr wird keine Spur mehr zu finden
sein. Wie ein Mühlstein im Meer versinkt, so muss die Stadt untergehen, die die
Völker durch Zauberei verführt hat und an deren Händen das Blut all derer
klebt, die je auf Erden umgebracht worden sind. (21-24)
40... 19, 1-10: Der Jubel im Himmel
(1) Danach hörte
ich so etwas wie die laute Stimme einer großen Menschenmenge im Himmel sagen:
Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft gehören unserem Gott,
(2) denn seine Gerichte sind wahr und gerecht, denn er hat die große Hure
gerichtet, die die Erde mit ihrer Hurerei verdorben hat. Und er hat das Blut
seiner Knechte an ihrer Hand gerächt. (3) Und zum zweiten Mal haben sie gesagt:
Halleluja! Und ihr Rauch steigt auf in die Äonen der Äonen.
(4) Und die
vierundzwanzig Ältesten und die vier Lebewesen fielen nieder und sie verehrten
Gott, der auf dem Thron sitzt: Amen, halleluja! (5) Und vom Thron ging eine
Stimme aus und sagte: Lobt unseren Gott, alle seine Knechte und die ihn
fürchten, die Kleinen und die Großen. (6) Und ich hörte so etwas wie eine
Stimme einer großen Menschenmenge und wie die Stimme vieler Wasser und wie die
Stimme starker Donner, und sie sagte: Halleluja, denn König wurde der Herr,
Gott, der Allherrscher. (7) Wir wollen uns freuen und
jubeln, und wir werden ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist
gekommen und seine Frau hat sich bereit gemacht. (8) Und strahlendes, reines
Leinen wurde ihr gegeben, sich darin zu kleiden, denn das Leinen ist das rechte
Tun der Heiligen.
(9) Und er sagt
mir: Schreibe: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes gerufen sind. Und er
sagt mir: Diese sind die wahren Worte Gottes. (10) Und ich fiel vor seinen
Füßen nieder, um ihn anzubeten. Und er sagt mir: Schau, nicht! Ich bin dein
Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis von Jesus haben: Gott bete an!
Denn das Zeugnis von Jesus ist der Geist der Weissagung.
Nach der Aussage des Engels über
den Untergang Babylons hört Johannes nun eine große Menschenmenge im Himmel
jubeln über die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichts. Während Babylon sein
Heil im Genuß gesucht hat und die Herrlichkeit im
Prunk und die Kraft in der Kunst der Verführung, wissen die Erlösten, dass
alles Heil und alle Herrlichkeit und alle Kraft allein von Gott kommen. Und
dass sie nur erlöst werden können, wenn sie diese Tatsache anerkennen. (1)
Und deshalb muss die gleiche
Kraft, die sie erlöst hat, die richten, die das Heil und die Herrlichkeit und
die Kraft sich selbst zuschreiben. Es entspricht nicht der Wahrheit. Sie
befinden sich im Widerspruch mit der Wirklichkeit, und in diesem Widerspruch,
in den sie sich selbst gebracht haben, "brennen" sie. Und der Rauch
dieses "Feuers" steigt seit dem Sündenfall für alle sichtbar auf und
so wird es sein durch alle Zeitalter hindurch. (2)
Und die vierundzwanzig Ältesten im
Himmel und die vier Lebewesen bestätigen die Feststellung der Menge der
Erlösten. Und sie erweisen Gott die Ehre. Und auch vom Thron selbst geht eine
Stimme aus und erinnert alle, die Gott fürchten, die
Kleinen wie die Großen, Gott zu loben. (3-5)
Am Ende braucht es keine
Ermahnung mehr, denn sobald ein Mensch das Bewusstsein vom Ursprung der Kraft
wiedererlangt hat, kommt das Lob Gottes von selbst. Und es ist eine sehr große
Menge von Menschen, die dieses Bewusstsein wiedererlangt hat. Und ihre Stimme ist
so vielfältig wie das Rauschen vieler Wasser und so gewaltig wie starker Donner
und sie jubelt ohne Ende "Halleluja!" Denn für sie ist Gott König
geworden. Zuvor waren auch sie von fremden Göttern beherrscht, wie Babylon,
doch das Gericht hat ihnen wieder zum Bewusstsein gebracht, wer ihr Herr ist.
Und dieses Bewusstsein lässt sie immer nur jubeln. (6)
Für sie ist "die Hochzeit
des Lammes" gekommen und sie selbst stehen als seine Frau bereit. Und ihr
Brautkleid ist das rechte Tun der Heiligen. Es wurde ihnen geschenkt. Sie
wissen, es ist nicht ihr Verdienst. Sie haben es nicht gemacht. Es ist
eigentlich kein Tun, sondern ein Nicht-Tun, ein
Ge-Horchen und sich bewegen lassen. Und das Lamm ist das, was sie selbst in
ihrem tiefsten Wesen sind. Dieses Wesen, das direkt aus Gott kommt, erfüllt nun
auch ihr Ich-Bewusstsein: Sie sind wieder eins und ganz geworden.
Auch für die Buddhisten ist
genau dieses Einswerden die Erlösung. Sie nennen es "Nirvana",
nämlich den Bewusstseinszustand, in dem ein Mensch sich nicht mehr separiert
und daher auch nicht mehr als getrennt erfährt, weder von Gott noch von den
anderen Wesen. Das ist die Hochzeit des Lammes. Und das Hochzeitsmahl ist das
Leben in dieser Einheit, das Leben im Nirvana, das
Leben (nach der Wiedergeburt) aus dem Geist. (7f.)
Und wie Johannes sieht, dass
alles menschliche Leben darauf zusteuert, als er sieht, dass in dieser Weise da
zu sein das Wort Gottes Wirklichkeit geworden ist, fällt er nieder vor dem, der
ihm das begreiflich gemacht hat. Doch der warnt ihn: Sein Niederfallen vor
jemand schafft eine Zweiheit. Und in ihr ist die Erlösung verloren. Es gibt nur
einen, der anzubeten ist, und das ist der Herr des Lebens, und es gibt nur eine
Art der Anbetung, die Anbetung "im Geist und in der Wahrheit" (Joh 4, 23). Nur so tritt der Beter nicht heraus aus dem
Fluss des Lebens, nur so ist er nicht separat, sondern eins mit dem Geist, der
ohne Ausnahme immer und überall alles lenkt, indem er der Wahrheit dieses
Augenblicks Ausdruck verleiht. Diesem Geist folgt der Erlöste und daher
verschwinden für ihn schon zu seinen Lebzeiten Zeit und Raum und es bleibt nur
noch die Gegenwart, jetzt und in alle Ewigkeit. (10)
Der Johannes dieses Verständnis
vermittelt hat, hat das Zeugnis von Jesus. Und Jesus bezeugt den Geist, der
schon die Propheten beseelt hat, und er bezeugt, dass dieser Geist allen zur
Verfügung stehen kann - auch dir. Und wenn du in der Gegenwart ganz da bist,
siehst du diesen Geist in jedem Geschehen am Werk. Du siehst, woher es kommt
und wohin es führt, was der Vollendung im Wege steht und wie eine Umkehr zu
erreichen ist.
Jesus selbst ist es, der hier
Johannes und uns davor warnt, uns noch in diesem Stadium unserer Transformation
von der Einheit zu separieren, indem wir eine Gabe bewundern, die sich aus dem Einssein
ergibt. (10)
41... 19, 11-16: Der Richter erscheint auf einem
weißen Pferd
(11) Und ich sah
den Himmel geöffnet, und sieh: Ein weißes Pferd und der auf ihm sitzt heißt
"treu und wahr", und in Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg. (12)
Seine Augen aber eine Flamme von Feuer, und auf seinem Kopf viele Diademe, auf
die ein Name geschrieben ist, den keiner kennt, außer er selbst. (13) Und umworfen ist er mit einem Gewand, getaucht in Blut, und
sein Name wird gerufen "das Wort Gottes".
(14) Und die Heere
im Himmel folgten ihm auf weißen Pferden, bekleidet mit weißem reinem Leinen.
(15) Und aus seinem Mund kommt ein scharfes Schwert hervor, damit er die Völker
mit ihm schlage. Und er selbst wird sie weiden mit eisernem Stab (Ps 2, 9), und er selbst tritt die Kelter des Weines der
Leidenschaft Gottes, des Allherrschers. (16) Und auf
dem Gewand und auf seinem Schenkel hat er einen Namen geschrieben: "König
der Könige und Herr der Herren".
Die
Schlachtreihen der Könige der Erde, die mit der Hure Babylon gehurt haben, sind
aufgestellt zur letzten Schlacht. Und nun tritt nun der Gegenspieler auf und
wir kennen ihn längst: Ein weißes Pferd erscheint und auf ihm sitzt einer, der
als "treu und wahr" bekannt ist, der in Gerechtigkeit richtet und
Krieg führt. Wir sind ihm begegnet, als das Lamm das erste Siegel des Buches
mit den sieben Siegeln geöffnet hat: "ein weißes Pferd und der auf ihm
sitzt, hat einen Bogen und ein Kranz wurde ihm gegeben, und siegend kam er
heraus, und um zu siegen" (6, 2).
Seit je her kennen wir den
Reiter des weißen Pferdes, den Reiter der Unschuld. Er ist das erste Geheimnis
des Lebens, denn das erste, was erscheint, wenn ein Mensch geboren wird, ist
dieser Sieger. Siegend kommt das Kind heraus aus dem Mutterschoß und es kommt,
um zu siegen. Und es siegt, solange wir unsere Unschuld bewahren. Nach dem
Sündenfall, herrscht nicht mehr "treu und wahr", sondern da herrschen
Vorstellungen, die die Wahrheit gar nicht so gerne sehen. Und dann führt uns
der "treu und wahr" durch das Gericht, an dessen Ende er in uns
wieder siegt, wie schon von Anfang an.
Von ihm ist das Gericht
installiert. Es ist notwendig, weil wir der Illusion der Separatheit
verfallen sind, weil wir nicht mehr klar sehen können. Und nun schafft uns
jener innere Sieger genau die Situationen, die uns wachrütteln. Das ist der
gerechte Krieg, den er von Anfang an führt. (11)
Wie das geht, zeigt uns die
Bibel an vielen Stellen. Als die Ägypter die Israeliten nicht ziehen lassen
wollten, z.B., fielen plötzlich Heuschrecken über das Land her und fraßen alles
kahl. Wie kamen die Heuschrecken auf die Idee in Ägypten einzufallen? Wie
schafft der innere Sieger in uns das Gericht?
Wer normale Hausfliegen beim
Fliegen beobachtet, kann feststellen, dass sie absolut unvorhersehbare Kurven
fliegen. Wovon werden sie gelenkt? Die Japaner würden sagen, sie folgen dem
"Ki". Ohne es zu wissen, folgen sie der
Linie, die sich aus den Kräften und Strukturen ergibt, die von innen und von
außen auf sie wirken. Beide Kräftekonstellationen sind ständig im Fluss. Etwas
in den Fliegen nimmt diese Kräftekonstellationen wahr und veranlasst sie, den
Kraftlinien zu folgen, die sich aus ihnen ergeben. Sie wahrzunehmen und auf sie
zu reagieren, ist lebensnotwendig, nicht nur für Fliegen, sondern für alles,
was ist, natürlich auch für Heuschrecken. Und zu den Kräften, die wirken,
gehören auch die Wünsche und Gefühle der Lebewesen in ihrem Einflussbereich.
Als damals also ein
Heuschreckenschwarm seine Bahnen zog, wurde er plötzlich mächtig angezogen von
einem Land, das innerlich gespalten war, weil ein Teil der Bewohner von einem
anderen Teil unterdrückt wurde. Die Unterdrückten sandten einen verzweifelten
Hilfeschrei aus in alle Welt und die Unterdrücker waren selbst geschwächt, weil
ihr eigener menschlicher Kern doch Mitgefühl mit diesen Menschen hatte. Und so
ist ein Sog in den emotionalen Kraftströmen entstanden, der die Heuschrecken in
dieses Land hineingezogen hat.
Auf ähnliche Weise wurde der
Wind angezogen, als die Israeliten einen freien Durchgang durch das Schilfmeer
brauchten. Und auf ähnliche Weise kam der Widder herbei, der sich im Gebüsch
verfing, als Abraham gerade seinen Sohn Isaak opfern wollte. Alles in der Natur
folgt diesen Kraftlinien und findet auf diese Weise genau das Richtige zur
rechten Zeit. Und so kommt auch das Gericht von jenem Reiter des weißen Pferdes
genau zur rechten Zeit. (11)
Die Augen des Reiters des weißen
Pferdes sind Feuerflammen. In ihm, der ja uns eigenes Wesen ist, brodelt die
schöpferische Kraft und ihr Feuer leuchtet durch seine Augen.
"Und auf seinem Kopf viele
Diademe." Schon bisher sahen wir Diademe, aber bis jetzt nur auf den
Köpfen des Drachen und des Tiers. Und da waren sie, um Eindruck zu machen. Ihr
Funkeln sollte die Menschen hypnotisieren und verführen. Es war künstlich, eine
Falle. Doch mit den Diademen auf dem Kopf des Reiters des weißen Pferdes
verhält es sich anders: Sie werden erst jetzt sichtbar. Als er zu Beginn der
Vision des Johannes zum ersten Mal erschien, ist davon nicht die Rede. Sie blieben
unbemerkt. Erst jetzt, wo der Großteil des Gerichts bereits erfolgt ist, können
wir die Diademe sehen. Ganz so wie wir den Glanz der schöpferischen Kraft in
der Schöpfung auch nur so sehen können, wenn wir von unseren Vorstellungen
gelöst sind. Dann aber können wir das Wunder überall sehen. Und dann sehen wir
auch die Diademe, die das Haupt dessen krönen, der kam, um zu siegen.
Ein Name steht auf diesen
Diademen geschrieben, "den keiner kennt, außer er selbst". Das
Strahlen eines Menschen entfaltet sich erst, wenn er in sich eins ist, wenn er
also nicht mehr Vorstellungen folgt, sondern seiner Originalität. Sein Name ist
also seine Einzigartigkeit. In ihr erscheint schließlich die Herrlichkeit
Gottes selbst. (12)
Und er trägt ein Gewand, das in
Blut getränkt ist. Und dieses Blut ist sein eigenes. Viele der gefallenen
Menschen fühlen sich bedroht von denen, die den Weg zurück ins Paradies
eingeschlagen haben. Ihr "Ich" ist in Gefahr, und so reagieren sie
aggressiv. Und daher werden auf dem Weg zur Erlösung viele auch körperlich
verletzt. Ob einem aber nun tatsächlich sein Leben genommen wird oder ob er
einfach ein Leben der Hingabe lebt, Leiden zu ertragen, ist in jedem Fall eine
notwendige Voraussetzung der Erlösung. (13a)
Und sein Name ist "Wort
Gottes". Jedes Wort, das aus dem Mund eines Erlösten kommt, ist Wort
Gottes, denn er ist ja eins mit ihm. Deshalb ist die Bibel Wort Gottes, wie die
heiligen Bücher anderer Kulturen auch. (13b)
"Und die Heere des Himmels
folgen ihm." Alle im Himmel gehen den gleichen Weg. Sie folgen dem Sieger,
und indem sie ihm folgen, sind sie eins mit ihm. Wie er sitzen auch sie auf
weißen Pferden. Und wie die Braut des Lammes sind sie gekleidet in weißes
Leinen. Ihre Taten entspringen keiner Absicht, sie sind wieder unschuldig geworden.
(14)
"Und aus seinem Mund kommt
ein scharfes Schwert". Aus seinem Mund kommt das immer neue Wort Gottes
und das Wort Gottes scheidet die Geister. Es trifft genau den Punkt und letzten
Endes kann ihm keiner widerstehen. (15a)
Mit seinem Urteil trifft er alle
diejenigen, die sich mit der Hure Babylon eingelassen haben. Dadurch weidet er
sie "mit eisernem Stab".
Und er selbst tritt auch
"die Kelter des Weines der Leidenschaft Gottes." Wir kennen sie
bereits. Unser Eigensinn muss ausgekeltert werden. Und wenn wir lieber zugrunde
gehen, als ihn loszulassen, lässt uns die Leidenschaft des Siegers in uns doch
nicht los bis er frei ist von unserer Tyrannei. (15)
Und der Name auf seinem Gewand
und auf seinem Schenkel heißt "König der Könige und Herr der Herren".
Nur Gott kommt dieser Name zu und doch scheint der Reiter ein Geschöpf zu sein
wie wir. Er ist unser innerstes Wesen und das ist eins mit Gott und wenn wir
uns von ihm nicht mehr separieren, gibt es keinen anderen Herrn mehr über uns.
(16)
42... 19, 17-21: Der Sieg über das Tier und seinen
Propheten
(17) Und ich sah
einen Engel in der Sonne stehen, und er schrie mit lauter Stimme allen Vögeln,
die in der Himmelsmitte fliegen, zu: Auf, versammelt euch zum großen Mahl
Gottes, (18) dass ihr Fleisch von Königen esst und Fleisch von Heerführern und
Fleisch von Helden und Fleisch von Pferden und von denen, die auf ihnen sitzen,
und Fleisch von allen Freien und von Sklaven und von Kleinen und von Großen.
(19) Und ich sah
das Tier und die Könige der Erde versammelt, um mit dem Krieg zu führen, der
auf dem Pferd sitzt, und mit seinem Heer. (20) Und das Tier wurde gefangen und
mit ihm der Lügenprophet, der vor ihm die Zeichen gewirkt hatte, mit denen er
die irreführte, die das Prägezeichen des Tieres empfingen und die seinem Bild
huldigten. Lebend wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der in Schwefel
brennt. (21) Und die übrigen wurden mit dem Schwert getötet, das aus dem Mund
dessen kommt, der auf dem Pferd sitzt. Und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch
gesättigt.
Die Vögel orientieren sich an
der Sonne. Sie ist der Bote Gottes für sie. Und von der Sonne, die auch ein
Symbol für den Schöpfer ist, kommt die Einladung an sie zu dem himmlischen
Hochzeitsmahl ihrer Art: An Fleisch der allerbesten Sorte sollen sie sich sattfressen, am Fleisch von Königen, Heerführern und
Helden. Ob ihr Fleisch besonders lecker schmeckt? Wo ist der Unterschied?
Kleine und Große, Gemeine und Könige, alle, die nicht eins sind mit ihrem
Schöpfer, sind zuletzt, auch ihrem eigenen Bewusstsein nach, einfach nur
Fleisch. (17f.)
Aber noch sind sie am Leben.
Johannes sieht sie versammelt mit dem Tier. Sie sind angetreten zur letzten
Schlacht mit dem, der auf dem weißen Pferd sitzt, mit dem erscheinenden Gott.
In ihrer Verblendung glauben sie, sie könnten gewinnen. Sie wissen nicht, was
sie tun, denn natürlich haben sie keine Chance. (19)
Das Tier und sein Lügenprophet,
der so stark war, dass er den Großteil der Menschheit verführen konnte, beide
werden gefangen und lebend in den See von brennendem Schwefel geworfen.
Das Tier ist der Teil von uns,
der unbewusst ist und nichts wahrnimmt außer unseren eigenen Wünschen und
Ideen. Das Tier in uns geht über Leichen, wenn es etwas will. Und sein Prophet
führt vor, was alles möglich ist. Zusammen gaukeln sie uns eine illusionäre
Welt der Machbarkeit vor. Und indem wir uns ihren Zielen unterwerfen, entfernen
wir uns immer weiter von dem, was wir in Wahrheit wollen und wir steigern uns
hinein in einen Kampf um Macht und Erfolg, den wir niemals gewinnen können,
weil der wesentliche Teil von uns es gar nicht will und weil der Tod uns
schließlich doch alles nimmt, womit wir uns identifizieren.
Letzten Endes fangen sich das
Tier und sein Lügenprophet selbst, spätestens wenn wir sterben. Unseren Tod
können sie nicht überleben. Spätestens da stellt sich die Wahrheit heraus. Und
da helfen die besten Zaubertricks nicht mehr. Spätestens da werden das Tier und
sein Lügenprophet erkannt. Und dieses Erkanntwerden
ist ein Brennen, ein lebend Verbrennen. Und so wie flüssiger Schwefel auf der
Haut unauslöschlich brennt, so gibt es auch für das Tier und seinen
Lügenpropheten kein Erlöschen des Feuers, denn ihr Wesen ist ihre behauptete
Selbständigkeit und damit der Widerspruch zum Schöpfer. Davon können sie nicht
lassen. In der Begegnung mit der Wahrheit müssen sie daher brennen, und sie
können dieser Begegnung unter
keinen Umständen standhalten. (20)
"Die Übrigen" werden
mit dem Schwert der Unterscheidung getötet, das aus dem Mund dessen kommt, der
auf dem weißen Pferd sitzt. Der eins ist mit seinem Ursprung, kann nicht
getötet werden, sondern nur der, der sich separiert. Der Reiter des weißen
Pferdes tötet alles Separate, indem er es von seiner Quelle abschneidet. Und
wenn ein Mensch seine Identifikation mit der Illusion des Abgetrenntseins
nicht loslässt, wird ihn dieses Schwert in bloßes Fleisch verwandeln. Seine
eigene Unterscheidung wird ihn töten. Seine Lebenskraft wird ihn verlassen und
er wird nicht mit ihr gehen, sondern in dem Fleisch bleiben, mit dem er sich ja
identifiziert, das nun aber von den Vögeln des Himmels gefressen wird. (21)
Eine Zeit der Harmonie,
die Wiederkehr des Ego
und seine erneute Zerstörung
43... 20, 1-6: Das Tausendjährige Reich
(1) Und ich sah einen
Engel aus dem Himmel herabsteigen, der den Schlüssel des Abgrunds in seiner
Hand hielt und eine große Kette.
(2) Und er ergriff
den Drachen, die alte Schlange, der der Teufel und der Satan ist, und er band
ihn für tausend Jahre, (3) und er warf ihn in den Abgrund, und er schloss zu,
und er versiegelte den Deckel über ihm, damit er die Völker nicht mehr
irreführe, bis die tausend Jahre vollendet wären. Danach muss er für eine kurze
Zeit gelöst werden.
(4) Und ich sah
Throne, und sie setzten sich auf sie, und das Gericht wurde ihnen gegeben, und
die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes
enthauptet worden sind, und die das Tier nicht verehrten, noch sein Bild, und
die das Prägezeichen auf die Stirn und auf ihre Hand nicht empfingen. Und sie
lebten und sie herrschten mit dem Christus tausend Jahre lang. (5) Die übrigen
Toten lebten nicht bis die tausend Jahre vollendet waren. Das ist die erste
Auferstehung.
(6) Selig und
heilig, der an der ersten Auferstehung teilhat. Über diese hat der zweite Tod
keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein, und sie
werden mit ihm herrschen tausend Jahre lang.
Das Tier und sein Prophet sind
nicht mehr; nur noch der Drache ist übrig. Und den ergreift nun ein anderer
Engel, der aus dem Himmel herabsteigt.
Der Engel hat den Schlüssel zum
Abgrund. Und dieser Abgrund ist in uns und er ist überall. Es ist die die
äußerste Entfernung von Gott, die völlige Getrenntheit, die es natürlich nicht
geben kann, die wir aber doch erleben können. In dem Maß, in dem wir unser
Bewusstsein aus seiner Verbundenheit mit Gott lösen, schließen wir uns dem
Drachen an. Der Drache respäsentiert die Kraft, die
wir aus uns selbst zu haben meinen. Solange wir diese Kraft erfolgreich
einsetzen können, spüren wir nichts von der Trennung. Aber in dem Augenblick,
in dem diese Kraft versagt, trifft uns ihr Schmerz mit voller Wucht. Das ist
das Gericht. Und die Kraft des Gerichts lässt uns den Drachen nun dort sehen,
wo er immer schon ist, in der Entfernung von Gott, "im Abgrund". Der
Engel, der den Drachen fängt und im Abgrund ankettet, ist also der Schmerz über
unsere Getrenntheit von Gott. Dieser Schmerz öffnet uns die Augen für die
Wirklichkeit und dadurch verliert der Drache seine Kraft, uns zu verführen -
"tausend Jahre" lang. (1f.)
Nach dieser langen Zeit muss die
Wahrheit nocheinmal ausgetestet werden und dazu wird
dem Drachen seine Verführungskraft für kurze Zeit zurückgegeben, damit sich
schließlich endgültig herausstellen kann, dass die Unabhängigkeit eine Illusion
ist. (3)
Und jetzt erscheinen wieder die
himmlischen Throne. Und die diesen Verwandlungsprozess durchgemacht haben,
setzen sich auf sie und ihnen wird das Gericht übergeben - so wie es Jesus
seinen Schülern angekündigt hatte: "Ihr aber seid die, die mit mir
durchgehalten haben in meinen Versuchungen. Und so wie der Vater es mir
übergab, übergebe ich euch ein Königtum, damit ihr in meinem Königtum an meinem
Tisch esst und trinkt. Und ihr werdet auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels
richten." (Lk 22, 28-30). (4)
Die diesen Verwandlungsprozess
durchgemacht haben, verstehen jetzt das menschliche Leben. Sie sind auch
imstande, andere zu führen und sie neu auszurichten auf den richtigen Weg.
Daher sind sie die Richter. Und diejenigen, die getötet wurden, weil sie dem
Zeugnis Jesu treu bleiben wollten, sind mit dabei und alle die das Prägezeichen
des Tieres nicht empfingen. Sie alle leben und herrschen "mit dem
Christus", mit dem Erlöser, "tausend Jahre", also bis die Zeit
vollendet ist. Sie leben, obwohl sie gestorben sind, weil sie schon zu ihren
Lebzeiten eingetreten sind in die ewige Gegenwart. Indem sie eins geworden sind
mit dem "Menschensohn" in ihnen, haben sie "die erste
Auferstehung" erfahren, die Auferstehung zu Lebzeiten. (4f.)
Die übrigen der Toten leben
während der Zeit, in der der Drache gefangen liegt, nicht. Sie waren schon tot,
bevor sie gestorben sind. Und weil sie von einer Verbindung zur Quelle des
Lebens nichts wissen wollten, hat die erste Auferstehung sie nicht berührt. (5)
Glücklich und heilig aber sind
die, die an der ersten Auferstehung teilhaben, denn sie haben bewusst Anteil am
ewigen Leben. Alles, was sie tun, ist eine heilige Handlung, denn es kommt
nicht aus ihrem Eigenwillen, sondern aus dem Willen Gottes und aus dem Willen
ihres eigenen Wesens, und das ist der "Christus". Weil sie mit ihm
übereinstimmen, sind sie "Priester Gottes und des Erlösers". Und weil
sie schon im Ewigen sind, brauchen sie "den zweiten Tod" nicht fürchten,
vielmehr werden sie mit dem Erlöser herrschen "tausend Jahre", also
bis die Zeit vollendet ist.
Der zweite Tod ist der Tod im
Ewigen. Er wartet auf die, die sich zeitlebens gegen die Verbindung mit dem
Ewigen gesperrt haben, die ihr eigenes Wesen verleugnet haben und die sich dem
Tier verschrieben haben in seinem Kampf gegen das Lamm. (6)
44... 20, 7-10: Der endgültige Sieg über den Satan
(7) Und wenn die
tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis gelöst
werden, (8) und er wird ausgehen, um die Völker in den vier Ecken der Erde
irrezuführen, den Gog und den Magog,
und sie zum Krieg zusammenzuführen, die so zahlreich sind wie des Sand des
Meeres.
(9) Und auf der
ganzen Breite der Erde stiegen sie herauf und sie umringten das Lager der
Heiligen und die geliebte Stadt. Doch Feuer fiel aus dem Himmel herab und es
fraß sie auf (2 Kön 1, 10.12).
(10) Und der
Teufel, der sie irreführte, wurde in den See des Feuers und Schwefels geworfen,
wo auch das Tier und der Lügenprophet sind, und sie werden gequält Tag und
Nacht in die Äonen der Äonen.
Wenn die Zeit vollendet ist,
wird der Satan losgebunden und er kann die Menschen erneut verführen. Während
vorhin das Tier die Könige der Erde zum Kampf gegen den Reiter des weißen Pferdes
versammelte, führt nun die alte Schlange die Völker zusammen zum Krieg. Und, so
zahlreich wie der Sand am Meer, umringen sie das Lager der Heiligen und die
geliebte Stadt. Doch genauso wie vorhin haben sie keine Chance. (7-9)
Es klingt als handle es sich um
zwei Ereignisse, aber es sind nicht zwei Ereignisse, es ist beidemale
die stets gegenwärtige Versuchung zur Abspaltung, die nur zeitweilig ausgesetzt
bleiben kann, die irgendwann aber sicher wiederkehrt, um von neuem mit dem
Kampf gegen das Eine und die, die eins mit ihm sind (die Heiligen) zu beginnen.
So ist im Alten Testament Gideon nach langem Einssein vom Weg abgewichen und
ebenso Salomo. Und zuvor waren die Israeliten in Ägypten abgewichen und Sklaven
geworden und im Gelobten Land sind sie erneut abgewichen und in die
Babylonische Gefangenschaft geraten. Und schon am Anfang ist Eva abgewichen und
aus dem Paradies verstoßen worden und dann hat sich Kain abgesondert usw. usw..
Indianer erzählen, es habe
Zeiten gegeben, wo ein ganzer Stamm eins war, wo keiner separat und für sich
lebte, sondern wo alle nur füreinander da waren. In diesen Zeiten hätte es
keinerlei Krankheiten gegeben. Selbst wenn einige wenige aus der Gemeinschaft
ausgeschert wären, hätte die Gemeinschaft doch ihre Kraft erhalten können. Wenn
jedoch die Zahl derer, die für sich sein wollten, eine gewisse immer noch
kleine Zahl überschritt, war der ganze Stamm in Gefahr. Dann begann der Prozess
des Abbröckelns der Einheit, der Zersplitterung und der Verwundbarkeit. Und
unsere Geschichte beschreibt genau das gleiche: Die "tausendjährige"
Fesselung des Satans geht irgendwann zuende, immer
wieder. (7)
Immer wieder sind daher die
Anhänger des Satans heraufgestiegen, um das Lager der Heiligen zu erstürmen.
Immer wieder aber ist der Geist, der sie führte, genau in dem Moment, in dem
sie zum vernichtenden Schlag ausholten, gefangen oder, was seine Macht über die
Heiligen betrifft, sogar vernichtet worden. Und auch jetzt wird er in den See
von brennendem Schwefel geworfen, wo er mit dem Tier und seinem Propheten
gequält wird von einem Zeitalter zum nächsten. (9f.)
Immer schon schmort der Satan in
der Hölle, auch während er heraufsteigt aus dem Abgrund und seine
Verführungskünste walten lässt, auch während er "das Lager der Heiligen
und die geliebte Stadt" belagert. Und immer schon fällt Feuer aus dem
Himmel und immer schon frisst es ihn auf, wie es damals Sodom und Gomorrha aufgefressen hat. Das Feuer ist immer da; es ist
ja der Widerspruch, in dem der Satan und seine Anhänger seit je her stehen. Tag
und Nacht werden sie gequält, immer schon. Auch wenn ihnen ihr Schmerz gar
nicht zum Bewusstsein kommt, auch wenn sie gerade in irgendeiner Lust
schwelgen. Und der stets gegenwärtige Schmerz macht sie immer gieriger nach
Lust und der Widerspruch zur Wahrheit vertieft sich und das macht immer mehr
Schmerz, bis der Schmerz sich nicht mehr verleugnen lässt und bis daher die
Entscheidung fällt entweder zur Umkehr oder zum ewigen Trotz. (9f.)
Im Fall der Umkehr ist es nur
der Satan, der brennt, also nur die Spreu, die von jetzt ihnen abfällt. Wenn
sie aber die Spreu nicht loslassen, sondern sich mit ihr identifizieren, so
sind in ihrem eigenen Verständnis "sie selbst" es, die brennen und
nichts kann die Flammen löschen. (10)
Angesichts des Todes zeigt sich die Wirklichkeit
45... 20, 11-15: Das Gericht über die Toten
(11) Und ich sah
einen großen weißen Thron und einen, der auf ihm saß, vor dessen Angesicht die
Erde und der Himmel flohen, sodass kein Platz mehr für
sie zu finden war.
(12) Und ich sah
die Toten vor dem Thron stehen, die großen und die kleinen. Und Bücher wurden
geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das Buch des Lebens. Und die
Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, wie es in den Büchern geschrieben
stand.
(13) Und das Meer
gab die Toten heraus, die in ihm waren. Und der Tod und der Hades gaben die
Toten heraus, die in ihm waren. Und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen
Werken.
(14) Und der Tod
und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dieser Tod ist der zweite, der
Feuersee. (15) Und wenn einer nicht im Buch des Lebens eingetragen gefunden
wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.
Und nun sieht Johannes den Thron
des Richters, des ganz Unschuldigen, des ganz Reinen. Es ist das Lamm und das
Lamm ist der Menschensohn. Sein Anblick ist so stark, dass Erde und Himmel vor
ihm nicht bestehen können. Erde und Himmel sind vergänglich, doch der
Menschensohn / das Lamm sind unvergänglich. Erde und Himmel sind im Zeitlichen,
der Menschensohn ist im Ewigen. Erde und Himmel sind separat, der Menschensohn
und das Lamm ist eins mit dem Ganzen. Deshalb sind Erde und Himmel so
unbedeutend vor ihm, so unwürdig, vor seinem Angesicht zu erscheinen, dass sie vor ihm fliehen; und es gibt keinen Ort, an dem sie
vor ihm bestehen könnten. (11)
Aus dem gleichen Blickwinkel
heraus betonen Hindus und Buddhisten, die Vergänglichkeit des Himmels. Der
Himmel, so sagen sie, ist der dauernd glückselige und schmerzfreie Zustand, der
durch Verdienste entsteht. Er vergeht, wenn die Verdienste aufgebraucht sind.
Er ist nicht ewig. Das ewige Leben dagegen besteht nicht in einem dauernd
glückseligen und schmerzfreien Zustand, sondern im bewussten Dasein im Hier und
Jetzt. Das Charakteristische am Himmel ist das Fortbestehen der separaten
Existenz, das Charakteristische am ewigen Leben ist die Rückkehr in die
Einheit. Vor dem Richter aber gibt es kein Fortbestehen der separaten Existenz.
Er beurteilt jeden ja "nach seinen Taten", also nach dem Grad seiner
Hingabe, nach dem Grad seines Einsseins, nach dem Grad seines Verzichts auf Separatheit, auf sein eigenes "Ich"-Sein.
Und Jesus ist "der" Menschensohn, weil er nicht seinen Willen tut,
sondern den Willen des Vaters, also den Willen des Ganzen, des Einen.
Das Separate kann vor dem auf
dem Thron nicht bestehen Und da gibt es tatsächlich Menschen, die glauben, sie
könnten vor Gott hintreten und einfach so weiterleben! Das Bild hier sagt uns
eindeutig, dass das nicht geht. Niemand kann Gott sehen und vor ihm bestehen.
Aus diesem Grund "hat Gott niemand je gesehen", wie der Evangelist
Johannes sagt (Joh 1, 18).
Aber nicht vor ihm bestehen
können, heißt nicht, sich auflösen. Was nicht bestehen kann, ist nicht die
Existenz an sich, sondern die Separatheit. Nur wenn
wir das verstehen, verstehen wir das Gericht der Toten. Erde und Himmel sind
bereits gerichtet. Sie konnten ihre Separatheit nicht
behaupten. Sie sind geflohen und nun stehen die Toten vor dem Thron -
irgendwann auch wir. Und auch sie werden konfrontiert mit der Notwendigkeit,
eins zu werden. Um festzustellen, wie weit sie dazu fähig sind, wird der
Speicher ihres Gedächtnisses geöffnet und "das Buch des Lebens" wird
geöffnet und die Daten werden miteinander verglichen. Das Buch des Lebens liegt
in der menschlichen Natur, die den Auftrag hat, Ebenbild Gottes zu sein, das
Ursprüngliche zu leben, das Echte, das Wahre, das Ewige. Und alles, was
abweicht von der Wahrheit, wird nun sichtbar und es schmerzt, weil es im
Innersten eines jeden Menschen doch nur den einen Wunsch gibt, nämlich eins zu
sein mit allem und mit dem "Vater", der der Vater aller ist. (11f.)
Vor dem Thron lässt sich nichts
mehr verheimlichen, da wird alles öffentlich bekannt und diejenigen, die
während ihres Lebens keinen Respekt vor ihren Geschwistern kannten, werden
sehen, dass sie keinen Respekt vor ihren Ursprung kannten und keinen Respekt
vor sich selbst. Sie waren nicht bereit zum Einswerden. Und jetzt wird das
Bewusstsein ihrer Getrenntheit, ihr Tod, in den Feuersee geworfen und sie
werden darin brennen, solange sie sich mit diesem Bewusstsein identifizieren.
(12-14)
Diejenigen aber, die sich ihrer
Verbindung zum Ursprung bewusst sind, können heimkehren zu ihm und nichts kann
sie mehr trennen. Für sie, die aus der Einheit heraus gelebt haben, gibt es
daher den Tod nicht mehr. Sie sehen den Tod und die Unterwelt selbst im
Feuersee verschwinden. Weil sie eins sind mit der schöpferischen Kraft, haben
sie nicht "Teil" an ihr, sondern sie selbst sind diese Kraft. Ihr altes
"Ich", das von Fritz Maier oder Lieschen Müller ist längst gestorben,
vielleicht schon bevor sie gestorben sind, und ihr jetziges Ich ist das eine
Ich, JAHWE, so wie es bei Jesus war. Und alle, deren altes "Ich" noch
nicht gestorben ist, sind auch noch abgesondert vom Fluss des ewigen Lebens.
Und alles Abgesonderte wird im Feuersee eingeschmolzen und es brennt, so lange
es sich separiert. Ihre menschliche Natur jedoch, das Kind Gottes in ihnen,
wird nicht brennen, es wird zurückkehren zu seinem Ursprung, von dem es nie
getrennt war.
Das Leben nach der Vernichtung
des Ego
46... 21, 1-8: Der neue Himmel und die neue Erde
(1) Und ich sah
einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde
sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
(2) Und die
heilige Stadt, ein neues Jerusalem, sah ich aus dem Himmel herabsteigen von
Gott, bereitet wie eine Braut, die geschmückt ist für ihren Mann.
(3) Und vom Thron
hörte ich eine laute Stimme, die sagt: Sieh das Zelt Gottes unter den Menschen!
Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst
wird bei ihnen sein. (4) Und jede Träne wird er abwischen aus ihren Augen (Jes 25, 8). Und der Tod wird nicht mehr sein, auch nicht
Trauer, auch nicht Geschrei, und auch Mühe wird nicht mehr sein, weil das Erste
vergangen ist.
(5) Und der auf
dem Thron sitzt, sprach: Sieh, ich mache alles neu! Und er sagt: Schreib es
auf, denn diese Worte sind treu und wahr! Und er sprach zu mir: Es ist geschehen.
Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Umsonst werde ich dem
Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben. (7) Der siegt, wird das
erben. Und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein (2 Sam 7, 14; Ex
11, 20). (8) Den Feigen aber und den Ungläubigen und den
Verabscheuungswürdigen, den Mördern und den Hurern, den Zauberern und den
Götzendienern und allen Lügnern: Ihr Anteil ist in dem brennenden See aus Feuer
und Schwefel. Das ist der zweite Tod.
Johannes sieht nun einen neuen
Himmel und eine neue Erde, weil der erste Himmel und die erste Erde vergangen
sind. Das bedeutet nicht, dass Erde und Himmel durch eine kosmische Katastrophe
ausgelöscht worden sind. Sie sind vergangen, weil sie vor dem Anblick dessen auf
dem Thron nicht bestehen bleiben konnten. Nichts, was der alten Welt angehört,
der Welt des Sündenfalls, der Welt der Unterscheidung, der Welt der Dualität,
kann vor Gott bestehen. Und für alle Menschen, die durch den Prozess des
Gerichts gegangen sind, hat sich die alte Welt aufgelöst und eine neue Welt ist
erschienen. Äußerlich hat sich nichts verändert und doch hat sich alles
verändert. (1f.)
Um das zu verstehen, müssen wir
uns an Paradies und Sündenfall erinnern: Jedes Lebewesen, ja schon jedes
Elektron, Photon oder Quark, spürt in sich den Einfluss aller wirkenden Kräfte
und es reagiert entsprechend seiner Natur. Die Menschen jedoch haben erstmalig
in der Schöpfung zusätzlich zu ihrem Spüren noch die Möglichkeit, das Ganze zu
zerteilen, Begriffe zu bilden und "Objekte" zu schaffen. Und mit
ihren Objekten werden sie auch selber zum Objekt und herausgelöst aus der
Einheit mit allem. Und jetzt braucht es ein "Gericht", um das Ganze
als solches wiederherzustellen, etwas, das die Menschen veranlasst, sich abzuwenden
von dieser Art, ihr Leben zu lenken und zurückzukehren zur Einheit. Und da ist
dann auch die Welt wieder eine andere, nicht mehr eine Welt von Gegenständen,
die durch Begriffe definiert werden und die die Menschen nur vermittelt durch
diese Begriffe auch wahrnehmen, denn jetzt ist nichts mehr
dazwischengeschaltet. Jetzt können die Menschen wieder unmittelbar wahrnehmen.
Solange ihre Wahrnehmung durch
ihre Begriffe gefiltert war, war alles alt und schematisch, nämlich so alt und
schematisch wie ihre Begriffe. Doch jetzt ist alles wieder neu für sie. (1)
Und jetzt kommt aus dem Himmel
auch eine neue heilige Stadt, ein neues Jerusalem. Das neue hat nichts zu tun
mit dem alten Jerusalem und obwohl es "heilige Stadt" genannt wird,
ist es gar keine Stadt und es kommt auch nicht in dem Sinn "vom Himmel
herab", dass es vorher nicht existiert hätte. Äußerlich verändert sich
nämlich gar nichts. Nur die Menschen, die das Gericht erfahren haben, haben
sich verändert und dadurch hat sich für sie die ganze Welt verändert.
Während das alte Jerusalem nur
für ein bestimmtes Volk das Leben aus dem Geist symbolisierte, ist das neue
Jerusalem die Welt aller Erlösten aller Völker.
Und die Welt in der sie nun leben
ist nicht irgendwo hinter den Wolken, sondern sie ist nach wie vor konkret und
hier auf der Erde. Es ist ein funktionierendes soziales Ganzes - deshalb sieht
es Johannes als eine "Stadt" - mit Arbeit, Geschäften und Erholung,
mit Anstrengung und Entspannung, mit Angenehmem und mit Unangenehmem.
Für diejenigen, die das Gericht
noch nicht erfahren haben, ist es die gleiche alte Welt, die Welt, in der wir
jetzt leben. Es ändert sich absolut nichts an ihr und doch ist sie gänzlich
verwandelt für die, die wiedergeboren worden sind aus dem Geist. Und wenn wir
aus dem Geist geboren worden sind, ist sie für uns wie eine Braut, die sich für
uns geschmückt hat.
Einerseits sind wir zwar selbst
die Braut, die geschmückt ist für den Bräutigam, der uns in dieser neuen Welt
begegnet. Andererseits sind wir aber gleichzeitig auch der Bräutigam, da nun
doch Gott in uns erscheint, wie er damals in Jesus erschienen ist.
Jeder/jede Erleuchtete erlebt,
wie die Welt für ihn/sie bereit ist, wie sie wartet und wie sie ihm/ihr einen
Empfang von der Art bereitet, wie die Menschen in Jerusalem es "am
Palmsonntag" für Jesus getan haben, wie sie es für die indischen Gurus tun
oder für die Sufi-Scheichs oder für die Zen-Meister. (2)
Und nun wird das durch eine
Stimme, die vom Thron her kommt, erklärt: Das liegt daran, dass Gott unter den
Menschen wohnt. Er wohnt auch bei denen, die davon nichts wissen, sogar bei
denen, die sich gegen so eine Behauptung verwahren würden. Alle Menschen, die
guten und die schlechten, die Erlösten und die Verdammten, werden doch berührt
von so einer Begegnung. Sie gehören schon zum Volk Gottes und Gott selbst ist
schon bei ihnen. Und doch wird das in Zukunft noch mehr so sein und nocheinmal ganz anders.
Alle Menschen sind ja göttlichen
Ursprungs und alle haben in sich die Sehnsucht, zu diesem Ursprung
zurückzufinden. Und in allen arbeitet etwas in diese Richtung - und mögen sie
im Augenblick auch noch so weit entfernt erscheinen. Irgendwann wird es so weit
sein. Da wird Gott auch in ihnen sichtbar werden. Daran glauben die Hindus und
die Buddhisten, die ja sagen, dass ein Mensch so lange immer wieder auf dieser
Erde geboren werden muss, bis sein Gericht vollendet ist, also bis er seine
Natur erkannt hat, die letzten Endes Gott ist (3).
Und was sie im unerlösten
Zustand auch alles erdulden müssen, das Schlimmste sind die Schmerzen des
Gerichts. Doch durch die darauffolgende Begegnung mit
ihrem Ursprung wird das alles mehr wie aufgewogen. Dann wird es keine Trauer
mehr geben und kein Geschrei und keine Plage. Der aus dem Geist neu Geborene
wird zwar weiterhin Schmerzen ertragen müssen und er wird sich auch weiterhin
anstrengen, doch er wird keinen Grund mehr sehen, sich darüber zu beklagen,
denn er ist ja nicht mehr isoliert und verlassen, wie vor der Erlösung, in der
Zeit des Exils, denn die Erlöstensondern sind verbunden mit der Quelle des
Lebens.
Und daher wird auch der Tod mehr
sein. Das physische Ende eines
Erleuchteten ist nicht vergleichbar mit dem
schrecklichen Hinweggerissenwerden eines Unerleuchteten. Es ist eher ein
freiwilliges Sich-Lösen aus einer abgeschlossenen
Phase des Lebens, um von da in die nächste Phase einzutreten (4).
Und der auf dem Thron sitzt,
sagt, dass er es ist, von dem das ständig Neue ausgeht. Und er befiehlt
Johannes, es aufzuschreiben, weil es wahr ist.
Und er sagt: "Es ist
geschehen!" Die Neuschöpfung der Welt ist bereits geschehen, sie ist immer
schon geschehen. Es ist nicht so, dass damals, vor soundsoviel
Jahren eine Welt geschaffen worden ist, die in soundsoviel
Jahren zerstört werden wird und dass dann eine neue Welt geschaffen wird,
sondern die eine Welt wird ständig geschaffen und zerstört und deshalb ist sie
schon immer neu. Aus dem auf dem Thron geht sie hervor. Er ist der ständig
wirkende Anfang und das ständig wirkende Ende. "Der auf dem Thron"
ist, hinduistisch gesprochen, Vishnu und Shiva in einem.
Und er gibt dem, der dürstet,
Wasser aus der Quelle des Lebens. Umsonst gibt er jedem, der dürstet. Das ist
die einzige Bedingung. Es braucht keine Verdienste. Es braucht keine
Gegenleistung. Es braucht nur Durst. Doch wer dürstet schon nach dem Wasser des
Lebens? Die meisten Menschen dürsten nach Luxus und Wohlstand oder nach
Anerkennung und auf die Begegnung mit ihrem Ursprung hoffen sie nicht, ja sie
fürchten den Augenblick, an dem das geschieht, denn das ist der Tod für sie,
auch wenn es nur der Tod ihrer Illusionen ist. (6).
Der, der siegt, wird das neue
Leben erben. Diejenigen, die in ihrer Suche durchhalten, die sich nicht
ablenken und billig abspeisen lassen, werden sich selbst als Kinder des
Allerhöchsten erfahren. Und sie werden sich fortan als solche verhalten, indem
sie sich lenken lassen, wie Jesus sich lenken ließ, von dem Gespür für die
Wahrheit, das sie von Anfang an haben (7).
Anders aber wird es den Feigen
ergehen, denen, die sich fürchten vor der Meinung der anderen, die es nicht
wagen, sie selbst zu sein. Sie werden die Einheit nicht erfahren, sie werden
gespalten bleiben und in diesem Zweispalt schließlich verbrennen. Genauso die
"Ungläubigen", die Verabscheuungswürdigen, die Mörder, die Hurer, die
Götzendiener und alle Lügner, also die Misstrauischen, die sich ewig
zurückhalten, die Windbeutel, die keinen Respekt haben vor dem Leben, die sich
das Leben erkaufen wollen, die Abhängigen und alle, die nicht nach der Wahrheit
streben. Ihr Los ist der Feuersee. Die innere Spaltung tut weh. Sie brennt. Und
wenn der letzte Augenblick ihres Lebens gekommen ist, werden diese Menschen
sehen, dass sie ihre Chance "auf ewig" vertan haben.
Das ist der zweite Tod. Der
erste Tod war der physische Tod. Das war nicht der eigentliche Tod. Der
eigentliche Tod ist dieses Verbrennen am Ende der Zeit (8).
47... 21, 9-21: Das neue Jerusalem
(9) Und es kam
einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, voll mit den letzten
sieben Schlägen. Und er redete mit mir und sagte: Hierher! Ich werde dir die
Braut zeigen, die Frau des Lammes. (10) Und er trug mich im Geist fort auf
einen großen und hohen Berg, und er zeigte mir die Stadt, die heilige,
Jerusalem. Aus dem Himmel herabsteigend von Gott (11) hat sie die Ausstrahlung
Gottes: Ihr Leuchter ist wie ein sehr wertvoller Stein, wie ein kristallener
Jaspisstein.
(12) Sie hat eine
große und hohe Mauer mit zwölf Toren und auf den Toren zwölf Engel und Namen
angeschrieben, die die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels sind: (13) im
Osten drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen
drei Tore. (14) Und die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine und auf ihnen die
zwölf Namen der zwölf Apostel und des Lammes.
(15) Und der mit
mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, um damit die Stadt und ihre Tore
und ihre Mauer zu messen. (16) Und die Stadt liegt viereckig, und ihre Länge
ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend
Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe von ihr sind gleich. (17) Und er
maß ihre Mauer mit hundertvierundvierzig Ellen nach Maß eines Menschen, das ist
eines Engels.
(18) Und das Baumaterial
ihrer Mauer ist Jaspis, und die Stadt reines Gold gleich reinem Glas. (19) Die
Grundsteine der Mauer der Stadt geschmückt mit jedem kostbarem Stein: Der erste
Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, (20) der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Karneol,
der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der
neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopas, der elfte
ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.
(21) Und die zwölf
Tore zwölf Perlen, ein jedes der Tore war aus je einer Perle. Und die Straße
der Stadt reines Gold wie durchsichtiges Glas.
Der gleiche Engel, der das
Gericht gebracht hat, bringt auch die neue Welt. Durch den Prozess des Gerichts
erst kann ja die neue Welt erscheinen, denn durch das Gericht erscheint das
Lamm oder, besser, das Gericht führt den betroffenen Menschen auf eine andere
Ebene seiner Existenz, auf die Ebene, auf der das Lamm immer schon da ist.
Dieser Engel, dieser Bote Gottes
also zeigt Johannes jetzt, welche Folgen das hat. Er zeigt ihm "die Braut
des Lammes". Wenn ein Mensch durch das Gericht auf die Ebene des Lammes
gehoben wurde, dann ist er wieder unschuldig geworden, dann bestimmt er nicht
mehr selber, was geschehen soll, dann lässt er sich führen, wohin ihn sein Herr
Gott, JAHWE, auch führt. Er ist geworden wie Jesus, der sagt: "Ich tue
nicht meinen Willen, sondern den Willen meines Vaters." (9)
Von wo her kennt er den Willen
des Vaters? Durch seine Sensitivität, durch seine feine Aufmerksamkeit, durch
sein Gespür für das Wahre. Aber was nimmt er wahr? Natürlich nicht eine
seltsame Botschaft aus dem Jenseits, sondern einfach das, was da ist. Dadurch,
dass er seiner Wahrnehmung keine Vorstellungen entgegenstellt oder überstülpt,
ist er frei für die Wahrheit, also frei für den Willen des Vaters, der ihm/ihr
ja in Form dessen, was da ist, gegenübertritt. Und der dafür frei ist, ist, wie
Jesus, selbst das Lamm.
Und nun kommt "die Braut,
die Frau des Lammes", die Weggefährtin des Lammes: Es ist "die Stadt,
die heilige", die in diesem wie in jedem anderen Augenblick gerade eben
"aus dem Himmel herabsteigt von Gott". "Die Braut des
Lammes" ist seine Welt. Und diese Welt "hat die Ausstrahlung
Gottes".
Ist das neue Jerusalem, das
Johannes hier sieht, also eine Welt, die
erschaffen wird, nachdem die alte Welt in einem
materiellen Sinn zerstört wurde? Wir brauchen uns nur selbst an die
verschiedenen Welten erinnern, die wir schon durchlebt haben, an all die Höllen
und Himmel, durch die wir gegangen sind, dann erinnern wir uns auch, dass sich
da nicht die Welt draußen geändert hat, sondern nur unsere Perspektive. Aus der
Perspektive des Lammes ist die Welt ein Wunder und sie ist in jedem Augenblick
ganz neu und in jedem Augenblick kommt sich direkt von Gott aus dem Himmel herab.
Es ist nicht irgendeine andere Welt, die es jetzt noch nicht gibt, sondern
genau die Welt, die uns auch jetzt umgibt, ist dann eine völlig andere, eine
absolut wunderbare Welt für uns, auch wenn sie für andere immer noch eine
schreckliche Hölle ist. Diese wunderbare Welt also ist die Braut des Lammes.
(9f.)
Für den Menschen, der durch das
Gericht zum Lamm geworden ist, kommt sie zu jeder Zeit als seine neue
"Stadt" aus dem Himmel herab. "Und einige von denen, die hier
stehen, werden nicht sterben, bevor das geschieht" (Mt
16, 28), das hat Jesus seinen Zeitgenossen gesagt. Das neue Jerusalem ist also
bereits aus dem Himmel herabgekommen, es ist also bereits da und wir brauchen
nur noch zum Lamm werden, damit auch wir es wahrnehmen können. Wiedergeboren aus
dem Geist können wir die heilige Stadt sehen samt ihrer göttlichen
Ausstrahlung. Überall nimmt ein Wiedergeborener sie wahr, denn wohin er auch
blickt, wasimmer er tut, überall begegnet er nur dem
Wunder.
Und im Folgenden beschreibt
Johannes das Wunder: Alles ist für ihn wie aus wertvollstem Edelstein. (10f.)
Die Stadt "hat eine große
und hohe Mauer". Sie ist nicht unbegrenzt. Niemand kommt hinein, außer
durch ein Tor. Obwohl die, die drin sind, sich frei bewegen können, ist sie
doch von außen her geschützt - und auch die Zahl derer, die darin Aufnahme
finden, ist begrenzt.
Die Mauer hat zwölf Tore und auf
den Toren Engel und die Namen der zwölf Stämme Israels. Seit je her wird der
Eingang ins Paradies von einem Engel bewacht. Es ist der Erzengel Michael mit
seinem feurigen Schwert und seiner Frage "wer ist wie Gott?". Er
wehrt jeden ab, der nicht bereit ist, jeden, der noch selbst wer sein will,
jeden, der sich noch nicht vom göttlichen Willen führen lässt.
Das Paradies hat nicht nur einen
Eingang, sondern zwölf Eingänge. So wie die zwölf Stämme Israels alle Typen von
Menschen repräsentieren, ähnlich den zwölf Tierkreiszeichen in der Astrologie,
so gibt es für jeden Charaktertyp ein anderes Tor. Und über jedem Tor steht der
Name dieses besonderen Menschenschlags, damit jeder den seinen auch finden
kann. Jede der vier Himmelsrichtungen hat drei Tore. In jeder Kultur gibt es
die Symbolik der vier Himmelsrichtungen und es gibt eine erstaunliche
Übereinstimmung in der Bedeutung, wenn etwa der Westen der Introspektion
und Intuition zugeordnet wird, der Süden der Unschuld, der Norden dem Intellekt
und der Osten der Aufmerksamkeit nach außen. Aus jeder dieser Richtungen können
Menschen in die heilige Stadt gelangen. (12f.)
Und die Mauer der Stadt hat
zwölf Grundsteine, die die Namen der zwölf Apostel und des Lammes tragen.
Jeder, der die Stadt sehen kann, ist nicht durch eigene Anstrengung in sie
hineingekommen, sondern durch die Arbeit der "Apostel", der
Abgesandten des Lammes. In jeder Kultur gibt es die Abgesandten des Lammes. Die
Apostel sind nicht etwas spezifisch Christliches. Ihre Aufgabe ist es, jenen
Bereich des menschlichen Seins zum Aufleuchten zu bringen, einen Menschen also
auf jene Ebene seiner selbst zu bringen, auf der er die Welt so sehen kann, wie
sie ist: als göttliche Emanation. Bei den Hindus tun das die Sadgurus, bei den Naturvölkern die Medizinmänner, bei den
Moslems die (Sufi-)Scheichs, bei den Buddhisten die Rinpoches
und andere Meister. Sie alle sind letzten Endes Abgesandte des Lammes. (14)
Und der Engel, der Johannes all
das zeigt, hat einen Maßstab, ein goldenes Rohr, und mit ihm vermisst er die
Stadt. In der heiligen Stadt ist alles in Proportion. Alles ist genau da, wo es
sein sollte. Alles entspricht dem goldenen Maßstab, auch das Leben darin. (15)
Und die Stadt ist viereckig, die
Länge gleich wie die Breite. Viereckig heißt geordnet. Und dass Länge und
Breite und Höhe gleich sind bedeutet: Sie ist nicht kompliziert, sondern höchst
einfach. (16a)
Und die Stadt erstreckt sich auf
12 x 1000 Stadien in jede Richtung. Es ist also genügend Platz darin für jeden
der zwölf Menschentypen. Alle werden ihr Gebiet haben. Zwölftausend Stadien ist
im heutigen Maß außerdem etwa 12000x200 Meter, also 2400000 Meter in eine
Richtung, und das ist eine überschaubare Größe, die große Komplexität zulässt.
Und die Mauer ist
hundertvierundvierzig Ellen hoch, "nach Menschenmaß, das das Maß eines
Engels ist". 144 ist wieder 12 x 12. Sie ist unerstürmbar
und für jeden der verschiedenen menschlichen Charaktere hält sie ihre Abwehr
bereit. Die Mauer symbolisiert die Abwehrkraft des Menschen, der wiedergeboren
ist aus dem Geist. Der Maßstab, mit dem gemessen wird, ist ein menschlicher,
aber nicht ein ausgedachter, sondern der natürliche Maßstab, der direkt von
Gott kommt. (17)
Und nocheinmal:
Für den, der ins Paradies zurückgekehrt ist, gibt es kein Schema mehr und
nichts Gewöhnliches. Wohin er auch blickt, er sieht nur das in jedem Augenblick
neue, göttliche Leben. Überall sieht er das Wunder. Und so ist alles kostbar und
rein und klar. Und aus dieser Perspektive besteht die Mauer der heiligen Stadt
aus Edelstein, aus kostbarem Jaspis. Und die Stadt selbst besteht aus Gold so
klar wie reines Glas.
Für den zum Lamm Gewordenen ist
alles durchsichtig. Nichts ist verborgen, alles ist klar. So ist Jesus den
Menschen begegnet. Das Lamm in ihm konnte allen bis auf den Grund ihrer Seele
schauen. Nichts blieb verborgen. Deshalb konnte er in jedem Menschen genau
jenen Punkt berühren, durch den die Veränderung eintreten kann. Und so wird es
nach dem Prozess des Gerichts bei allen sein, in denen der Menschensohn
wiedergekehrt ist. Nach außen hin wird die Welt die gleiche sein, wie vor Ihrer
Transformation, aber für sie wird alles verändert sein, kostbar und
durchsichtig in jedem Detail. (18)
Und die zwölf Grundsteine der
Stadt funkeln in kristallenem Glanz. Es sind ja die Abgesandten des Lammes, auf
denen das neue Jerusalem beruht. Jeder von ihnen ist ein einziger Kristall. In
jedem von ihnen ist aus dem vorangegangenen Chaos kristallklare Ordnung
geworden. Jeder von ihnen ist in seiner spezifischen Originalität
auskristallisiert. Und jeder, der bewusst in dieser Stadt lebt, ist selbst zu
einem Edelstein geworden. Und er sieht die Kostbarkeit der Eingänge in diese
Stadt. Es gibt nichts Kostbareres. Im Gleichnis Jesu verkauft ein Kaufmann
seinen ganzen Besitz für eine einzige Perle und hier finden wir jene
einzigartige Perle als das Tor zum Paradies. Der Eingang ins Paradies ist das
Kostbarste überhaupt. Es gibt doch nichts Wichtigeres im Leben eines jeden
Menschen als hier einzutreten. Und so ist eine jedes der zwölf Tore eine
einzige Perle. Und die Straße der Stadt, der Weg, den die Erleuchteten gehen,
ist der edelste Weg, ein Weg aus Gold, und so klar wie durchsichtiges Glas.
(19-21)
48... 21, 22 - 22, 5: Das Leben in der heiligen Stadt
(22) Aber einen
Tempel sah ich nicht in ihr, denn der Herr, Gott, der Allherrscher,
ist ihr Tempel, und das Lamm. (23) Und die Stadt hat die Sonne nicht nötig noch
den Mond, damit sie ihr scheinen, denn die Ansicht Gottes erleuchtete sie, und
ihre Leuchte ist das Lamm. (24) Und aufgrund ihres Lichts werden die Völker
wandeln. Und die Könige der Erde bringen ihre Ehre in sie ein. (25) Und ihre
Tore werden tags nicht geschlossen werden, und Nacht wird dort nicht sein. (26)
Und sie werden den Ruhm und die Ehre der Völker in sie hineinbringen. (27) Und
nicht hineingehen in sie wird jegliches Gemeine, noch Übeltäter oder Lügner,
sondern nur die im Buch des Lebens des Lammes verzeichnet sind.
(1) Und er zeigte
mir den Fluss des Wassers des Lebens, strahlend wie Kristall. Der geht vom
Thron Gottes und des Lammes aus. (2) Mitten in ihrer Straße und diesseits und
jenseits des Flusses der Baum des Lebens, der zwölf Früchte bringt im Jahr. Und
ein jeder gibt jeden Monat seine Frucht ab, und die Blätter des Baumes zur
Heilung der Völker.
(3) Und nicht mehr
sein wird jeglicher Fluch. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr
sein, und seine Knechte werden ihm dienen. (4) Und sie werden sein Angesicht
sehen, und sein Name auf ihren Stirnen. (5) Und Nacht wird nicht mehr sein, und
das Licht eines Leuchters haben sie nicht nötig, noch das Licht der Sonne, weil
der Herr, Gott, über ihnen leuchten wird. Und sie werden herrschen in die Äonen
der Äonen.
Einen Tempel gibt es nicht in
der heiligen Stadt. Es braucht keinen Tempel mehr. Denn "die Stunde",
von der Jesus zu der Samariterin am Jakobsbrunnen spricht, ist hier immer da.
Die Menschen brauchen Gott hier weder im Tempel noch auf dem Berg anbeten, denn
sie beten ihn ohnehin in jedem Augenblick "im Geist und in der
Wahrheit" an (Joh 4, 21). Sie sind stets
unmittelbar mit Gott verbunden. Sie selbst sind das Lamm, das sich von ihm
führen lässt. Und ihr eigener Körper ist der Tempel, in dem der Heilige Geist
immer anwesend ist. (22)
Und daher brauchen die Menschen
in dieser Stadt auch keine äußere Orientierung mehr. In jedem Moment empfangen
sie ja die Signale der göttlichen Führung. Sie brauchen die Daten, die sie über
ihre Sinne empfangen, nicht mehr mithilfe ihrer Vorstellungen bearbeiten, bevor
sie handeln können. Sie empfangen viel mehr, als über die Sinne kommt, und
alles ist im Augenblick der Wahrnehmung bereits verarbeitet, denn sie sehen
alles aus dem Blickwinkel des Ganzen. Und der Blickwinkel des Ganzen ist der
Blickwinkel Gottes, und ihn empfängt das Lamm. Und durch ihn sieht es, wohin es
auch blickt, die ganze Tiefe des Seins. Von überall her strahlt ihm daher
"der Ruhm" oder "die Herrlichkeit" (= "doxa") Gottes entgegen (23)
Und in dem Licht, das durch das
Lamm hindurchscheint, können ganze Völker durchs
Leben gehen. Und weil sie ihr eigenes Leben in diesem Licht sehen, bringen die
Könige der Erde ihre Ehre ein in die heilige Stadt. Sie beanspruchen diese Ehre
nicht mehr für sich selbst, sondern sie begreifen sie als Teil des Wunders der
ewigen Schöpfung. (25)
Und die Tore der heiligen Stadt
stehen offen den ganzen Tag und Nacht gibt es nicht. Das Paradies steht immer
allen offen. Es ist immer da als ein ständiges Angebot an alle. Und auch der
Weg ist immer sichtbar, wenigstens der nächste Schritt und dieser nächste
Schritt ist das Tor und das ist den ganzen Tag geöffnet und Nacht gibt es
nicht. Und der ganze Ruhm und die ganze Ehre der Völker geht
in sie ein, denn aller Ruhm und alle Ehre beruhen letzten Endes darauf, die
Menschen in der heiligen Stadt der überall wirkenden schöpferischen Intelligenz
keinen Eigenwillen entgegensetzen. Und der Geist der Bewohner der heiligen
Stadt ist der Geist "des Lammes", "des Nirvana",
"der Leere", und so kann das, was die Japaner "Ki" nennen, auf seine natürlich-wunderbare Weise
wirken. (26)
Das Gewöhnliche jedoch oder
Übeltäter oder Lügner können das Tor nicht passieren, sondern nur die, die im
Buch des Lebens des Lammes verzeichnet sind. Die im Buch des Lebens des Lammes
verzeichnet sind, haben ihr Leben zurückgelegt in die Hand des Vaters. Sie
leben, wie Jesus, direkt aus der Quelle. Sie sind die bewussten Bewohner des
neuen Jerusalem. Die anderen, die Lügner, leben genauso da, aber sie wissen es
nicht. Sie haben sich Bilder gemacht und sie erleben nur die langweilige,
ständige Wiederholung dieser Bilder. Und irgendwo wissen sie das auch, aber sie
machen sich etwas vor, um ihre Illusion von eigenständiger Größe
aufrechtzuerhalten, um sich eben nicht der Führung durch das Ganze überlassen
zu müssen, um nicht zum Lamm zu werden. (27)
Aber für die, die es wahrnehmen
können, ist der Fluss des Wassers des Lebens jetzt da, strahlend wie Kristall.
Und dieser Strom geht aus vom Thron Gottes und des Lammes. Die sich vom Ganzen
führen lassen, wissen sich selbst als Teil dieses Stroms des ewigen Lebens.
Durch die Abwesenheit ihres Eigensinns wissen sie sich eins mit Gott und mit
dem Lamm. (1)
Mitten in ihrer Straße, und
diesseits und jenseits des Flusses, also überall steht für sie der Baum des
Lebens. Die Straße des neuen Jerusalem ist der Weg derer, die sich führen
lassen wie das Lamm. Und auf diesem Weg steht der Baum des Lebens - so wie vor
ihrer Verwandlung der Baum der Erkenntnis auf ihrem Weg gestanden hatte. Und so
wie sie zuvor dessen Früchte genossen hatten, so genießen sie jetzt die Früchte
vom Baum des Lebens. Und der Baum des Lebens bringt jeden Monat seine Frucht.
So wie jeden Monat im Eierstock der Frau ein Ei reift, in so natürlichem Rhythmus
reift alles, was die Bewohner des neuen Jerusalem "tun". Und sie
behalten ihre Frucht nicht für sich, so wie unerlösten Menschen die Früchte vom
Baum der Erkenntnis für sich behalten haben, sondern sie geben jede Frucht ab,
sobald sie reif ist. Und ihre Linke weiß dabei nicht, was ihre Rechte tut (Mt 6,3).
Und der Baum des Lebens trägt
nicht nur Früchte, sondern auch Blätter. Die eins sind mit dem ewigen Leben,
bringen nicht nur wertvolle Ergebnisse hervor, schon ihr bloßes Dasein wirkt
lindernd und heilend auf die Leiden der Menschen. (2)
Und alle Arten von Verhängnis
sind aufgehoben, weil die Erlösten ja das Wesen sehen und nicht mehr an der
Oberfläche haften bleiben. Und Gott, also das eine Ganze wird im neuen
Jerusalem herrschen durch den Geist des Lammes. Und seine Bewohner, die
erlösten Menschen, werden nicht für sich selbst da sein wollen, sondern sie
werden dem Ganzen dienen, Knechte des Ganzen sein. (3)
Und deshalb werden sie (überall)
dieses Eine sehen, JAHWE. Und alle, die sie sehen, werden Ihn in ihnen sehen.
(4)
Und Dunkelheit wird es für sie
nicht mehr geben. Die Gefahr eines Rückfalls ist gebannt. Wenn ein Mensch auf
seinem Weg ins Paradies eine bestimmte Schwelle überschritten hat, nämlich wenn
er wirklich zum Lamm geworden ist, dann hat er die ganze Wahrheit gesehen und
von da an ist der bloße Schein keine Versuchung mehr. Und sie brauchen auch
keinen mehr, der ihnen den Weg weist, denn sie sehen ihn von nun an selbst,
weil sie sich ja nicht mehr selbst lenken, sondern weil das Eine sie lenkt,
weil sie und das Eine eins geworden sind. Und deshalb herrschen nun auch sie
mit dem Einen durch alle Zeiten hindurch. (5)
Das eben Beschriebene wird in
Kürze
uns selbst geschehen
49... 22, 6-21: Sieh, ich komme schnell
(6) Und er sprach zu
mir: Diese Worte sind treu und wahr, und der Herr, der Gott der Geister der
Propheten, schickte seinen Engel, um seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze
geschehen muss. (7) Und sieh, ich komme schnell. Selig, die die Worte der
Prophezeiung dieses Buches bewahren.
(8) Und ich,
Johannes, bin es, der dieses hört und sieht. Und als ich es hörte und sah, fiel
ich vor den Füßen des Engels, der es mir zeigte, nieder, um ihn zu verehren.
(9) Und er sagt mir: Schau, nicht! Ich bin nur dein Mitknecht und der deiner
Brüder, der Propheten und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Gott
verehre!
(10) Und er sagt
mir: Versiegle die Worte der Prophezeiung dieses Buches nicht! Denn die Zeit
ist nahe. (11) Der Unrecht tut, tue weiter Unrecht, und der Schmutzige beschmutze
sich weiter, und der Gerechte tue weiter Gerechtigkeit, und der Heilige heilige sich weiter!
(12) Sieh, ich
komme schnell, und mein Lohn mit mir, um einem jedem so zu vergelten, wie es
seinem Werk entspricht. (13) Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der
Letzte, der Anfang und das Ende.
(14) Selig, die
ihre Gewänder waschen, denn sie werden die Vollmacht haben über den Baum des
Lebens und sie werden eingehen durch die Tore in die Stadt. (15) Draußen die
Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und
jeder, der die Lüge liebt und tut.
(16) Ich, Jesus,
schicke meinen Engel, um euch dieses für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die
Wurzel und das Geschlecht Davids, der strahlende Morgenstern.
(17) Und der Geist
und die Braut sagen: Komm! Und der hört, soll sprechen: Komm! Und der dürstet,
soll kommen, der will, soll das Wasser des Lebens umsonst empfangen.
(18) Ich bezeuge
einem jeden, der hört, die Worte der Prophezeiung dieses Buches: Wenn einer
etwas darüberhinaus hinzufügt, wird Gott auf ihn die
Schläge hinzufügen, die in diesem Buch beschrieben sind, (19) und wenn einer
von den Worten dieser Prophezeiung, die in diesem Buch beschrieben ist, etwas
wegnimmt, wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt
wegnehmen.
(20) Der dieses
bezeugt, sagt: Ja, ich komme schnell. Amen, komm, Herr Jesus!
(21) Die Gnade des
Herrn Jesus sei mit allen.
Die Bewohner der heiligen Stadt
werden kein äußerliches Licht mehr brauchen, weil Gott selbst sie erleuchtet.
Und sie werden herrschen in die Äonen der Äonen. Das ist treu und wahr. Und Gott hat seinen Engel geschickt, um seinen Dienern
jenen Prozess vor Augen zu führen, durch den sich diese Prophezeiung erfüllt.
(6)
Und der Menschensohn, von dem
sowohl die Vision des Johannes, als auch jener Prozess selbst ausgeht, sagt:
"Sieh, ich komme schnell!" Es bleibt keine Zeit, herumzutrödeln. Und
die Worte der Prophezeiung dieses Buches sollen eine ständige Mahnung sein.
Selig, wer sich durch sie daran erinnern lässt, dass nur das Lamm siegen kann.
(7)
Johannes ist der Zeuge, der die
Botschaft hört. Und diese Botschaft ist so gewaltig, und Johannes ist davon so
sehr berührt, und er ist dem Überbringer so dankbar, dass er vor ihm
niederfällt, um ihn zu verehren. (8) Doch der Bote Gottes erinnert ihn ein
weiteres Mal, wie schon zuvor, dass er, den er sieht, nicht der Schöpfer ist,
sondern nur ein Geschöpf, wie Johannes selbst und wie die Brüder, die die
Botschaft dieses Buches bewahren. (9)
Und der Engel befiehlt ihm, die Botschaft,
die Johannes eben empfangen hat, nicht geheim zu halten, denn sie ist
notwendig, damit die Menschen die geringe Zeit, die ihnen für ihren
Verwandlungsprozess bleibt, auch nützen. (10) Doch niemand soll diese Botschaft
aufgedrängt werden, im Gegenteil, sie ist nur für die bestimmt, "die
hören", in denen sie also von selbst etwas auslöst. Daher soll der
Ungerechte weiter Ungerechtigkeit üben, denn seine Ungerechtigkeit wird ihm
genau das einbringen, wovon in diesem Buch die Rede ist, und da wird er dann
selbst sehen, was die Wahrheit ist und ebenso wird es der Heilige sehen. Im
Ergebnis der Tat selbst liegt die Botschaft, und der, der die Prophezeiung
dieses Buches wirklich gehört hat, wird sie in seinem Leben ohne weiteres wiedererkennen. (11)
Sofort, auf der Stelle, misst
der Menschensohn in jedem Menschen jeder Tat ihren Wert zu und zwar nicht nur
im Bewusstsein dieses Menschen, sondern auch in den Konsequenzen, die jede Tat
hat. (12) In jedem Menschen ist es der menschliche Kern, von dessen Urteil
letzten Endes das Glück oder das Unglück dieses Menschen abhängt. Und dieser
menschliche Kern lässt sich nicht manipulieren. Er ist das unverrückbare Maß
schon vor und auch jenseits aller menschlichen Urteile. Von ihm kommt der
Mensch her und an ihm wird er schließlich gemessen. (13)
Selig sind daher die, die ihre
Gewänder waschen, die sich also abwenden von den selbstherrlichen Zielen, die
dem Menschensohn trotzen und die ihr Handeln wieder an ihm orientieren. Denn
dadurch werden sie wieder mit dem Baum des Lebens verbunden und sie werden das
neue Leben erfahren und ihre ganze Welt wird eine andere sein, nämlich das
Paradies. (14) Nicht hinein kommen werden dagegen die, die ihre eigenen Zwecke
verfolgen, die sich von der Wahrheit des Ganzen entfernt haben. (15)
Der Menschensohn, der in Jesus
in archetypischer Weise erschienen ist, schickt ständig seinen Boten, um uns
das zu zeigen. Und wir stehen stellvertretend für alle, die von ihm bereits
berührt worden sind. Der Menschensohn ist die Wurzel, die Basis. Er ist es, von
dem die Heilung kommt, wie es vom Geschlecht Davids gesagt wird. Er ist der
Stern, der am Morgen aufstrahlt und uns das Ende unserer Finsternis ankündigt
und er geleitet uns hinein in das Licht des neuen Lebens. (16)
Und der Geist ruft "komm!".
Der Geist ist die Lebenskraft. Sie drängt uns. Von ihr her spüren wir die
Sehnsucht nach dem göttlichen Licht, nach dem Menschlichen, nach dem Lamm. Und
auch die Braut des Lammes ruft "komm!". Wir in unserem alten
unerlösten "Ich" sind doch die Braut des Lammes und wir sehnen uns
danach, dass der Menschensohn in uns erscheint. Und alle, die von dieser
Botschaft berührt werden, sollen ihre Sehnsucht wachhalten
und "komm!" rufen. Und alle, bei denen die Sehnsucht wach ist, also
alle, die dürsten, dürfen sich dem Lamm nähern. Und die es wollen, werden das
Wasser des Lebens umsonst bekommen. Nicht durch ihre Anstrengung - obwohl
Anstrengung der Sehnsucht ganz natürlich ist - doch am Ende werden sie sehen,
dass es nicht ihre Anstrengung war, sondern ein unverdientes Geschenk, und dann
werden sie ihr ganzes Dasein als solches erkennen. (17)
Und der Menschensohn in jedem
Menschen bezeugt die Wahrheit der Prophezeiung dieses Buches und jeder, der ihr
etwas hinzufügt oder etwas von ihr wegnimmt wird sich selber untreu und deshalb
muss er die in dem Buch beschriebenen Konsequenzen erfahren und solange er
daran festhält, kann er keinen Anteil haben an der neuen Welt. (18f.)
Der das alles bezeugt, eben der
Menschensohn, sagt nocheinmal, dass er schnell
erscheinen wird. Und wir bekräftigen das und bitten ihn, zu kommen, denn wir
wollen zutiefst, dass der Jesus, der uns bereits tief berührt hat, ganz in uns
erscheint. (20)
Und dieses Erscheinen, das nicht
unser Verdienst ist, sondern ein Geschenk, das wünschen wir nicht nur uns
selbst, sondern allen. (21)